Hausmittel
Milch gegen Sodbrennen
Viele Menschen haben bereits nach dem Genuss von fettreichen, üppigen Speisen oder kohlensäurehaltigen Getränken unter Sodbrennen gelitten. Auch Stress kann zu einer Übersäuerung des Magens führen. Wenn die Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt, werden dort ansässige Schmerzrezeptoren aktiviert. Als Folge fühlt man einen Schmerz hinter dem Brustbein in der Speiseröhren- und Magengegend. Wenn Sodbrennen regelmäßig auftritt, sollte dies ernst genommen werden, da als Spätfolge eine Speiseröhrenentzündung oder im schlimmsten Fall ein Speiseröhrenkrebs auftreten kann. Doch auch bei einmaligem Auftreten kann man zu bestimmten Hausmitteln greifen. Beispielsweise wurde früher Milch zur Behandlung von Sodbrennen eingesetzt, doch besitzt Milch wirklich diese positive Wirkung auf den Magen[1].
Wie und Warum hilft Milch bei Sodbrennen?
Im folgenden soll dargestellt werden, ob Milch überhaupt bei Sodbrennen helfen kann oder dies nur ein Mythos ist.
Das unangenehme Brennen hinterm Brustbein wird, wie bereits erwähnt, durch die Magensäure ausgelöst, welche in die Speiseröhre steigt und die dortige Schleimhaut reizt. Das Trinken von Milch kann dieses Symptom lindern, da die verbliebene Säure in der Speiseröhre beim Schluckvorgang neutralisiert wird. Somit ist Milch ein probates Mittel zur sofortigen Symptombekämpfung, aber nicht zur Verhinderung eines erneuten Sodbrennanfalles. Weshalb Milch keine Anfälle verhindern und diese sogar selbst auslösen kann wird nun erläutert.
Ob eine Flüssigkeit sauer oder basisch ist, wird mit dem pH-Wert gemessen. Dieser kann Werte zwischen 0 bis 14 annehmen, hierbei gelten Werte zwischen 0 und 7 als sauer, 7 neutral und Werte zwischen 7 und 14 als basisch. Milch hat einen pH-Wert von 6,5 und gilt damit als leicht sauer. Beim Trinken von Milch kann die aggressive Magensäure verdünnt werden. Da die Milch jedoch selbst leicht sauer ist, reicht dies unter Umständen nicht aus, um die Magensäure zu neutralisieren und somit das Sodbrennen zu lindern.
Durch die Temperaturbehandlung (Pasteurisieren) der Milch, bevor diese in die Regale der Supermärkte gelangt, entstehen neue Verbindungen, welche im Magen den pH-Wert erniedrigen können. Beim Erhitzen der Milch bis 100°C entsteht Calciumphospat. Falls die Milch über 100°C erhitzt wird, wird der enthaltene Milchzucker (Laktose) teilweise zersetzt und es entstehen organische Säuren und spezielle Aminosäuren. Beim Trinken der pasteurisierten Milch gelangt das Calciumphosphat in den Magen und wird durch die Salzsäure des Magens zu Phosphorsäure gespalten. Diese bewirkt eine weitere Ansäuerung.
Eine amerikanische Studie hat herausgefunden, dass Milch mit einem hohen Fettgehalt öfters Sodbrennen hervorruft, als Milch mit einem niedrigen Fettgehalt. Fette stimulieren die Magensäureproduktion, deshalb tritt auch Sodbrennen oftmals nach fettigen Speisen auf. Daraus lässt sich schließen, dass auf Milch mit einem hohen Fettgehalt verzichtet werden sollte.
Wenn nach dem Konsumieren von Milchprodukten ein Völlegefühl oder Blähungen auftreten, liegt es nahe, dass eine Laktoseintoleranz besteht. In diesem Fall sollte auf Milch zur Bekämpfung von Sodbrennen prinzipiell verzichtet werden.
Abschließend kann gesagt werden, dass Milch als schnelles Mittel zur Neutralisierung desbrennenden Gefühls in der Speiseröhre ein potentes Mittel ist. Es sollte aber immer die Gefahrbeachtet werden, dass diese Linderung nur von kurzer Dauer ist, da die Milch selbst wieder ein saures Aufstoßen auslösen kann.
Doch jeder Mensch ist individuell und empfindet bestimmte Hausmittel als lindernd, welche bei einer anderen Person als unangenehm empfunden werden. So schwören manche auf warme Milch mitHonig. Der in der Milch gelöste Honig legt sich auf die angegriffene Schleimhaut der Speiseröhre und lindert sofort das brennende Empfinden. Im Magen kann die warme Milch mit den enthaltenen Proteinen die Säure etwas neutralisieren. Es sollte beachtet werden, dass der enthaltenen Zucker des Honigs und die enthaltenen Proteine der Milch bei manchen Menschen das Sodbrennen sogar verschlimmern können [1][2][3].
Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?
Wenn eine Laktoseintoleranz oder sogar eine Laktoseallergie bekannt ist, dann sollte auf den Verzehrvon Milch verzichtet werden. Wenn nach dem Konsum von Milchprodukten die oben genannten Beschwerden auftreten, dann sollte abgeklärt werden, ob eine Laktoseintoleranz vorliegt. Wenn über einen längeren Zeitraum Antiazida (basische Substanzen, wie Natron) mit Milch(-produkten) eingenommen werden, dann kann es in seltenen Fällen zu einem Milch-Alkali-Syndrom kommen. Dies kann den Calciumstoffwechsel des Körpers durcheinander bringen, woraus Symptome wie Schwindel, Erbrechen, Verstopfungen, Verwirrtheit und Nierenfunktionsstörungen resultieren können [1].
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Wenn Sodbrennen über einen längeren Zeitraum besteht, dann sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit schwere Spätfolgen wie eine Speiseröhrenentzündung und Speiseröhrenkrebs verhindert werden können. Der Einsatz von Hausmitteln schlägt bei jedem Menschen unterschiedlich an, daher müssen die passenden Hausmittel individuell gefunden werden [1].
Quellenangaben
-
Gerald Herold et al.: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2015, S. 434-35.
-
„Stilles Wasser und Milch helfen gegen Sodbrennen“, http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_53_stilles-wasser-und-milch-helfen-gegen-sodbrennen.html ;03.09.15
-
Alfred Töpel: Chemie und Physik der Milch. Behr´s Verlag, 2007, S.451-56.
Ordnen Sie sich mit Ihrer Beschwerde genauer ein:
Wichtiger Hinweis
Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Informationen sowie Kommentare und Diskussionsbeiträge können und dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen und/oder einer eigenständigen Auswahl und Anwendung oder Absetzung von Arzneimitteln, sonstigen Gesundheitsprodukten oder Behandlungsmethoden verwendet werden. Viele Symptome und Beschwerden können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Für eine sichere Diagnose und Behandlung muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Inhalte sind sorgfältig erarbeitet und werden in regelmäßigen Abständen auf ihre Richtigkeit überprüft und aktualisiert. Jedoch unterliegen die Erkenntnisse in der Medizin einem ständigen Wandel. Wir übernehmen daher keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Inhalte auf den Webseiten.
Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 01.06.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
Die DeGiN-Redaktion
Redaktions- und Lektoratsleitung: | Lorenz Graubner, Lisa Wunsch |
Lektoren: | Dr. rer. nat. Antje Kronenberg, Cand. med. Lil Meyer-Arndt, Cand. med. Viktoria Palm, Heike Marie Westhofen (Heilpraktikerin), Claudia Sarkady (Fachlektorat) |
Art Director: | Oleg Shmykov B.A. |