Hausmittel

Leinsamen gegen Sodbrennen

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© PantherMedia / Alena Dvorakova

Sodbrennen äußert sich als brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, das bis in den Mund ausstrahlen kann. Ursächlich ist eine Reizung der Schleimhaut der Speiseröhre durch sauren Mageninhalt oder Galle [1]. Es ist ein typisches Symptom der Refluxkrankheit und als solches weltweit sehr häufig und weit verbreitet [2].

Leinsamen werden aus einer der ältesten Kulturpflanzen, dem Echten Lein (Linum usitatissimum), erhalten [3]. Neben der Gewinnung von Öl werden die Samen seit jeher zur Behandlung von gewohnheitsmäßigen Verstopfungen (Obstipation) genutzt. Als Schleimzubereitung finden sie außerdem Anwendung in der Behandlung entzündlicher Erkrankungen von Speiseröhre und Magen [4].


Wie und warum helfen Leinsamen bei Sodbrennen?

In westlichen Ländern leiden bis zu 30 % der Bevölkerung unter dem gelegentlichen Aufsteigen sauren Mageninhalts in die Speiseröhre (Reflux) und damit verbundenem Sodbrennen, wobei allerdings nur etwa die Hälfte tatsächlich von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit betroffen ist [2]. Auch bei Gesunden tritt Sodbrennen gelegentlich nach umfangreichen und fettigen Mahlzeiten oder dem Genuss von Alkohol auf. Dabei können die verursachenden Speisen und Getränke individuell sehr unterschiedliche sein. Auch Körperlagen, in denen der Druck im Bauchraum erhöht ist wie z.B. beim Vorbeugen, Heben von Lasten oder in der Bauchlage, kann Sodbrennen gehäuft auftreten [1].

Im Rahmen einer Refluxerkrankung können zusätzlich ein Druckgefühl hinter dem Brustbein, gehäuftes Luftaufstoßen, Schmerzen und Brennen im Oberbauch und Schluckbeschwerden auftreten [5]. Ursächlich ist ein mangelnder Verschluss des unteren Schließmuskels der Speiseröhre durch funktionelle oder anatomische Störungen. Auch verschiedene Medikamente, starkes Übergewicht oder eine Schwangerschaft können den Verschluss der Speiseröhre zum Magen stören [2]. Nun ist die Schleimhaut der Speiseröhre anders als die des Magens nicht dazu geeignet, dauerhaft saurem Magensaft (pH 1,0 – 1,5) ausgesetzt zu sein. Es kommt zu einer Reizung der Speiseröhrenschleimhaut mit möglicherweise daraus folgender Entzündung (Ösophagitis) [6].

Leinsamen enthalten neben Fetten, Proteinen und Ballaststoffen bis zu 19 % unverdauliche Schleimstoffe mit einer sehr hohen Wasserbindungskapazität. Diese sind hauptsächlich der Samenschale aufgelagert, weshalb sich beim Einlegen in Wasser eine dicke Schleimschicht um die Samen bildet [7]. Aufgrund ihrer optimalen Zähflüssigkeit legt sie sich nach der Einnahme gleichmäßig auf die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts. So wird die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre vom sauren Magensaft abgeschirmt [8]. Nach diesem Prinzip können Leinsamen auch bei einer Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) Linderung schaffen.

Schleimstoffe besitzen außerdem eine hohe Pufferungskapazität für saure Umgebungen. Dies bedeutet, dass sie den vorherrschenden pH-Wert erhöhen. Dadurch verliert die Magensäure an Aggressivität und kann die Schleimhaut nicht mehr so stark schädigen [9].

Die enthaltenen Ballaststoffe haben ebenfalls ein hohes Quellvermögen und führen so zu einer Erhöhung des Stuhlvolumens. Dadurch werden die als Reflex ablaufenden Kontraktionswellen gesteigert, welche im gesamten Magen-Darm-Trakt für die Vorwärtsbewegung der Nahrung verantwortlich sind, was zu einer Beschleunigung der Nahrungspassage führt. Auf diese Weise hilft der Leinsamen auch bei Verstopfung [7]. Da die gesteigerte Peristaltik sich aber nicht nur auf den Darm beschränkt, sondern auch Speiseröhre und Magen betrifft, wirkt sich dies auch positiv auf ein bestehendes Sodbrennen aus.

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Soweit nicht anders verordnet, wird zwei- bis dreimal täglich eine Schleimzubereitung eingenommen. Dazu werden ein Esslöffel (EL) nicht zerkleinerte Leinsamen mit 150 ml kaltem oder lauwarmen Wasser vermischt und zum Aufquellen ca. eine halbe Stunde stehen gelassen. Dabei werden die Schleimstoffe aus der Samenschale herausgelöst. Nun wird die Flüssigkeit abgeseiht. Nach Einnahme der Schleimzubereitung empfiehlt es sich, ein weiteres Glas Wasser nachzutrinken. Im Verlauf der Therapie sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 – 2,0 l pro Tag geachtet werden [9]. Kinder unter einem Jahr sollten nicht mit Leinsamen behandelt werden. Im Alter von 1 – 4 Jahren sollten maximal 4 g pro Tag und bis zu einem Alter von 10 Jahren höchstens 6 g pro Tag gegeben werden. Danach sollte eine Tagesdosis von 10 g nicht überschritten werden. Das gilt auch für Erwachsene, da sich sonst eine vielleicht unerwünschte stark abführende Wirkung einstellt [8].

Sofern es sich nicht um ein Sodbrennen handelt, welches durch eine Refluxerkrankung bei funktionellen oder anatomischen Störungen des unteren Speiseröhrenschließmuskels verursacht wird, ist eine Besserung der Beschwerden möglich. Allerdings sollte zusätzlich immer auf eine ausgewogene Ernährung mit kleinen, fettarmen Mahlzeiten geachtet werden. Auf Nahrungs- und Genussmittel, welche die Magensäureproduktion anregen wie z.B. Kaffee, Nikotin, Alkohol, Schokolade und andere Süßspeisen, sollte während der Therapie so weit wie möglich verzichtet werden [5]. Wenn möglich, sollte auch Stress weitgehend vermieden werden. Tritt Sodbrennen vermehrt nach Einnahme bestimmter Medikamente auf, sollte der behandelnde Arzt informiert werden und nach Behandlungsalternativen gesucht werden.

Bessern sich die Beschwerden auch nach zwei Wochen nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden, sofern dies nicht schon geschehen ist. Unter Umständen ist eine weitere Diagnostik und Umstellung der Therapie erforderlich. Insbesondere, wenn es sich um eine funktionelle oder anatomische Störung des Schließmuskels handelt. In diesem Fall können Leinsamen die Beschwerden allenfalls lindern, aber auf keinen Fall heilen.

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Ein Esslöffel Leinsamen sollte immer mit mindestens wenigstens 150 ml Wasser eingenommen werden. Andernfalls können sie vorzeitig aufquellen und die Speiseröhre oder den Rachenraum verstopfen und so die Atmung behindern. Bei Schluckbeschwerden sollte von einer Einnahme ganz abgesehen werden.

Die große Wasserbindungskapazität von Quell- und Schleimstoffen verursacht eine Erhöhung des Stuhlvolumens, wodurch Stuhldrang ausgelöst werden kann. Bei drohendem oder bereits bestehendem Darmverschluss (Ileus), Verengungen des Magen-Darm-Traktes oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) ist deshalb von einer Anwendung dringend abzuraten. Das trifft auch bei Verstopfungen (Obstipationen), unklaren Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen zu.

Da es sich bei Leinsamen um ein schleimstoffhaltiges Mittel handelt, kann die Aufnahme anderer Arzneistoffe aus dem Magen-Darm-Trakt behindert werden. Aus diesem Grund sollte die Einnahme anderer Medikamente wenigstens eine Stunde vor oder nach der Anwendung von Leinsamen erfolgen. Aufgrund der Gefahr eines Darmverschlusses ist von der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten, welche die Darmbewegungen hemmen und zur Behandlung von Durchfall (Diarrhoe) eingesetzt werden, dringend abzuraten.

Bei Befolgen der Dosierungshinweise beschränken sich unerwünschte Nebenwirkungen auf häufig auftretende Blähungen [9].



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