Symptome

Reflux und Atemnot (beim Baby)

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Als Reflux wird das Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre bezeichnet [1]. Atemnot ist definiert als subjektives Empfinden krankhaft erhöhter Atemarbeit [2]. Reflux und Atemnot können beim Baby zusammen auftreten, was ein Hinweis auf eine Fehlbildung im Bereich der Speiseröhre (tracheoösophageale Fistel) [3] oder des Zwerchfells (Hiatushernie) [4], aber auch auf eine Asthmaerkrankung [5] sein kann. Bei chronischem Reflux wird Magensaft in die Speiseröhre eingeatmet. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) kommen, die wiederum Atemnot auslösen kann [5].

Alle genannten Grunderkrankungen können je nach Ausmaß der Atemnot lebensbedrohlich für das Kind sein und müssen daher schnellstmöglich behandelt werden.


Reflux und Atemnot beim Baby: Wie hängt das zusammen?

Der Zusammenhang zwischen Reflux und Atemnot beim Baby lässt sich je nach zugrunde liegender Erkrankung unterschiedlich erklären:

Tracheoösophageale Fistel

Eine tracheoösophageale Fistel ist eine angeborene Fehlbildung des oberen Magen-Darm-Trakts. In der Embryonalzeit wird ein Verbindungsgang zwischen Luftröhre und Speiseröhre gebildet [6]. Im Rahmen dieser Fehlbildung kommt es außerdem zu einer gestörten Entwicklung des Nervengeflechts, das die Bewegung des Magen-Darm-Trakts beeinflusst. In Folge wird die Funktion des unteren Schließmuskels der Speiseröhre beeinträchtigt, was zu einem Reflux von Magensäure in die Speiseröhre führt [7]. Lungenfehlbildungen wie ein vermindertes Größenwachstum mit reduzierter Lungenkapazität oder eine fehlende Anlage eine der beiden Lungen können mit dem Auftreten einer tracheoösophagealen Fistel assoziiert sein [7]. Dies erklärt das gleichzeitige Auftreten von Reflux und Atemnot im Rahmen dieser Fehlbildungen.

Hiatushernie

Bei der Hiatushernie kommt es im Bereich der Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell zu einer Erweiterung. In Folge kommt es zu einem permanenten (fixierte Hiatushernie) oder wiederkehrenden (Gleithernie) Eindringen von Magenanteilen, die normalerweise unterhalb des Zwerchfells liegen, in die Brusthöhle. Das Zusammenziehen des Zwerchfells um die Speiseröhre ist, zusammen mit dem unteren Speiseröhrenschließmuskel, ein wichtiger Mechanismus. Er verhindert einen Reflux von Magensäure in die Speiseröhre. Deshalb kommt es im Rahmen einer Hiatushernie häufig zu Reflux.
Durch das Eindringen von Magenanteilen in die Brusthöhle, bleibt weniger Platz für die optimale Entfaltung der Lunge, was sich in Atemnotäußern kann [4].


Asthma bronchiale

Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, bei der es zu anfallsartiger Verengung der tiefen Atemwege und damit zur Atemnot kommt [1]. Bei Patienten mit Asthma, die außerdem an Sodbrennen leiden, kann der Reflux die Asthmaerkrankung verstärken [5], sodass es zum gemeinsamen Auftreten der Symptome Reflux und Atemnot kommt.

Aspirationspneumonie
Kommt es im Rahmen von Reflux zum Einatmen von Magensäure in die Luftröhre und tiefen Atemwege. Dies kann zu einer Lungenentzündung, der sogenannten Aspirationspneumonie, führen. Die Lungenentzündung wiederum kann das Symptom der Atemnot aufweisen [5].

Wie können die Beschwerden gelindert werden?

Sowohl die tracheoösophageale Fistel als auch die fixierte Hiatushernie stellen eindeutige Operationsindikationen dar. Ohne Operation ist keine Verbesserung der Symptomatik zu erwarten. Eine Gleithernie kann sich im Laufe der ersten Lebensjahre zwar zurückbilden. In der Zwischenzeit muss jedoch eine medikamentöse Therapie zur Säureunterdrückung gestartet werden. Dies ist notwendig, um eine durch den Reflux bedingte Entzündung der Speiseröhre (Refluxösophagitis) zu verhindern [4].

Besteht ein Reflux unabhängig von einer Grunderkrankung und wird das Baby mit Flaschennahrung ernährt, liegt eventuell eine Milchprotein-Unverträglichkeit vor. Um diese aufzudecken kann eine zwei- bis vierwöchige Umstellung auf eine hydrolisierte Säuglingsnahrung sinnvoll sein [5]. Hydrolisierte Säuglingsnahrung enthält Proteine, die bereits in ihre einzelnen Bestandteile aufgespalten sind und löst dadurch weniger allergische Reaktionen aus als herkömmliche Säuglingsnahrung [8]. Auch ein Andicken der Flaschennahrung kann zu einer Besserung der Symptome führen und eine Überbrückungsmaßnahme bis zur Reifung des unteres Speiseröhrenschließmuskels darstellen. Bei nachgewiesener Entzündung der Speiseröhre sollte eine medikamentöse Therapie, z. B. mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie Omeprazol, begonnen werden [4].

Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?

Wird eine tracheoösophageale Fistel nicht frühzeitig operiert, so besteht das Risiko von wiederholten Apsirationspneumonien, die mitunter lebensbedrohlich für das Baby sein können [4]. Bei fixierter Hiatushernie kann es durch das Eindringen der Magenanteile in die Brusthöhle zu einer Minderentwicklung der Lungen kommen. Dies bedeutet eine beträchtliche Einschränkung der Lebensqualität für das Baby.

Bei anhaltendem Reflux kann es zu einer Entzündung der Speiseröhre (Refluxösophagitis) mit Blutungen und Schädigungen der Schleimhaut kommen. Im weiteren Verlauf ist ein Umbau der Schleimhaut im unteren Teil der Speiseröhre möglich, was die Vorstufe von Speiseröhrenkrebs darstellt [1].