Nächtlicher Reflux beim Baby: Behandlung

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Nachts auftretende Refluxbeschwerden bei Babys sind innerhalb des ersten Lebensjahres sehr häufig. Ursächlich sind Reifungsverzögerungen des Speiseröhrenschließmuskels oder eine Unverträglichkeit des Kuhmilchproteins. In den meisten Fällen bessern sich die Refluxsymptome schon ab dem 6. bis zum 12. Lebensmonat von alleine. Es gibt verschiedene einfache Maßnahmen, die eine Symptomreduktion unterstützen können. Selten sind medikamentöse Behandlungen notwendig, um unangenehmen Folgeerkrankungen wie etwa Speiseröhrenentzündungen (Ösophagitis) vorzubeugen [1]. Was zur Besserung des nächtlichen Refluxes beim Baby hilft, wird im folgenden Text genauer erläutert.


Nächtlicher Reflux beim Baby
Ursache 1: Funktionsstörung des unteren Speiseröhrenschließmuskels
Wie kann ich das behandeln?
Muss überhaupt eine Behandlung stattfinden?
Ja
Ist eine Selbstbehandlung möglich?
Ja

Refluxsymptome während des Schlafens sind innerhalb des ersten Lebensjahres sehr häufig durch Reifungsverzögerungen des unteren Speiseröhrenschließmuskels bedingt. Durch das Wachstum des Babys kommt es jedoch schon meist ab dem 6. Lebensmonat zur Beschwerdebesserung. Bei Verdacht auf Reflux beim Säugling sollte zuerst mit einfachen Maßnahmen und Hausmitteln behandelt werden. Erst, wenn nach 2 Wochen keine Besserung zu sehen ist, können medikamentöse Therapieoptionen in Betracht gezogen werden [1].

Hausmittel

Einen wichtigen Faktor stellt die Nahrungsmenge dar. Durch häufigere kleine Mahlzeiten kann der Druck im Magen des Säuglings gesenkt und die Symptome verringert werden. Des Weiteren hilft das Eindicken der Säuglingsmilch mit Johannisbrotkernmehl, die Häufigkeit des Erbrechens zu senken. Bei vorwiegend im Liegen auftretenden Beschwerden könnte die Hochlagerung des Oberkörpers um 30 ° oder eine Linksseitenlage Besserung bringen. Zu beachten ist, dass viele Stoffe die Entstehung eines Refluxes fördern. Dazu zählen Pfefferminz, Schokolade, Zitrussäfte, kohlensäurehaltige Getränke sowie Zigarettenrauch (auch durch Passivrauchen bedingt). Die Einnahme dieser Stoffe durch das Baby sollten daher weitgehend vermieden werden [1].

Alternativmedizin

Die Anwendung alternativmedizinischer Mittel spielt in der Therapie des durch die Schließmuskelstörung bedingten Reflux keine Rolle.

Schulmedizin

Führen physikalische Maßnahmen zu keiner Besserung der Beschwerden, können Medikamente zur Verringerung der Magensäureproduktion angewandt werden. Für Babys eigenen sich vor allem sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Ein für Säuglinge zugelassenes Präparat ist Omeprazol (Antra Mups®, Omezol Mepha® oder Antra®). Die am Therapiebeginn ärztlich empfohlene Standarddosis beträgt etwa 1,5 bis 2 mg/kg pro Tag. Nach 2 bis 4 Wochen sollte eine Dosisanpassung durch den Arzt erfolgen [1].

Ärztliche Behandlung

Generell sollte vor Beginn einer medikamentösen Therapie eine ärztliche Untersuchung durchgeführt werden, um eine unnötige Belastung des Babys zu vermeiden. Chirurgische Maßnahmen zur Refluxtherapie sind sehr selten notwendig und sollten nur bei Versagen aller anderen Therapiemaßnahmen erwogen werden [1].

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Nächtlicher Reflux beim Baby
Ursache 2: Kuhmilchproteinallergie
Wie kann ich das behandeln?
Muss überhaupt eine Behandlung stattfinden?
Ja
Ist eine Selbstbehandlung möglich?
Ja

Die Kuhmilchproteinallergie ist bei etwa 30 % aller Reflux-Babys Ursache der Beschwerden. Die einfachste Behandlungsmöglichkeit stellt der Verzicht auf kuhmilchproteinhaltige Produkte dar. Die Prognose der Allergie ist sehr gut, da es bei etwa Dreiviertel der Babys bis zum 2. Lebensjahr zur Entwicklung einer Verträglichkeit kommt. Trotzdem ist das frühzeitige Erkennen der Allergie von großer Bedeutung, um Wachstums- und Gedeihstörungen des Babys zu verhindern [2].

Hausmittel

Die wirksamste Maßnahme zur Behandlung des allergischen Refluxes beim Säugling ist der Verzicht auf das auslösende Allergen. Das Baby sowie die stillende Mutter sollten alle kuhmilchproteinhaltigen Nahrungsmittel aus der Diät entfernen [2]. Dazu zählen jede Art der Trinkmilch sowie auch Butter, Joghurt, Sahne und viele weitere Produkte. Aufgrund der sehr ähnlichen Eiweißstruktur werden Schaf- oder Ziegenmilch meist auch nicht vertragen [3]. Um eine Mangelernährung zu vermeiden, eignet sich spezielle Formelnahrung für Säuglinge. Diese ist im Abschnitt „Schulmedizin“ genauer beschrieben [2].

Wichtig ist, dass die Allergie vor Nahrungsmittelverzicht eindeutig durch Eliminationsdiäten und Provokationstests diagnostiziert wurde! Unnötiger Verzicht des Babys auf Kuhmilchprodukte (Kalziumquelle!) sollten auf jeden Fall vermieden werden [2].

Alternativmedizin

Für die Kuhmilchproteinallergie stehen keine hilfreichen alternativmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Schulmedizin

Um ein normales Wachsen des Babys zu gewährleisten, sollte bis zum vollendeten 12. Lebensmonat auf andere Proteine anstatt des Kuhmilchproteins ausgewichen werden. Hierzu eignen sich vor allem das sogenannte extensiv hydrolysierte Molkeeiweiß (ehF) sowie die Aminosäurenformula (AAF) [2]. Produkte aus der Gruppe der ehF enthalten stark gespaltene Eiweißbestandteile, welche nicht mehr allergieauslösend wirken [3]. Dazu gehören Alfaré®, Aptamil Pregomin®, Althéra® und Aptamil Pepti®. Zur Gruppe der Aminosäurenformula zählen Neocate® oder Aptamil Pregomin AS® [2].

Sojamilch (z. B. in Kombination mit Johannisbrotkernmehl) sollte nur älteren Säuglingen (über 6 Monate alt) gegeben werden. Diese wird im Vergleich zu ehF oder AAF geschmacklich häufig besser akzeptiert. Aufgrund der häufigen Entwicklung einer Verträglichkeit kann nach 6 bis 18 monatiger Diät versucht werden, Kuhmilch erneut in die Nahrung zu integrieren [2].

Ärztliche Behandlung

Im Bereich Ärztliche Behandlung sind für diese Ursache keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Behandlungsmöglichkeiten der sonstigen Ursachen

Seltene Refluxursachen sind eine angeborene Fehlbildung der Speiseröhre (Ösophagusatresie) sowie ein Bildungsdefekt des Zwerchfells mit Verlagerung der Bauchorgane in den Brustraum (Zwerchfellhernie). Beide Krankheitsbilder können nur durch chirurgische Maßnahmen behandelt werden [4].