Hausmittel
Pfefferminztee gegen Sodbrennen
Wenn Nahrung über die Speiseröhre in den Magen gelangt, beginnt ein komplexer Verdauungsprozess, bei dem unter anderem durch spezialisierte Zellen (Belegzellen) in der Magenschleimhaut Salzsäure produziert wird [1]. Unter bestimmten Umständen (z. B. nach opulenten und fettreichen Mahlzeiten) kann diese Säure zurück in die Speiseröhre fließen und dort Sodbrennen verursachen. Typischerweise kommt es dabei zu brennenden Schmerzen im Brustbereich, saurem Aufstoßen, Hustenreiz und Heiserkeit [2].Gelegentliches Sodbrennen mit bekanntem Auslöser kann durchaus mit Hausmitteln behandelt werden. Zu den gerne bei Unwohlsein und Verdauungsproblemen eingesetzten Hausmitteln gehört Pfefferminztee [3]. Es liegt also nahe, ihn ebenfalls bei Sodbrennen zu verwenden – was hier allerdings „nach hinten“ losgehen kann.
Warum hilft Pfefferminztee bei Sodbrennen nicht?
Der wirksame Hauptbestandteil der Pfefferminze (Menthae x piperitae aetheroleum) ist das Pfefferminzöl (ätherisches Öl), das je nach Sorte bis zu 50% aus Menthol besteht. Außerdem sind Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) und Gerbstoffe (hauptsächlich Rosmarinsäure) enthalten [3]. Meist werden die getrockneten Minzblätter als Tee verwendet. Pfefferminzöl, das durch Destillation gewonnen wird, kann auch in Kapselform eingenommen werden.
Im Magen-Darm-Trakt haben die Inhaltsstoffe der Pfefferminze zum einen eine krampflösende Wirkung: Die Darmwand besteht aus einer dünnen Schicht glatter Muskulatur. Diese ist unter anderem für den mechanischen Weitertransport der Nahrung im Darm verantwortlich, indem sie sich abwechselnd zusammenzieht und wieder entspannt (Peristaltik). Treten hier Krämpfe auf, können sie durch Pfefferminze wieder gelöst werden. Dasselbe gilt für die Muskulatur in der Magenwand [3].
Zum anderen wirkt Pfefferminze verdauungsfördernd: Für den chemischen Verdauungsprozess wird die Sekretion von Galle angeregt, die vor allem für die Fettverdauung (Aufspaltung von Fetten) im Darm benötigt wird. Gleichzeitig fördert Pfefferminze aber auch die Bildung und Sekretion von Magensäure [4]. Und genau hier liegt das Problem in Bezug auf das Sodbrennen.
Tritt Sodbrennen auf, ist bereits Magensäure zurück in die Speiseröhre gelangt. Durch die anregende Wirkung der Minze wird noch mehr Säure produziert, die ebenfalls teilweise in die Speiseröhre zurücklaufen kann. Falls kein Sodbrennen vorliegt, kann es durch die zusätzliche Säureproduktion ausgelöst werden [5].
Zudem hat die krampflösende und muskelentspannende Wirkung der Pfefferminze einen zusätzlichen Nebeneffekt in Bezug auf das Sodbrennen. Am Übergang von der Speiseröhre zum Magen liegt ein ringförmiger Schließmuskel, der die Aufgabe hat, nach der Nahrungspassage den Eingang des Magens wieder zu verschließen [1]. Auch auf diesen Muskel wirkt Pfefferminze entspannend – mit der Folge, dass der Muskel nicht mehr richtig schließt und wiederum Magensäure in die Speiseröhre zurücklaufen kann [7].
Daraus lässt sich zusammenfassend schließen: Bei allgemeinen Verdauungsproblemen wie Völlegefühl, Übelkeit, krampfartigen Magenschmerzen oder gereiztem Darm kann Pfefferminztee durchaus hilfreich sein. Sobald aber Sodbrennen auftritt, ist von der Verwendung abzuraten.
Es sollte auch immer bedacht werden, dass Pfefferminztee, der gerne nach üppigen Mahlzeiten getrunken wird, Sodbrennen erst auslösen kann.
Ist es gefährlich, Pfefferminztee bei Sodbrennen anzuwenden?
Ob die Verwendung von Pfefferminztee gegen Sodbrennen ernsthafte Folgen hat, hängt vor allem von der Intensität und Häufigkeit des Sodbrennens selbst ab. Gelegentliches Sodbrennen nach gehaltvollem Essen, bei dem eine Tasse Pfefferminztee getrunken wird, dürfte weniger Schaden anrichten als wenn es regelmäßig auftritt.
Der Rücklauf der Säure in die Speiseröhre verursacht jedes Mal Schädigungen der Schleimhaut [2] – je öfter dies vorkommt und je öfter zur Linderung Pfefferminztee getrunken wird (der diesen Effekt ja noch verstärkt), desto intensiver und vor allem nachhaltiger werden die Schädigungen. Nach einiger Zeit fängt der Körper an, die betroffenen Schleimhautanteile in der Speiseröhre umzubauen. Ab einem gewissen Grad des Umbaus gilt diese Schleimhaut bereits als Vorstufe zum Speiseröhrenkrebs (Präkanzerose).
Daher sollte häufiger auftretendes Sodbrennen, das auch als gastroösophageale Refluxerkrankung (GERD) bezeichnet wird, auf jeden Fall ärztlich untersucht werden. Eventuelle Schädigungen sollten möglichst frühzeitig festgestellt und gegebenenfalls eine medikamentöse Behandlung mit säurehemmenden Medikamenten (Antazida) eingeleitet werden [2]. Eine dauerhafte Selbstbehandlung mit Pfefferminztee empfiehlt sich grundsätzlich nicht, da durch die Inhaltsstoffe längerfristig die Magenschleimhaut geschädigt werden kann. Personen mit Gallensteinen, Gallenblasenentzündungen und Leberleiden sollten wegen der gallefördernden Wirkung ganz auf Pfefferminze verzichten [6].
Als Allgemeinmaßnahme gegen Sodbrennen empfiehlt sich, die Lebensgewohnheiten zu überprüfen und auslösende Faktoren auszuschalten, damit es gar nicht erst zum Sodbrennen kommt. Hierzu gehören fettreiche und reichliche Mahlzeiten, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, eine sitzende Lebensweise mit Bewegungsmangel; aber auch zu enge Kleidung (Hosen und Gürtel) oder Stress können die Entstehung von Sodbrennen fördern. Stark gewürzte oder scharfe Speisen und Zitrusfrüchte wirken ebenfalls anregend auf die die Produktion von Magensäure [7].
Quellenangaben
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Nicole Menche: Biologie, Anatomie, Physiologie. Elsevier, 2007, S. 294.
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Herbert Renz-Polster, Steffen Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Elsevier, 2008, S. 559–560.
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„Pfefferminze“, http://www.koop-phyto.org/arzneipflanzenlexikon/pfefferminze.php, 23.10.2015
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“Community Herbal Monograph On Mentha x pipertita L., Aetheroleum”,http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/herbal/medicines/herbal_med_000149.jsp&mid=WC0b01ac058001fa1d, 23.10.2015
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„Refluxerkrankung“, http://www.uniklinik-ulm.de/struktur/kliniken/innere-medizin/klinik-fuer-innere-medizin-i/home/klinische-schwerpunkte/ambulanzen/refluxreizdarm-ambulanz/refluxerkrankung.html, 23.10.2015
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Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch Pflanzenheilkunde. Karl F. Haug Verlag, 2014, S. 276.
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Hubert Schneemann, Lloyd Young, Mary Anne Koda-Kimble: Angewandte Arzneimitteltherapie. Springer-Verlag, 2001, S. 295.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 04.07.2016 |
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