Symptome

Reflux und Räuspern

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Wenn Räuspern zum Problem wird und sich der lästige „Frosch im Hals“ einfach nicht abhusten lässt, so kann dies vielfältige Ursachen haben. Laut aktueller Literatur gehört auch der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux) dazu [1]. Neben dem Leitsymptom Sodbrennen (in ca. 75 % der Fälle) treten typischerweise Husten, Heiserkeit und damit verbundenes häufiges Räuspern auf. Die Reizungen, die durch den Magensaft verursacht werden, spielen also bereits „weiter oben“, auf Höhe des Kehlkopfes, eine entscheidende Rolle. Wie das zustande kommt? Das wird im Folgenden genauer erläutert.


Reflux und Räuspern – wie hängt das zusammen?

Etwa jeder fünfte Mensch der westlichen Bevölkerung ist von Reflux betroffen. Je nach Ausprägung kann diese Erkrankung entweder mild oder aggressiv verlaufen. Doch wie kommt es zu diesem Säurerückfluss in die Speiseröhre mit den begleitenden Beschwerden?

Als Hauptursache wird in der Literatur eine Fehlfunktion des unteren Speiseröhrenschließmuskels genannt. Der dadurch gestörte Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen macht der Magensäure den Weg frei. Folglich kann es hierbei vor allem in liegender Position (v. a. nachts) zu einem Rückfluss und damit verbundenem Husten kommen, da Magensaft auch in die Luftröhre gelangen kann (Aspiration) und diesen Reflex auslöst. Um in die Luftröhre fließen zu können, muss der Magensaft erst einmal den Kehlkopf und die Halsschleimhaut passieren. Diese Strukturen können durch die Magensäure so gereizt werden, dass es zu ständigem Räuspern kommen kann. Wenn seit mehreren Wochen ein „Räusperzwang“ besteht, so könnte durchaus eine Refluxkrankheit dahinterstecken, vor allem wenn das Räuspern von Sodbrennen und/oder Luftaufstoßen begleitet wird [2].

Allerdings sollten neben dem Reflux auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden. Räuspern kann auf viele Krankheitsbilder hinweisen, wie beispielsweise andere Reizungen der Halsschleimhaut durch Entzündung, Kehlkopfveränderungen bis hin zu psychischem Stress [3]. Auch eine Allergie, z. B. gegen Hausstaubmilben, sollte als Auslöser erwogen werden [4], insbesondere wenn Räuspern ohne die häufigen Beschwerden eines Reflux einhergeht.

Vor allem bei Kindern (etwa 1 % aller Kinder ist betroffen) kann häufiges Räuspern im Zuge von vokalen Tics beim Tourette-Syndrom vorkommen, meist in Kombination mit Zuckungen einzelner Muskelgruppen und psychischen Auffälligkeiten. Die vorrangige Behandlung stützt sich hierbei besonders auf die Aufklärung der zugrunde liegenden Erkrankung mit einer insgesamt sehr guten Prognose [5].

Bei chronischem Räuspern mit wochenlanger Heiserkeit könnte eine ernsthafte Erkrankung wie Kehlkopfkrebs der Auslöser sein. Bei Verdacht sollte dies unbedingt abgeklärt werden, da im Frühstadium die Heilungschancen sehr gut sind [6].

Die Beschwerden des Reflux können zusätzlich durch Übergewicht, Schwangerschaft, bestimmte Medikamente und die Ernährung begünstigt werden.

Wie können die Beschwerden gelindert werden?

Um der lästigen Symptomatik des Reflux einen Strich durch die Rechnung zu machen, gibt es einige einfache Tipps und Tricks, die sofort von zu Hause aus angewendet werden können.

Im Fokus stehen dabei vor allem eine Gewichtsnormalisierung mit Verzicht auf fettreiche, süße Mahlzeiten sowie säure- und kohlensäurehaltige Getränke, außerdem ein Verzicht auf Alkohol, Kaffee und Nikotin. Bestimmte Lebensmittel, die einen Reflux fördern, wie Knoblauch oder Tomaten, sollten gemieden werden.

Auch das Schlafen mit leicht erhöhtem Oberkörper und/ oder in Rechtsseitenlage soll einen positiven Effekt auslösen. Da die Rechtsseitenlage zu einem „Abknicken“ des Magens führt und die Öffnung zur Speiseröhre damit zusätzlich verschlossen wird, kann der Rückfluss von Magensaft erschwert werden.

Lassen sich die Beschwerden durch diese Maßnahmen nicht eindämmen, so können auch Medikamente zum Einsatz kommen. Mittel der Wahl sind hierbei sogenannte Säurehemmer, die im Magen die Magensäureproduktion durch Blockade eines Enzyms herunterfahren. Andere Wirkstoffe sind basisch, das heißt, sie neutralisieren die Magensäure und wirken somit rein symptomatisch (z. B. Antazida) [2].

Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?

Wurde ein Reflux als Ursache des Räusperns durch ärztliche Diagnose erkannt, stellt er per se kein gefährliches Krankheitsbild dar, solange Allgemeinmaßnahmen oder medikamentöse Therapien greifen. Jedoch sollte die Symptomatik beobachtet und mögliche Komplikationen ausgeschlossen werden. Da auch ernsthafte Erkrankungen hinter dem „harmlosen Räuspern“ stecken können, sollten zur Vermeidung anderer Risiken die Ursachen dafür unbedingt abgeklärt werden.

Wozu können säurebedingte Schleimhautreizungen führen? Bei hohen Säurespiegeln kann es zu Magengeschwüren (gastroduodenale Ulzera) kommen. Wie bereits erwähnt, begünstigt eine liegende Position den Reflux und kann infolge des Einatmens von Magensaft in die Luftröhre (Aspiration) eine Lungenentzündung (Pneumonie) auslösen. Bei häufigem Reflux können sich die Oberflächenzellen der Speiseröhre verändern (Barrett-Ösophagus), was wiederum ein Krebsrisiko darstellt [2].