Hausmittel
Artischocken gegen Sodbrennen
14 – 20 % der erwachsenen Bevölkerung in den westlichen Industrieländern leiden regelmäßig unter Sodbrennen. Häufig ist die Behandlung dieses Leidens, das die Lebensqualität einschränkt, langwierig und kräftezehrend. Viele Erkrankte zögern den Gang zum Arzt lange hinaus und versuchen, sich mit Hausmitteln zu helfen. Das Internet ist voll von Ratschlägen und Tipps zur Linderung der Beschwerden. Zu den häufig empfohlenen Hausmitteln gegen Sodbrennen zählen u.a. Artischockenblätter (Cynarea folium) in unterschiedlichster Darreichungsform. Und tatsächlich: in einer schweizer Studie von 2008 konnte nachgewiesen werden, dass die darin enthaltenen Wirkstoffe Sodbrennen nicht nur lindern, sondern sogar dauerhaft bekämpfen können 1][2].
Wie und warum helfen Artischockenblätter gegen Sodbrennen?
Sodbrennen ist ein Symptom, das durch den Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre entsteht. Einen solchen Säurerückfluss nennt man Reflux. Zu den durch einen Reflux ausgelösten Beschwerden zählen vor allem brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, die in den Oberbauch ausstrahlen können und saures Aufstoßen. Aber auch morgendlicher Reizhusten, Asthmaanfälle, Heiserkeit, ein saurer Geschmack im Mund, der sprichwörtliche Kloß im Hals (Globusgefühl) und Schluckstörungen gehören zum Krankheitsbild. Treten durch einen Reflux verursachte Symptome mindestens zweimal die Woche auf, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD). Das wiederholte Aufsteigen der Säure in die Speiseröhre kann dort zu Entzündungen (Ösophagitis), Schleimhautschädigungen (Erosionen) und im schlimmsten Falle zu Krebs führen. Bei etwa 40 % der Patienten, die unter GERD leiden, sind bei der endoskopischen Untersuchung Schleimhautschäden zu erkennen. Die möglichen Ursachen für Sodbrennen sind vielfältig. Stress, Alkohol, Nikotin, zu fettiges Essen, eine Schwangerschaft oder zu enge Kleidung können Auslöser der Beschwerden sein. Bei vielen Patienten ist der untere Speiseröhrenschließmuskel erkennbar verkrampft oder erschlafft. Auch Diabetespatienten klagen häufig über Sodbrennen. Je nach Ursache wird die gastroösophageale Refluxerkrankung durch Ernährungsumstellung, Medikamente oder einen chirurgischen Eingriff behandelt [1][3].
Seit einigen Jahren gehören zu den häufig angepriesenen Hausmitteln gegen Sodbrennen auch Artischockenblätter. Der Schweizer Professor Rémy Meier konnte 2008 in einer Studie zeigen, dass die darin enthaltenen Wirkstoffe nachweislich Verdauungsbeschwerden, u.a. auch Sodbrennen, lindern bzw. nachhaltig therapieren. Seine 160 Probanden litten unter dyspeptischen Symptomen. Dyspepsie ist ein Überbegriff für Verdauungsstörungen des Oberbauches, die sich durch Völle- und Druckgefühl, Sodbrennen, Übelkeit, Schmerzen und Erbrechen äußern können. Die Probanden nahmen sechs Wochen lang täglich ein Artischockenpräparat ein. Bei insgesamt 74 % der Patienten besserten sich die Beschwerden, bei 60 % verschwanden sie sogar vollständig [2][4].
Wie sich diese signifikant positiven Studienergebnisse erklären lassen, ist noch nicht vollständig untersucht worden. Artischockenblätter enthalten
u.a. Bitterstoffe, Flavinoide, Chlorogensäure und Cynarin (Kaffeesäuren). Kaffeesäuren wirken entzündungshemmend und sollen, laut einer japanischen Studie, die allerdings an Ratten durchgeführt wurde, Geschwüren und Krebserkrankungen vorbeugen können. Bitterstoffe regen die Gallenaktivität an. Der Gallensaft sorgt dann für eine schnelle und beschwerdefreie Verdauung, auch und vor allem von fettigen Speisen. Flavinoide sind pflanzliche Farbstoffe. Sie entfalten im menschlichen Organismus eine entzündungshemmende Wirkung, tragen zur Regulierung des Blutdrucks bei, senken den Cholesterinspiegel und stärken das Immunsystem. Wie Kaffeesäuren unterstützen Falvionoide die Prävention von Krebserkrankungen [5][6][7][8][9].
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Treten durch Reflux verursachte Beschwerden mindestens zweimal die Woche auf oder schränken die Lebensqualität merklich ein, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. In diesem Fall reicht eine Selbstbehandlung nicht mehr aus, um eine etwaige Erkrankung angemessen therapieren zu
können.
Wer allergisch gegen Korbblütengewächse ist, sollte auf Artischockenblätter zur Behandlung von Sodbrennen verzichten. Auch für Kinder unter 12 Jahren und Patienten, die an Gallensteinen oder einem Verschluss der Gallenwege leiden, sind Präparate auf Grundlage dieses Wirkstoffes nicht geeignet [11].
Quellenangaben
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Thomas Lüscher, Jan Steffel (Hrsg.): Magen-Darm-Trakt, Springer Verlag 2013, S. 48ff.
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„Artischocken-Extrakt bewährt sich in Studie bei Dyspepsie“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/magen_darm/reflux_sodbrennen/article/492782/artischocken-extrakt-bewaehrt-studie-dyspepsie.html, 15.09.2015
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Christoph Beglinger, Burkhard Göke: Gastroenterologie systematisch, UNI-MED-Verlag, 2007, S. 30.
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Volker Schulz, „Pflanzliche Heilmittel für Leber, Galle und Darm“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=titel_29_2005, 15.09.2015
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„Getrocknet und extrahiert oder lieber frisch gepresst?“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=pharm2_02_1999, 15.09.201
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Masao Hirose, „Carcinogenicity of antioxidants BHA, caffeic acid, sesamol, 4-methoxyphenol and catechol at low doses, either alone or in combination, and modulation of their effects in a rat medium-term multi-organ carcinogenesis model“, http://carcin.oxfordjournals.org/content/19/1/207.full.pdf, 15.09.2015
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„Artischockenblätter – Cynarae folium“, http://www.docjones.de/wirkstoffe/artischocke/artischockenblaetter-extrakt, 15.09.2015
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„Bitterstoffe“, http://www.zentrum-der-gesundheit.de/bitterstoffe-pi.html, 15.09.2015
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„Flavonoide“, http://www.biosicherheit.de/lexikon/845.flavonoide.html, 15.09.2015
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„Artischocke“, http://www.heilkraeuter.de/lexikon/artischocke.htm, 15.09.2015
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Dr. Martina Melzer, „Artischocke“, http://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/artischocke, 15.09.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 01.06.2016 |
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