Reflux und Husten: Ärztliche Behandlungen
Ein gastroösophagealer Reflux kann neben typischen Symptomen, wie z. B. Sodbrennen und Aufstoßen, auch untypischere Beschwerden, wie Husten, Hustenreiz und Heiserkeit (Laryngopharyngealer Reflux, LPR), verursachen [1]. Ob der Rückfluss des Magensafts für den Husten tatsächlich verantwortlich ist oder die beiden Symptome unabhängig voneinander bestehen, ist nicht immer sicher zu sagen. Generell stellt eine operative Therapie nur dann eine Behandlungsoption dar, wenn die Ursache der Beschwerden klar definiert ist. Des Weiteren müssen Allgemeinmaßnahmen (z. B. Essgewohnheiten, Gewichtsreduktion bei Übergewicht) und medikamentöse Therapiemöglichkeiten voll ausgeschöpft sein. Folgender Artikel wird erläutern, ob und welche Operationsoptionen bei den verschiedenen Ursachen für Reflux und Husten infrage kommen.
Laut Fachliteratur ist bei vorliegendem LPR die Erfolgsrate einer medikamentösen Standardtherapie (Protonenpumpeninhibitoren, PPI) gering (60 %) [1]. Eine Operation kann für LPR-Patienten, bei denen durch eine Säuremessung (pH-Metrie) ein Reflux sicher diagnostiziert wurde, eine alternative Therapie darstellen. Die Erfolgsrate ist jedoch auch hier geringer als bei Patienten, die nur unter typischen Refluxsymptomen leiden [1]. Wichtig ist, dass gründliche Voruntersuchungen eine unnötige oder wenig erfolgsversprechende Operation verhindern. Die operative Refluxtherapie der verschiedenen Ursachen zielt stets auf die Verstärkung des Verschlussmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre ab.
Totale Fundoplicatio nach Nissen
Bei dieser Operationsvariante wird ein Anteil des oberen Magens (Magenfundus) komplett (360 Grad) um den unteren Anteil der Speiseröhre gelegt und mit wenigen Nähten locker fixiert [2]. Die entstandene Manschette unterstützt die Verschlussfunktion zwischen Magen und Speiseröhre. Heutzutage wird diese Form der Refluxoperation meist in einer minimalinvasiven (laparoskopischen) Technik durchgeführt [2]. Hierbei werden die Operationsinstrumente über kleine Schnitte (< 1 cm) in der Bauchdecke in die Bauchhöhle eingeführt [3]. Ebenso wird eine Kamera über einen weiteren Zugang eingeführt, um Sicht auf das Operationsfeld zu gewähren. Um genügend Platz und Einblick zu schaffen, wird als erster Schritt Gas in die Bauchhöhle eingebracht. Eine laparoskopische Operation bringt im Vergleich zu einer offenen Operation Vorteile wie z. B. weniger Schmerzen, einen schnelleren Erholungsprozess, kleinere Narben und weniger Wundinfektionen oder Narbenbrüche [3]. Bei 80 % der Patienten wird durch die Fundoplicatio eine subjektive Beschwerdefreiheit erreicht [2].
Hemifundoplicatio nach Toupet
Im Falle einer nachgewiesenen Bewegungsstörung (Motilitätsstörung) der Speiseröhre wird, alternativ zur Operation nach Nissen, die sogenannte Hemifundoplicatio nach Toupet durchgeführt. Die prinzipiellen Schritte der Operation sind dieselben; die Magenfundus-Manschette wird jedoch nur 270 Grad um die Speiseröhre gelegt und sowohl am Zwerchfell als auch an der Speiseröhre fixiert [2].
Zwar wird der Husten hier durch einen anderen Mechanismus verursacht; das zugrunde liegende Problem ist jedoch wie bei obiger Ursache eine unzureichende Abdichtung zwischen Magen und Speiseröhre. Die Operationsmöglichkeiten sind daher dieselben wie beim Aufsteigen der Magensäure in den Rachen und die Luftröhre.
Wird vermutet, dass der Husten durch Protonenpumpeninhibitoren verursacht wird, stellt eine operative Behandlung zunächst nicht die Therapie der Wahl dar. Es sollte zuerst getestet werden, ob ein Absetzen der Refluxmedikamente zu einer Besserung der Hustensymptomatik führt. Benötigen die Refluxbeschwerden eine medikamentöse Therapie, können alternative Refluxmedikamente ausprobiert werden. Sind die Refluxsymptome ohne PPI nicht zufriedenstellend zu behandeln, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Die Optionen entsprechen den oben genannten Therapieverfahren.
Behandlung der sonstigen Ursachen
Husten und Reflux beeinflussen sich gegenseitig. So kann vermehrter Husten – ausgelöst durch zahlreiche Auslöser wie z. B. eine Atemwegserkrankung – Reflux bedingen. Bei Atemwegserkrankungen spielen operative Therapien eine sehr untergeordnete Rolle.
Quellenangaben
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R. C. Minjarez, B. A. Jobe: „Surgical therapy for gastroesophageal reflux disease“, http://www.nature.com/gimo/contents/pt1/full/gimo56.html, 10.10.2016
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Endspurt Klinik Skript 3: Innere und Chirurgie – Verdauungssystem, Abdomen. Georg Thieme Verlag, 2013, S. 24.
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„About GERD: Surgical Tretaments“, http://www.aboutgerd.org/surgery/surgical-treatments.html,10.10.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.08.2017 |
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