Refluxkrankheit beim Baby: Ursachen
Gelegentliches Spucken oder Erbrechen von Milchnahrung kann bei mehr als der Hälfte der Säuglinge beobachtet werden. Bei ansonsten unauffälliger Entwicklung ist dieser Reflux normal. Zu einem krankhaften Reflux kommt es bei immer wiederkehrendem Erbrechen mit Gedeihstörung, Unruhe, Schlafstörungen und Nahrungsverweigerung. Die häufigste Ursache für eine gastroösophageale Refluxkrankheit ist ein noch nicht vollständig ausgebildeter Verdauungstrakt. Dieselben Beschwerden können aber auch viele andere Ursachen haben, z. B. eine Kuhmilchunverträglichkeit oder eine Magenpförtnerverengung. Um gefährliche Erkrankungen auszuschließen, sollte ein Arzt aufgesucht werden [1].
Bei sehr vielen Säuglingen ist der Verdauungstrakt noch nicht vollständig entwickelt. Deshalb spucken bis zu 70 % der gesunden Babys, insbesondere in den ersten vier Monaten [3]. Wie bei Erwachsenen kann sich der untere Speiseröhrenschließmuskel spontan öffnen. Bei den betroffenen Säuglingen öffnet er sich jedoch aufgrund des unreifen Schließmechanismus häufiger und länger als bei Erwachsenen. Dadurch kann die Nahrung leicht in die Speiseröhre und in den Mund zurückfließen. Das kann manchmal wie Erbrechen aussehen, wenn gleichzeitig Luft aufgestoßen wird. Zudem erleichtert die überwiegend flüssige Ernährung den Reflux. Bei gesunden Säuglingen kommt es mehrmals täglich zum Rückfluss der Nahrung, insbesondere nach Mahlzeiten. Spuckt ein Baby aber besonders häufig, kann dies zu Gedeihstörungen, Schlafstörungen, Nahrungsverweigerung, Husten und Schmerzen führen. Der Übergang von gesunden Kindern zu Kindern mit einer gastroösophagealen Refluxkrankheit ist fließend. In den meisten Fällen nimmt die Refluxhäufigkeit nach den ersten vier Monaten ab und verschwindet bis zum ersten Lebensjahr. Gründe dafür sind einerseits die Entwicklung des Verdauungstrakts, andererseits die Umstellung auf breiige und feste Nahrung [1][2].
Eine Kuhmilchallergie lässt sich anhand der Symptome kaum von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit unterscheiden. Es treten dieselben Begleiterscheinungen wie Spucken, Nahrungsverweigerung, Gedeihstörung, Husten und Schreien auf. Hinzu kommen Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfälle. Die Beschwerden treten auf, wenn Milchzucker oder bestimmte Proteine der Kuhmilch in den Darm gelangen und dort nicht verdaut werden können. Eine angeborene Unverträglichkeit von Kuhmilch ist selten. Wenn sie jedoch auftritt, muss auf eine Kuhmilch-freie Ernährung geachtet werden. Eine Allergie gegen Kuhmilch bildet sich in den meisten Fällen von alleine zurück. Untersuchungen zeigten, dass in 90 % der Fälle die Unverträglichkeit nach drei Jahren verschwunden ist [2][3].
Der Magenpförtner ist ein Muskelring, der die Nahrung aus dem Magen in den Darm befördert. Bei einer Magenpförtnerverengung (Pylorusstenose) vergrößert sich seine Muskulatur. Die Ursachen für die Einengung des Magenausgangs sind bisher nicht bekannt. Experten vermuten bestimmte Antibiotika als mögliche Ursache [4]. Erkrankt ein Neugeborenes an einer Pylorusstenose, kann die Nahrung nicht mehr weiterbefördert werden. Dadurch kommt es zu vermehrtem Erbrechen, das zu Beginn wie ein gastroösophagealer Reflux aussehen kann. Das Erbrechen wird zunehmend häufiger und schwallartiger. Dies kann in weiterer Folge zu Gewichtsverlust, Abnahme der Urinmenge und Austrocknung führen. Bei schwallartigem Erbrechen und Gewichtsverlust sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden [5].
Sonstige Ursachen
In sehr seltenen Fällen kann es zu einem Darmverschluss (Ileus) oder einer Darmeinstülpung (Invagination) bei Säuglingen kommen. Auch hier können Erbrechen und Gewichtsverlust auftreten [6]. Bei Neugeborenen, insbesondere bei Frühgeborenen, findet sich gelegentlich eine Reifungsverzögerung der Speiseröhrenbewegung (Peristaltik). Durch die unkoordinierte Bewegung wird die Speiseröhre weiniger schnell gereinigt und es können Reflux-ähnliche Symptome auftreten [1].
Quellenangaben
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Dietrich von Schweinitz, Benno Ure: Kinderchirurgie: viszerale und allgemeine Chirurgie des Kindesalters. Springer, 2013, S. 308–317.
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Hannelore Gießen, „Besondere Kost für Säuglinge“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=3412 , 25.11.2015
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Verena Ruß, „Wenn aus Spucken mehr wird“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=34835 , 25.11.2015
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„Makrolide: Magenpförtner-Verengung bei Babys“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=51361 , 25.11.2015
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„Hypertrophe Pylorusstenose“, http://kinderchirurgie.charite.de/patienten/krankheitsbilder/hypertrophe_pylorusstenose/ , 25.11.2015
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Daniela Hüttemann, „Frühe Verdauungsprobleme“, http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=5982 , 25.11.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 02.06.2016 |
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