Sodbrennen beim Baby: Ärztliche Behandlungen
In den ersten 4 Lebensmonaten ist das Auftreten von Sodbrennen bei Babys als normal anzusehen. Die Beschwerden bilden sich in der Regel spontan zurück.
Zeigen sich im älteren Säuglingsalter Symptome wie häufiges Erbrechen, Nahrungsverweigerung oder vermehrtes Schlucken, sollte an eine Refluxkrankheit gedacht werden. Die diagnostizierte Refluxkrankheit wird bei Säuglingen in erster Linie konservativ behandelt. Der zweite Schritt wäre eine Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Erst, wenn mehrmalige medikamentöse Therapieversuche erfolglos bleiben, sollte über eine operative Behandlung nachgedacht werden. Ausnahmen dazu stellen angeborene Fehlbildungen (z. B. Hiatushernie, Malrotation) dar, die nur durch eine Operation therapiert werden können [1].
Die Kardiainsuffizienz ist bei weitem der häufigste Grund von Sodbrennen im Säuglingsalter. Größtenteils handelt es sich um eine Reifungsverzögerung der Bewegungskoordination der Speiseröhrenmuskulatur. Mit zunehmendem Alter des Kindes bessern sich Beschwerden meist ohne Therapie von selbst [1][7].
Bei sehr starken Symptomen oder sogar Wachstumsverzögerung des Kindes ist eine Therapie jedoch unumgänglich. Nach Fehlschlagen konservativer Maßnahmen (z. B. diätische Veränderungen, Lagerung) oder bei Bestehen einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) sollte zunächst medikamentös behandelt werden. Protonenpumpeninhibitoren sind das Mittel der Wahl. Erst, wenn es nach mehrmaligen Auslassversuchen der PPI-Therapie zum Wiederauftreten von Symptomen kommt, ist eine operative Behandlung angezeigt. Die heutzutage angewandte Methode ist die laparoskopische Anti-Reflux-Plastik nach Nissen oder Thal [3].
Laparoskopische Anti-Reflux-Plastik (Fundoplikatio)
Das grundlegende Problem bei Sodbrennen ist der Rückfluss von Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre. Das Ziel der Operation ist, die natürlichen Anti-Reflux- Mechanismen wiederherzustellen. Der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen wird so eingeengt, dass ein ungewollter Säurerückfluss nicht mehr möglich ist. Bei der sogenannten Fundoplikatio wird der oberste Magenabschnitt (Fundus) als lockere Manschette um den untersten Teil der Speiseröhre gelegt und mit Nähten fixiert. Der Mageneingang wird dadurch eingeengt, der restliche Magen bleibt jedoch unverändert. Abhängig von der individuellen Situation des Patienten wird eine ganze Manschette (nach Nissen) oder eine halbe Manschette (nach Thal) angelegt. Die Fundoplikatio wird heutzutage meist laparoskopisch (im Rahmen einer Bauchspiegelung) durchgeführt. Die Erfolgsraten liegen bei neurologisch gesunden Kindern zwischen 70 und 100 %. Bei Kindern mit Behinderung sind die Ergebnisse schlechter. Bei ihnen kommt es häufiger zum Wiederauftreten der Beschwerden (Rezidiv) oder operationsbedingten Komplikationen (u. a. Unfähigkeit des Erbrechens oder Luftaufstoßens, vermindertes Magenvolumen) [1][2][3].
Die Hiatushernie ist bei Babys nur sehr selten der Grund einer Refluxkrankheit. Konservative oder medikamentöse Behandlungen haben in der Regel keine Chancen auf Erfolg. Bei diagnostizierter Hernie sollte daher zu allererst eine operative Therapie angestrebt werden. Die Operation umfasst eine Hiatoplastik und Fundoplikatio.
Hiatoplastik Bei der Hiatushernie kommt es zu einer Verlagerung von Magenanteilen aus dem Bauchraum in den Brustraum durch eine Lücke im Zwerchfell. Meist handelt es sich bei der Lücke um die normale Durchtrittsstelle der Speiseröhre (Hiatus oesophagus). Die Hiatoplastik bezeichnet die Einengung dieser Bruchlücke. Im ersten Operationsschritt wird der verlagerte Magenanteil wieder im Bauchraum positioniert. Die Bruchlücke wird danach durch Nähte eingeengt, um ein erneutes Durchtreten des Magens zu verhindern. Meist wird der Magen zusätzlich am Zwerchfell fixiert (Fundophrenikopexie). Im Anschluss wird eine Fundoplikatio nach Nissen oder Thal durchgeführt, um die Refluxkrankheit zu behandeln [4]. Auch diese Operation wird in der Regel laparoskopisch durchgeführt. Die Erfolgsrate bei neurologisch gesunden Kindern beträgt etwa 90 % [5].
Behandlung der sonstigen Ursachen
Eine seltenere Ursache für Sodbrennen ist die verzögerte Magenentleerung aufgrund einer Verengung des Magenausganges (Pylorusstenose). Diese sollte operativ durch die sogenannte Pyloromyotomie behandelt werden, bei welcher der verengte Magenausgang gespalten wird [6]. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten als Ursache des Sodbrennens ist vor allem auf das strenge Vermeiden der jeweiligen Nahrungsmittel zu achten. Nur selten, im Falle von allergischen Reaktionen, sind Medikamente notwendig. Bei Auftreten der Allergie vor dem 3. Lebensjahr besteht generell eine große Chance der Toleranzentwicklung (Rückbildung der Allergie) [8].
Quellenangaben
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G. Marx, P. Müller: „Die gastrooesophageale Refluxkrankheit
im Säuglings- und Kindesalter“, http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/paediatrica/vol16/n2/pdf/12-17.pdf, 06.10.2016 -
G. Frongia: „Die Gastroösophageale Reflux-Krankheit im Kindesalter“, https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Chirurgie/kinderchirurgie/Infoletter_08_GOER.pdf, 06.10.2016
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Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie: „Gastro-ösophagealer Reflux im Kindesalter“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-071l_S1_Gastro-%C3%B6sophagealer_Reflux_Kindesalter_G%C3%96R_2015-03.pdf, 06.10.2016
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N. T. Schwarz: Allgemein- und Viszeralchirurgie. Georg Thieme Verlag, 2009, S. 85.
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V. Schumpelick: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer Verlag, 2011, S. 937.
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C. Bley, M. Centgraf et al.: I care Krankheitslehre. Georg Thieme Verlag, 2015, S. 428.
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D. von Schweinitz, B. Ure: Kinderchirurgie: Viszerale und allgemeine Chirurgie des Kindesalters. Springer, 2013, S. 313 ff.
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B. Rodeck, K.-P. Zimmer: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Springer Verlag, 2013, S. 280 f.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 07.09.2017 |
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