Schulmedizin

Magensäureblocker und Vitamin-B12-Mangel: Worauf muss man achten?

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Durch eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD: Gastro-Esophageal Reflux Disease) kann es zu einer chronischen Reizung der Speiseröhrenschleimhaut kommen. Diese kann dadurch geschädigt werden und sich entzünden. In weiterer Folge steigt das Risiko für die Bildung einer Krebsvorstufe in der Speiseröhre (Barrett-Ösophagus) an. Um die Speiseröhre vor dem Säureangriff zu schützen, werden häufig Magensäureblocker, auch Protonenpumpeninhibitoren genannt, verschrieben [1]. Studienergebnisse konnten nun jedoch zeigen, dass eine langfristige Einnahme von Magensäureblockern einen Vitamin-B12-Mangel begünstigen kann [2]. Anzeichen für einen Vitamin-B12-Mangel sind unter anderem Blutarmut, Schwäche und verschiedene neurologische Symptome [3]. Wie ein Mangel an Vitamin-B12 mit der Einnahme von Magensäureblockern zusammenhängt, wird im folgenden Text besprochen.


Wie wirken Magensäureblocker

Magensäureblocker hemmen die sogenannten Protonenpumpen in den Belegzellen der Magenschleimhaut. Die Protonenpumpen setzen die Magensäure frei, die bei der Abtötung von Keimen und bei der Verdauung mithilft. Durch die Magensäureblocker wird die Freisetzung von Magensäure effektiv verhindert und der pH-Wert im Magen steigt. Ein pH-Wert von 7 ist neutral, darunter spricht man von sauer, darüber von basisch. Mit einem pH-Wert von 2–4 liegt im Magen ein saures Milieu vor. Der Magen benötigt diese sauren Bedingungen, um Nährstoffe wie Vitamin-B12 optimal aus den Lebensmitteln zu spalten. Durch die Einnahme von Magensäureblockern wird ein höherer pH-Wert im Magen erreicht. Dier Magensaft ist nun nicht mehr so aggressiv und verliert seine schädigende Wirkung [4].

Vitamin-B12-Haushalt

Vitamin-B12, auch Cobalamin genannt, spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen Stoffwechselprozessen. Unter anderem wird es für die Blutbildung und die Versorgung von Nervenfasern benötigt [5]. Der Mensch kann Vitamin-B12 jedoch nicht selbst herstellen. Es muss daher über die Nahrung aufgenommen werden; besonders in tierischen Produkten wie Eier, Milchprodukte und Leber ist Cobalamin enthalten. Für die Aufnahme in den Körper braucht Vitamin-B12 den sogenannten Intrinsic Factor. Dieser Intrinsic Factor wird, wie die Magensäure, von den Belegzellen der Magenschleimhaut produziert [6]. Um Vitamin-B12 aus der Nahrung herauszuspalten, wird außerdem ein saures Milieu im Magen benötigt. Obwohl das Vitamin wasserlöslich ist, kann es sehr gut im Körper gespeichert werden. Der Speichervorrat in der Leber reicht normalerweise für etwa fünf Jahre. Fehlt aber das saure Milieu im Magen, wie es beispielsweise bei einer langfristigen Einnahme von Magensäureblockern vorkommt, kann weniger Vitamin-B12 absorbiert werden. Auch Studienergebnisse konnten zeigen, dass Patienten, die über einen längeren Zeitraum Protonenpumpenhemmer einnahmen, eine verringerte Konzentration des Vitamins im Blut aufwiesen. Die Gefahr eines Vitamin-B12-Mangels steigt also durch eine langfristige Therapie mit Magensäureblockern an [2][7].

Anzeichen eines Vitamin-B12-Mangels

Ist der Vitamin-B12-Bedarf nicht vollständig gedeckt, kann dies zu Blutarmut mit Blässe, Müdigkeit und Schwindel führen. Die Schleimhäute können sich verändern, was sich beispielsweise durch Zungenbrennen oder Risse an den Mundwinkeln bemerkbar macht. Außerdem kann ein Vitaminmangel zu neurologischen Auffälligkeiten führen, Gangproblemen oder Taubheitsgefühlen, die vorwiegend an den Beinen auftreten, auslösen. Auch Gedächtnisprobleme, Demenz, Depression, Verstopfung und Appetitlosigkeit können durch einen Mangel an Vitamin-B12 verursacht werden [3][6].

Was kann man gegen einen Vitamin-B12-Mangel tun?

Prinzipiell muss nicht jeder gastroösophageale Reflux mittels Magensäureblockern behandelt werden. Der saure Reflux kommt gelegentlich bei Gesunden vor. Auch wenn die Beschwerden häufiger auftreten, müssen nicht gleich Medikamente eingenommen werden. Oftmals genügen eine Ernährungsumstellung und kleine Veränderungen im Alltag. Übergewicht und eine einschnürende Kleidung am Bauch sind besser zu vermeiden. Experten raten, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen und auf auslösende Genussmittel zu verzichten. Dazu zählen unter anderem Schokolade, Süßigkeiten, fette und stark gewürzte Speisen, Alkohol und Nikotin. Außerdem sollten Mahlzeiten am späten Abend oder kurz vor dem Hinlegen vermieden werden [1]. Um einen Vitamin-B12-Mangel vorzubeugen, sollte zudem auf eine ausreichende Zufuhr geachtet werden. Eier und Milchprodukte sollten daher regelmäßig auf dem Ernährungsplan stehen. In Innereien, vor allem in der Leber, steckt am meisten Vitamin-B12. Bei Verdacht kann mittels einer Blutuntersuchung ein Vitamin-B12-Mangel festgestellt werden. Wenn Bedarf besteht, kann eine Therapie mit Vitamin-B12-Präparaten eingeleitet werden. Vitamin-B12 sind in Form von Tabletten, Kapseln, Tropfen und Sprays erhältlich. Reicht diese Zufuhr nicht aus, kommen Vitamin-Spritzen zum Einsatz. Da Vitamin-B12 wasserlöslich ist, kann es zu keiner Überdosierung kommen [5][8].