Reflux und Husten: Schulmedizin
Grundsätzlich haben sich mehrere schulmedizinische Arzneistoffe sehr gut gegenSodbrennen (Reflux) und damit in Verbindung stehender Beschwerden wie z. B. Hustenbewährt. Die Medikamente kennzeichnen sich durch einen raschen Wirkungseintritt aus und sind meistens für die Einnahme über einen längeren Zeitraum geeignet. Bei funktionellen Problematiken der Speiseröhre kommen auch chirurgische Eingriffe in Frage.
Ein Fortbestehen dieser Symptome sowie chronische Schluckbeschwerden, Blut beim Husten oder im Erbrochenem sind Warnhinweise auf eine ernste Entartung des Speiseröhrengewebes. Demnach ist eine Vorstellung beim Arzt von absoluter Notwendigkeit.
Als konservative Behandlungsmaßnahme kommen Medikamente in Betracht, die aktiv den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre verhindern können. Hierbei stehen v. a. Substanzen auf pflanzlicher Basis im Mittelpunkt. Sie werden beispielsweise aus Algen gewonnen und zählen zu den sog. Alginsäuren [1][2]. Ihr Behandlungspotenzial entfalten sie, indem sie beim Kontakt mit der Säure eine Gelschicht ausbilden, welche die Oberfläche des Magensaftes bedeckt. Diese Schutzbarriere hält den Mageninhalt vom Aufsteigen in die Speiseröhre ab [1][3].
Alginate
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Ja
Für Schwangere geeignet: Ja
Hauptwirkung: Schutzbarriere zwischen Magen und Speisröhre
Alginsäure ist in Form von Suspensionen ( Gaviscon Dual, Gaviscon Advance) oder auch als Kautabletten (Esophageal Guardian) erhältlich.
Für die geeignete Dosierung empfiehlt es sich, bei einem Mediziner oder Apotheker Rat einzuholen. Vor allem die Anwendung bei Kleinkindern sowie Personen mit schwerenNieren- oder Herzleiden sollte nur unter ärztlicher Anweisung erfolgen [4].
Sucralfat
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Nein, nicht unter 14 Jahren
Für Schwangere geeignet: Ja, nur unter ärztlicher Anweisung
Hauptwirkung: Bildung einer schützenden Schleimschicht im Magen und in der Speiseröhre.
Der in dem Medikament enthaltene Komplex aus Aluminiumsalzen und Saccharosesulfat ermöglicht die Ausbildung einer protektiven Schleimschicht. Gängige Substanzen stellenUlcogant, Sucrabest und Carafate dar. Die schützende Struktur legt sich direkt auf dieMagen- bzw. Speiseröhrenschleimhaut und verhindert ein Einwirken der aggressiven Salzsäure [5][6].
Für die adäquaten Dosierungsmengen ist es ratsam, sich bei einem Arzt oder Apotheker zu informieren. Bei Personen mit schweren Nierenleiden sollte die Einnahme vorher explizit mit einem Mediziner besprochen werden, da es zu Aluminiumintoxikationen kommen kann [7]. Zudem wird von einer gleichzeitigen Anwendung mit säurehemmenden Präparatenabgeraten, da Sucralfat ein ausreichend saures Milieu braucht, um zu wirken.
Prokinetika
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Nein
Für Schwangere geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung
Hauptwirkung: Steigerung der Muskelspannung der Speiseröhre
Paspertin, Emeprid und Domperidon Hexal gehören zu den sog. Prokinetika, welche die Spannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels verstärken. Sie kommen bei leichten Beschwerden in Frage. Zentraler Wirkstoff ist hierbei das Metoclopramidhydrochlorid [8][9].
Bei der Selbstmedikation sollten genauestens die Angaben in der Packungsbeilage beachtet werden. Die Therapie ist bis zu 6 Monaten möglich. Bei vorliegendem Nierenleiden sollten die Einnahme mit einem Mediziner abgesprochen werden [10].
Um eine Kontraktion der Speiseröhre zu verhindern, gilt es, die dortige Menge an einwirkender Säure zu verringern. Mittel der Wahl stellen hier sog. Protonenpumpenhemmer (PPIs) dar. Arzneimittel wie Omeprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol oder Rameprazol weisen alle ähnlich gute Eigenschaften auf [2][6].
Wird rechtzeitig eine Therapie mit PPIs angefangen, so können Erfolgschancen bis zu 90% verzeichnet werden. In einigen Fällen allerdings kommt es nach dem Absetzen zu wiederkehrenden Symptomen, was eine Dauertherapie notwendig macht [1][2].
Protonenpumpenhemmer (PPIs)
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung
Für Schwangere geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung
Hauptwirkung: Hemmung Magensäurebildung
Der Wirkmechanismus beruht darauf, dass er die Magensäurebildung aktiv hemmt. Gebräuchliche Arzneistoffe sind beispielsweise Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol. Es wird generell eine Einnahmedauer von 4–8 Wochen empfohlen. Diese kann sich bis zu einem Jahr erstrecken. Bezüglich der individuellen Dosis sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden [11].
H2-Rezeptor-Antagonisten
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Ja, ab 3 Jahre
Für Schwangere geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung
Hauptwirkung: Hemmung der Magensäurebildung
Wirkstoffe wie Ranitidin, Formatidin und Roxatidin werden zu den sog. H2-Rezeptor-Antagonisten gezählt. Sie blockieren den Botenstoff Histamin, der eine wichtige Rolle in der Stimulierung der Säuresekretion einnimmt. Sie finden eher bei einem leichten Beschwerdebild Anwendung, da sie ein geringeres Wirkungspotential als die PPIs aufweisen [12].
Bezüglich der individuellen Dosis sollte ein Arzt oder Apotheker gefragt werden. Das Arzneimittel kann über mehrere Wochen eingenommen werden [13].
Antazida
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Nicht unter 12 Jahren
Für Schwangere geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung
Hauptwirkung: Neutralisation der Magensäure
Ergänzend zu den PPIs können auch sog. Antazida wie Algeldrat, Magaldrat und Hydrotalcit verabreicht werden. Sie haben die Fähigkeit, die saure Umgebung der Magenflüssigkeit zu neutralisieren. Sie kommen vor allem bei akuten und milden Symptomen infrage.
Die Präparate entfalten ihre Wirkung relativ rasch, jedoch hält diese nur kurze Zeit an [11]. Für die Dosierung gilt der Arzt oder Apotheker als Ansprechpartner.
Behandlung der sonstigen Ursachen
Bei einem Fortbestehen des Leidensdrucks sollte abgeklärt werden, ob eine Reizung der Atemwege und Sodbrennen tatsächlich einander bedingen. Ist dies der Fall, muss jene Erkrankung ärztlich behandelt werden.
Quellenangaben
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Gerd Herold et al.: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2014, S. 434.
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Markus Müller et al.: Chirurgie für Studium und Praxis. 13. Auflage, 2016/2017, Medizinische Verlags- und Informationsdienste, 2016, S. 160 f.
-
„Refluxkrankheit- Sodbrennen trotz PPI”, http://www.medical-tribune.de/fileadmin/Fortbildung/Reckitt_Benckiser_Reflux_mt_33-3415.pdf, 03.10.2016
-
„Bremse für den Reflux”, http://www.springermedizin.at/artikel/32088-bremse-fuer-den-reflux,03.10.2016
-
Monika Bäumel, Kurt Hergeth,Thomas Bein: Intensivbuch Phramakotherapie, Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2009, S. 133.
-
Heinz Lüllmann, Klaus Mohr: Pharmakologie und Toxikologie 16. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2006, S. 221
-
„Sucraltat Genericon Suspension“, http://www.pharmazie.com/graphic/A/71/1-20571.pdf, 15.10.2016
-
„Sauer macht nicht immer lustig'', http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=53488,03.10.2016
-
Thomas Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2013, S. 157–159.
-
„Paspertin”, http://www.pharmazie.com/graphic/A/04/0-14204.pdf, 03.10.2016
-
Thomas Karo: Allgemein und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Verlag Karow, 2014, S. 379–381.
-
Michael Freissmuth, Stefan Offermanns, Stefan Böhm: Pharmakologie und Toxikologie Springer Verlag, 2. Auflage, 2016 , S. 536.
-
„Ranitidin“, http://www.pharmazie.com/graphic/A/08/1-22308.pdf, 15.10.201
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.08.2017 |
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