Symptome
Hiatushernie und Refluxösophagitis: 1. Grades
„Reflux“ bedeutet, dass saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Meist ist eine Schwäche des Schließmuskels am Mageneingang der Grund dafür. Besonders in liegender Position und nach schweren Mahlzeiten überwindet der Mageninhalt diese Barriere und führt in der Speiseröhre zu Sodbrennen.
Die Speiseröhre durchtritt das Zwerchfell an einer speziellen Muskellücke. Durch diesen Spalt im Zwerchfell können sich aber auch Magenanteile oder sogar Bauchorgane in den Brustkorb verlagern. Dann spricht man von einer Hiatushernie beziehungsweise von einem Zwerchfellbruch. Eine Hiatushernie verursacht in der Mehrzahl der Fälle keine Beschwerden. Allenfalls kann es zu Sodbrennen kommen, da der Verschlussmechanismus des Magens geschwächt ist.
Hiatushernie und Refluxösophagitis: Wie hängt das zusammen?
Das Zwerchfell ist ein zeltförmiger Muskel, der den Brustraum vom Bauchraum trennt. Es hat drei große Öffnungen, durch welche die Bauchschlagader, die untere Hohlvene und die Speiseröhre treten. Die Speiseröhre wird beim Durchtritt durch das Zwerchfell in einem Winkel von ca. 60° abgeknickt, wodurch der Mageneingang verschlossen wird. Dies ist neben dem Schließmuskel ein weiterer Mechanismus, um die Speiseröhre vor saurem Mageninhalt zu schützen [1].
Mit zunehmendem Alter kann die Öffnung des Zwerchfells durch eine zunehmende Bindegewebsschwäche aufgeweitet werden. Dann lockert sich der Sitz der Speiseröhre und es kann zu einer Verlagerung ihres unteren Anteils und des Mageneingangs kommen. Verschieben sich diese Strukturen in den Brustkorb, so spricht man von einer „Hiatushernie“ [2]. Durch diese anatomischen Veränderungen wird der natürliche Winkel der Speiseröhre begradigt und der Verschlussmechanismus des Mageneingangs geschwächt. Infolgedessen kann es leichter zu einem Rückfluss von Mageninhalt und Säure kommen. Eine säurebedingte Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut wird somit begünstigt und kann zu Beschwerden wie Sodbrennen führen. Bei Verdacht auf eine derartige Schleimhautentzündung kann eine Magenspiegelung Klarheit verschaffen. Bei dieser Untersuchung kann der Arzt auch beurteilen, wie weit eine mögliche Entzündung bereits fortgeschritten ist. Von einer Refluxösophagitis Grad 1 spricht man beispielsweise, wenn einzelne, fleckförmige Wunden in der Schleimhaut sichtbar sind [3].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Eine Hiatushernie ist ein häufiger Befund, der nicht automatisch einen Krankheitswert haben muss. So können bei etwa 70 % der über 70-Jährigen Hiatushernien nachgewiesen werden und sind oftmals nur Zufallsbefunde. Es leiden nur etwa 40 % aller Betroffenen unter Beschwerden, die der Hiatushernie zugeordnet werden können [3]. Das Leitsymptom bei einer Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut (Refluxösophagitis) ist Sodbrennen. Darunter versteht man einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein, Druckgefühle in Oberbauch und Brust sowie saures Aufstoßen [4].
Eine Behandlung der Hiatushernie ist höchstens chirurgisch möglich. Dies ist jedoch die Ultima Ratio und erfolgt in der Regel erst, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Zunächst gilt es, die Beschwerden zu behandeln. Im Falle von Sodbrennen können schon kleine Veränderungen der Lebensgewohnheit eine Besserung bewirken. So sollten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt verzehrt werden. Vor allem auf schwere, stark gewürzte Mahlzeiten am Abend sollte verzichtet werden, da diese die Magensäureproduktion anregen und schwer verdaulich sind. Vielen Betroffenen hilft es außerdem, in leicht erhöhter Körperposition zu schlafen, wodurch der Säurerückfluss erschwert wird.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Produkten und Hausmitteln, welche die Beschwerden lindern sollen. Es kann durchaus lohnenswert sein, einige davon zu testen. Wenn bei einer Magenspiegelung bereits eindeutige Wunden in der Speiseröhre gefunden wurden, muss über die Einnahme von Säurehemmern nachgedacht werden. Diese Medikamente reduzieren die Säurebildung im Magen und geben der angegriffenen Schleimhaut dadurch die Möglichkeit, abzuheilen [4].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Wenn die Refluxösophagitis weiter fortschreitet, bestehen verschiedene gesundheitliche Risiken. Zunächst vergrößern sich die wunden Flächen in der Schleimhaut der Speiseröhre. Das kann so weit führen, dass die gesamte Schleimhaut im unteren Anteil der Speiseröhre angegriffen ist [3]. In so einer Situation kann es zu Blutungen aus den wunden Stellen kommen. Die Patienten bemerken dann meist im Laufe der Zeit eine zunehmende Schwäche, welche durch die schleichend entstehende Blutarmut hervorgerufen wird. Manchmal kann den Betroffenen auch eine Dunkelfärbung ihres Stuhls auffallen. Diese wird durch Blutbeimengungen hervorgerufen, die mit der Magensäure chemisch reagieren und sich dunkel färben [5]. In beiden Fällen ist die Vorstellung bei einem Arzt unerlässlich.
Wenn sich die Schleimhautwunden langsam zu Narbengewebe umwandeln, kann es durch Narbenstränge zu einer Einengung der Speiseröhre kommen. Dies äußert sich zumeist durch Schluckbeschwerden und ein Globusgefühl im Hals der Betroffenen [3]. Im Rahmen einer Magenspiegelung können derartige Verwachsungen aufgedehnt werden.
Anstatt zu reinem Narbengewebe kann sich die angegriffene Schleimhaut auch zu einer anderen Schleimhautart umwandeln. Dies ist eine Reaktion des Körpers auf den permanenten Reiz durch die Säure, denn diese neue Schleimhaut ist robuster gegenüber dem aggressiven Mageninhalt. Doch leider birgt diese sogenannte Barrett-Schleimhaut die Gefahr, bösartig zu entarten. Deswegen sind bei dieser Diagnose eine Behandlung mit säurehemmenden Medikamenten und regelmäßige Kontrollen unabdingbar [3].
Quellenangaben
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K. Zilles, B. N. Tillmann: Anatomie. Springer Verlag, 2011, S. 447.
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J. R. Siewert: Chirurgie. Springer Verlag, 2006, S. 564.
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M. Müller et al.: Chirurgie. Verlag Markus Müller, 2011, S. 159–160, S. 280.
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G. Herold: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2015, S. 434–437.
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P. G. Scheurlen: Systematische Differentialdiagnose innerer Krankheiten. Springer Verlag, 2013, S. 137.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 15.06.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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