Symptome

Speiseröhrenentzündung durch Reflux

066 Chronische Refluxoesophogatis 01

Die Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) ist eine häufige Komplikation der Refluxkrankheit. Etwa 40 % aller Reflux-Patienten sind im Laufe der Erkrankung davon betroffen. Als klassische Symptomatik zeigen sich Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein oder Schluckbeschwerden. Da diese Symptome jedoch stark jenen eines Refluxes ohne Entzündung ähneln, ist zur genauen Diagnose die Durchführung einer Magenspiegelung notwendig. Aufgrund des erhöhten Risikos für Speiseröhrenkrebs (Barrett-Karzinom) ist es von großer Bedeutung, eine Ösophagitis frühzeitig zu entdecken.

Der folgende Text fasst alle wesentlichen Informationen über den Zusammenhang von Reflux und Speiseröhrenentzündung zusammen [1].


Warum kann Reflux eine Speiseröhrenentzündung auslösen?

Verschiedene Faktoren spielen in der Entstehung einer durch Reflux bedingten Speiseröhrenentzündung eine Rolle.

Folgende Einflussfaktoren sind bekannt:

Schädigende Wirkung der Magensäure

Wenn Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt, verringert sich der pH-Wert in dem jeweiligen Areal der Speiseröhre; der pH-Wert wird sauer. Die Zellen der Schleimhaut sind nicht für so niedrige pH-Werte ausgebildet und können das saure Milieu nur kurzzeitig tolerieren. Die oberste Schicht der Schleimhaut ist am widerstandsfähigsten. Ist diese durch die Säure zerstört, kommt es schnell zur Schädigung der Speiseröhre. Die Folgen sind eine Entzündung, Ausbildung von Geschwüren oder die Umwandlung der obersten Schleimhautschicht in ein sogenanntes Barrett-Epithel.Dieses hat ein deutlich erhöhtes Risiko für die Ausbildung eines Speiseröhrenkrebses [2].

Gestörter unterer Speiseröhrenschließmuskel

Der untere Speiseröhrenschließmuskel bildet die wichtigste Grenze zwischen Speiseröhre und Magen. Bei Gesunden ermöglicht er, dass Nahrung in den Magen gelangen kann (durch Erschlaffung) und dass Magensäure nicht in die Speiseröhre zurückfließen kann (durch Anspannung) [3].

Bei einigen Personen mit Reflux ist die normale Funktion des Schließmuskels gestört: Er entspannt sich ungewollt zwischen den Schluckphasen, wodurch Magensäure in die Speiseröhre zurückfließen kann. Diese trägt in weiterer Folge zur Entstehung der Ösophagitis bei [3].

Viele verschiedene Faktoren können diese Schließmuskelstörung fördern. Dazu zählen Medikamente (z. B. Kalziumantagonisten, Nitrate), unterschiedlichste Speisen (z. B. Alkohol, Schokolade, Koffein, Fett) oder auch Übergewicht (Adipositas) und Schwangerschaft. Bei den beiden letzteren kann der Schließmuskel dem stark erhöhten Druck im Bauchraum nicht standhalten, wodurch Magensäure in die Speiseröhre gelangt [3].

Verringerte Selbstreinigung der Speiseröhre

Die Speiseröhre kann sich durch verschiedene Mechanismen vor der schädigenden Magensäure schützen. Diese werden unter dem Begriff der Clearance-Funktion zusammengefasst [4].

Zum einen wird Magensäure durch rhythmische Kontraktionen der Speiseröhrenmuskulatur in Richtung Magen transportiert. Ziel ist, die Säure möglichst schnell aus der Speiseröhre zu entfernen. Die rhythmischen Kontraktionen können bei Erkrankungen wie Diabetes oder Sklerodermie (Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer Verhärtung des Bindegewebes kommt) stark verringert sein, wodurch das Risiko einer Ösophagitis steigt [4].

Des Weiteren führt der geschluckte Speichel durch seinen basischen pH-Wert zu einer Neutralisierung der Säure. Die Speichelproduktion kann nachts sowie auch bei Rauchern stark verringert sein. Eine schlechte Clearance-Funktion der Speiseröhre verlängert die Kontaktzeit zwischen Magensäure und der Speiseröhrenschleimhaut. Das Risiko einer Refluxösophagitis ist dadurch deutlich erhöht [2].

Wodurch macht sich die Entzündung bemerkbar?

Die Beschwerden einer Refluxösophagitis unterscheiden sich nicht von jenen der Refluxkrankheit ohne Entzündung. Typisch ist das Auftreten von Sodbrennen (Brennen hinter dem Brustbein), das vor allem durch große Mahlzeiten, Kaffee, Alkohol, Rauchen oder liegende Positionen ausgelöst wird. Des Weiteren können Schluckbeschwerden, Druckgefühl im Oberbauch, Husten, Räusperzwang und Heiserkeit auftreten [4].

Bei Vorliegen eines Barrett-Epithels sind die Beschwerden in vielen Fällen sogar geringer als bei der reinen Refluxösophagitis. Daher kann anhand des Beschwerdebildes nicht auf den Schweregrad der Erkrankung rückgeschlossen werden. Eine Magenspiegelung ist auf jeden Fall zu empfehlen, bei der typische entzündliche Veränderungen nachgewiesen werden können [4]!

Komplikationen der Refluxösophagitis

Die wichtigste Komplikation der refluxbedingten Speiseröhrenentzündung ist das Barrett-Epithel. Durch den chronischen Säurereflux kommt es zu einer Umwandlung der normalen Speiseröhrenschleimhaut in ein widerstandsfähigeres Epithel. Dieses ist an sich nicht problematisch, jedoch kommt es bei etwa 3 % der Patienten mit Barrett-Epithel zur Entwicklung eines bösartigen Tumors, dem Barrett-Karzinom [5]. Dieses zeigt meist erst in späteren Krankheitsstadien Symptome. Möglich sind z. B. Schluckbeschwerden, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit oder Blutarmut.

Bei langjähriger symptomatischer Refluxerkrankung (GERD/ Gastroösophageale Refluxkrankheit) sollte daher mindestenseinmalig eine Magenspiegelung durchgeführt werden [6]!