Symptome

Reflux und Husten (beim Baby)

063 Reflux Baby Nacht 01

Ein altes Sprichwort besagt: „Speikinder sind Gedeihkinder.“ Doch stimmt das oder kann sich in manchen Fällen auch eine Krankheit dahinter verbergen? Als Reflux wird allgemein das Zurücklaufen von Mageninhalt in die Speiseröhre bezeichnet. Wenn der Mageninhalt aus der Speiseröhre hinaus in den Mund- und Rachenraum zurückfließt, spuckt oder speit das Baby. Hin und wieder kann es vorkommen, dass sich das Baby am zurückgeflossenen Mageninhalt verschluckt und hustet. Zu einer Krankheit wird dies aber erst, wenn sich zu dem Husten weitere Symptome hinzugesellen oder das refluxbedingte Husten sehr häufig auftritt [1].


Reflux und Husten beim Baby: Wie hängt das zusammen?

Nahezu 70 Prozent der gesunden Säuglinge spucken, besonders gehäuft in den ersten vier Lebensmonaten [1]. Das Spucken ist die Folge eines Refluxes, der bei Säuglingen durch einen noch nicht vollständig entwickelten Verdauungstrakt als natürlich angesehen wird. Bei Babys öffnet sich der Schließmuskel, der normalerweise den Magen von der Speiseröhre trennt, spontan. Nahrung kann so in die Speiseröhre und darüber hinaus in den Mund zurückfließen. Der Verdauungstrakt eines Babys weist weitere anatomische und funktionelle Besonderheiten auf. Die Speiseröhre mündet bei einem Neugeborenen sehr flach in den Magen, wodurch die Nahrung leichter aus dem Magen zurückfließen kann. Je älter der Säugling wird, desto steiler wird der Einmündungswinkel der Speiseröhre und die Kinder spucken mit zunehmendem Alter weniger [2].

Falls das Baby häufig nach der Nahrungsaufnahme speit, erbricht, schreit oder hustet, können dies erste Hinweise auf das Vorliegen einer extraösophagealen Refluxkrankheit sein. Bei der extraösophagealen Refluxkrankheit fließt der Mageninhalt über(extra) die Speiseröhre (Ösophagus) hinaus in den Mund- und Rachenraum. Hingegen wird von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit gesprochen, wenn der saure Mageninhalt nicht über die Speiseröhre hinaus aufsteigt [4].

Wenn der zurückgeflossene Mageninhalt, ohne aus dem Mund ausgespuckt zu werden, in die Luftröhre gelangt, führt das zu Husten und röchelnden Atemgeräuschen.

Außerdem kann eine ständig zurückfließende Magensäure weitere Folgeerscheinungen wie Schmerzen und Sodbrennen auslösen. Diese äußern sich beim Baby durch Schlafstörungen, sehr häufiges Schreien, Anspannung von Händen und Füßen sowie Schweißausbrüche [2].

Durch den ständigen Rückfluss der Magensäure und durch die Schmerzen, die das Kind beim Füttern hat, kann es auf Dauer zu einer Nahrungsverweigerung und Trinkschwäche kommen. Im Säuglingsalter führt das zu einer mangelnden Gewichtszunahme und zu Gedeihstörungen. Schätzungsweise leidet ein Säugling von 500 unter einer Refluxkrankheit. Bei Kleinkindern ist nur noch ein Kind von 2000 Kindern betroffen. Damit ist die Spontanheilungstendenz sehr hoch [2].

Da die genannten Symptome auch bei verschiedensten anderen Krankheitsbildern vorkommen, gestaltet sich die Diagnose als schwierig und langwierig. Für Ärzte ist es oftmals schwer, Kinder mit einer Refluxkrankheit von gesunden Kindern mit häufigem Spucken zu unterscheiden, da der Übergang fließend ist. Auch die Diagnosestellung ist kompliziert, da sich Babys natürlicherweise noch nicht verbal verständigen können [1][2][3].

Wie können die Beschwerden gelindert werden?

Sobald die Refluxkrankheit erkannt wurde, reichen bei vielen Babys meist grundlegende Maßnahmen zur Behandlung aus. Das Andicken der Nahrung mit speziellen Präparaten wird empfohlen. Zudem sollen kleinere Mahlzeiten häufiger über den Tag verteilt gefüttert werden. Mahlzeiten direkt vor dem Schlafengehen sollten vermieden werden. Außerdem sollte der Säugling mich leicht erhöhtem Oberkörper schlafen, damit der Speisebrei seinen natürlichenVerlauf in den Dünndarm nehmen kann. Bei wenigen Säuglingen bedarf es einer medikamentösen Therapie, um die Säureproduktion im Magen zu hemmen. Damit wird die Häufigkeit des Refluxes gesenkt und entzündete Areale können ausheilen. Die sehr seltene letzte Maßnahme, falls alle anderen Therapien versagen, wäre ein operativer Eingriff [2].

Rauchen in der Umgebung des Kindes wird ebenfalls als Risikofaktor angesehen und sollte unbedingt vermieden werden [1].

Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?

Die Refluxkrankheit birgt beim Baby viele Risiken und sollte ernst genommen werden. Auftretende Schlafstörungen und das häufige Schreien können das Kind psychisch sehr belasten und die Entwicklung beeinträchtigen. Nahrungsverweigerung und Trinkschwäche können zu Entwicklungs- und Gedeihstörungen führen, die es unbedingt zu vermeiden gilt.

Da das Husten durch eine Reizung der Halsschleimhaut ausgelöst wird, kann es dort zu Entzündungen kommen. In entzündeten Schleimhäuten können sich Krankheitserreger besser einnisten und einen Atemwegsinfekt auslösen. Wenn Magensäure über die Luftröhre in die Lunge gelangt, kann sich sehr schnell eine Lungenentzündung entwickeln. Dies ist beim Baby ein absoluter Notfall!

Die Milchzähne können von der Magensäure auf Dauer angegriffen werden, sodass dauerhafte Schäden am Zahnschmelz entstehen [2][4].