Reflux beim Kind: Ärztliche Behandlungen
Auch bei Kindern, die unter gastroösophagealem Reflux leiden, kann eine Operation eine geeignete Therapiemaßnahme sein. In der Regel steht an erster Stelle allerdings die medikamentöse Therapie [1]. Erst, wenn diese dauerhaft versagt und auch mit anderen konservativen Methoden keine konsequente Unterdrückung der Refluxprobleme gelingt, kommt eine Operation infrage. Auch, wenn es sich in Abhängigkeit von der genauen Operationstechnik meist um sehr sichere Eingriffe handelt, so besteht doch immer ein relevantes Operationsrisiko [2].
Einfachste Therapie für wachstumsbedingte Störungen des unteren Speiseröhrenschließmuskels ist es, das Auswachsen des Defekts abzuwarten. Solange kann eine symptomatische Therapie mit verschiedenen Medikamenten erfolgen. Dies gelingt in der Mehrzahl der Fälle.
In wenigen Fällen kann eine Funktionsstörung des Speiseröhrenschließmuskels auch über das Kleinkindalter hinaus bestehen. Hier kommen dann dieselben Therapieoptionen in Betracht wie bei älteren Refluxpatienten, also auch operative Maßnahmen. Auch hier steht eine Operation erst am Ende aller möglichen Therapien [3].
Laparoskopische Fundoplicatio nach Nissen
Bei dieser Operation wird auf einen großen Bauchschnitt verzichtet. Stattdessen arbeitet der Chirurg über drei kleine Zugänge in der Bauchhöhle mithilfe einer Videokamera (Schlüssellochchirurgie). Eine Vollnarkose ist immer erforderlich. Nach Anlage des ersten Zugangs wird Kohlenstoffdioxid in die Bauchhöhle eingebracht, sodass diese sich aufbläht und ein Hohlraum entsteht, in dem der Chirurg arbeiten kann. Erst danach werden die anderen Zugänge gelegt, über die dann verschiedene Instrumente eingebracht werden können. Anschließend wird ein Teil des Magens als Manschette um die Speiseröhre gelegt und damit ein künstlicher Schließmuskel geschaffen [4].
Offene Fundoplicatio nach Nissen
Eine offene Operation kann beispielsweise bei Verwachsungen im Bauchraum erforderlich werden. Ansonsten ist der Eingriff mit der laparoskopischen Fundoplicatio identisch.
Fundoplicatio nach Toupet
Auch hier sind laparoskopische oder offene Verfahren möglich. Der Unterschied zum Verfahren nach Nissen ist, dass die Magenmanschette hier nur zu 270 Grad um die Speiseröhre gelegt wird (bei Nissen 360 Grad) [5]. Dadurch soll Folgeerkrankungen wie einer übermäßigen postoperativen Magenblähung vorgebeugt werden.
Eine Kuhmilchallergie lässt sich durch Verzicht auf Kuhmilchproteine effektiv behandeln. Daher kommen hier in der Regel weder medikamentöse noch operative Verfahren zum Einsatz.
Bei chronischen Lungenerkrankungen stehen in der Regel die Symptome der Grunderkrankung im Vordergrund, während Reflux meist nur ein ungefährliches Begleitsymptom ist. Dementsprechend kommt hier in der Regel keine Reflux-Chirurgie zum Einsatz. Operative Therapie einer Mukoviszidose und damit auch von Reflux als Folgesymptom kann allerdings beispielsweise eine Lungentransplantation sein [6].
Bei Zwerchfellhernien im Kindesalter kann abhängig vom Ausprägungsgrad auch direkt bei Entdeckung eine Operation erforderlich sein. Liegt beispielsweise eine komplette Verlagerung des Magens in die Brusthöhle vor (Upside-Down-Stomach), so muss fast immer operiert werden [7]. Bei kleinen Hiatushernien kann oft das Auswachsen des Defekts abgewartet werden.
Alle Informationen zur laparoskopischen und offenen Fundoplicatio nach Nissen und Fundoplicatio nach Toupet finden Sie oben bei Ursache 1. Da bei Kleinkindern laparoskopische Eingriffe technisch schwieriger durchzuführen sind, kommen hier allerdings vermehrt offene Verfahren zum Einsatz.
Behandlung der sonstigen Ursachen
Auch bei angeborenen Fehlbildungen kommen abhängig von der genauen Form meist operative Verfahren zum Einsatz. Neurologische Defekte sowie Lähmungen erfordern dagegen meist eine Behandlung der Grundkrankheit und seltener eine Operation. Sind bestimmte Medikamente Auslöser der Beschwerden, so sollte von einem Arzt überprüft werden, ob ein Absetzen dieser Medikamente problemlos möglich ist.
Quellenangaben
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„S2k-Leitlinie 021/013 Gastroösophageale Refluxkrankheit“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-013l_S2k_Refluxkrankheit_2014-05.pdf, 14.09.2016
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„Stellenwert der laparoskopischen Fundoplicatio“, http://www.aerzteblatt.de/archiv/13417/Stellenwert-der-laparoskopischen-Fundoplicatio, 14.09.2016
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„Laparoskopische Chirurgie der Refluxerkrankung“, http://www.klinikum-saarbruecken.de/de/fachabteilungen/Allgemeinchirurgie/Seiten/LaparoskopischeChrirugieRefluxerkrankung.aspx, 14.09.2016
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„Refluxösophagitis“, http://www.uniklinikum-saarland.de/einrichtungen/kliniken_institute/chirurgie/allgemeinchirurgie/infos_fuer_patienten/krankheitsbilder_allgemein_und_viszeralchirurgie/schluessellochchirurgie/laparoskopische_fundoplikatio/, 14.09.2016
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„Fundoplicatio nach Nissen Rosetti“, http://www.drfeil.at/index.php/medien/operationen/nissen/, 14.09.2016
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„Mukoviszidose: keine Heilung, aber längeres Überleben“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=18683, 14.09.2016
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„Sonderform: „upside-down-Magen“ bzw. „Thorax-Magen““, http://www2.klinikum-augsburg.de/2763/Sonderform.htm, 14.09.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 20.01.2017 |
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