Schulmedizin

Rennie gegen Sodbrennen


Hersteller:
Bayer
Wirkstoff:
Kalzium- und Magnesiumkarbonat
Darreichungsform:
Kautabletten
Verschreibungspflichtig:
Nein
Hauptwirkung:
Neutralisierung der Magensäure
Wirkstoffklasse:
Antazida
Kann bei den Beschwerden helfen:
Ja
Für Kinder geeignet:
Nein
Für Schwangere geeignet:
Ja
Für Stillende geeignet:
Ja

Sodbrennen zählt zu den häufigsten Beschwerden des Erwachsenen [1], weshalb es nicht verwunderlich ist, dass der Markt an rezeptfreien Mitteln kaum noch überschaubar scheint. Zu diesen Mitteln gehört auch das Produkt Rennie® der Firma Bayer. Viele Anwender schwören auf die in Rennie® enthaltene Wirkstoffmischung aus Kalzium- und Magnesiumkarbonat. Aus ärztlicher Sicht sind jene Wirkstoffe allerdings seit der Einführung von Protonenpumpeninhibitoren (z. B. Pantoprazol, Omeprazol, Esomeprazol) längst überholt und werden nur noch in seltenen Fällen empfohlen [2].

Wann ist die Einnahme von Rennie® bei Sodbrennen sinnvoll?

Antazida, wie Rennie®, eignen sich zur Kurzzeitbehandlung bei Akutbeschwerden. Im Gegensatz zu anderen Mitteln wirkt Rennie® innerhalb weniger Minuten Beschwerde lindernd. Sie können daher als Bedarfsmedikation bei gelegentlichem Sodbrennen eingesetzt werden [3].

Wann sollte auf die Einnahme von Rennie® verzichtet werden?

Besonders bei stark ausgeprägten oder täglichen Beschwerden sollte auf die Einnahme von Rennie® verzichtet werden. Grund hierfür ist einerseits die kurze Wirkdauer von nur 2 bis maximal 4 Stunden. Andererseits gibt es mittlerweile effektivere Wirkstoffe, die weniger Nebenwirkungen aufweisen. Experten raten deshalb nur im Ausnahmefall zur Anwendung von Medikamenten aus der Wirkstoffgruppe der Antazida [2] [3].

Wie und warum hilft Rennie® bei Sodbrennen?

Die beiden enthaltenen Wirkstoffe Kalziumkarbonat und Magnesiumkarbonat wirken neutralisierend auf die Magensäure, welche ursächlich für die typischen Beschwerden bei Sodbrennen ist. Je weniger sauer der Magensaft ist, desto weniger reizt er die Schleimhaut. Kalziumkarbonat besitzt von allen Wirkstoffen aus der Gruppe der Antazida die höchste Neutralisationskapazität. Säuren lassen sich grundsätzlich durch Reaktion mit Basen ausgleichen, was als Puffern bezeichnet wird. Kalziumkarbonat und Magnesiumkarbonat wirken als Basenpaare und reagieren mit der Magensäure, welche größtenteils aus Salzsäure (HCl) besteht. Bei der Reaktion bilden die Kalzium- und Magnesium-Ionen einen Komplex mit den in der Salzsäure enthaltenen Chlorid-Ionen. Hierdurch wird der saure Charakter der Salzsäure abgeschwächt [4]. Zusätzlich wirkt Rennie® hemmend auf die Pepsinfreisetzung im Magen. Pepsin ist ein Enzym, welches von den Hauptzellen der Magenschleimhaut gebildet wird und stimulierend auf die Salzsäureproduktion wirkt. Folglich wird durch eine verminderte Pepsinproduktion weniger Magensäure gebildet [5]. Außerdem fördert Rennie® die Produktion einer Schleimschicht (Muzinschicht), welche die Magenschleimhaut auskleidet und zum Schutz vor der aggressiven Magensäure dient. Diese Schutzschicht verhindert, dass die Magensäure die Schleimhaut reizt oder schädigt [5].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Rennie® ist kein Mittel, das sich zur Langzeittherapie von Sodbrennen eignet. Experten raten sogar von einer Anwendung zur Behandlung von Sodbrennen ab [2] [7].

Als Bedarfsmedikation bei akuten und leichten Beschwerden können Antazida 1 bis 2 Stunden nach dem Essen eingenommen werden. Durch die zeitversetzte Einnahme wird die säurepuffernde Wirkung der aufgenommenen Nahrung optimal ausgenutzt [5].

Es sollten maximal dreimal täglich 1 bis 2 Tabletten mit einem Abstand von mindestens 4 Stunden angewendet werden. Es ist darauf zu achten, dass die Einnahme anderer Medikamente ebenfalls in einem zeitlichen Abstand von mindestens 2 Stunden erfolgt [6].

Was muss bei Kindern beachtet werden?

Aufgrund vermehrter Nebenwirkungen und geringerer Wirksamkeit im Vergleich zu anderen Medikamenten raten Experten von der Einnahme von Rennie® im Kindesalter ab [8].

Studien aus diesem Jahr zeigen, dass die Anwendung von Antazida im Kindesalter zu einem vermehrten Infektionsrisiko mit dem Bakterium Clostridium difficile führt. Dieses Risiko sei in den ersten Behandlungswochen deutlich erhöht. Das Bakterium verursacht schleimig-breiige und übel riechende Durchfälle [9].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

Sodbrennen ist in der Schwangerschaft keine Seltenheit. Allerdings sollte gerade während der Schwangerschaft die medikamentöse Therapie nach strengster Indikationsstellung erfolgen. Häufig hilft bereits eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, wie beispielsweise das Meiden von besonders fett-, zucker- oder säurehaltigen Nahrungsmitteln.

Bei starken Beschwerden kann auf eine medikamentöse Therapie zurückgegriffen werden. Hierzu eignet sich Rennie® als Bedarfsmedikament [10]. Die Anwendung sollte in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen, ist aber grundsätzlich unter Beachtung der Dosierungsempfehlung bedenkenlos möglich [11].

Was muss während dem Stillen beachtet werden?

Rennie kann ebenfalls während des Stillens als Bedarfsmedikament gegen Sodbrennen angewendet werden [11].

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei Rennie®?

Das enthaltene Magnesiumkarbonat wirkt abführend und kann somit zu Durchfall führen. Im Gegensatz hierzu wirktKalziumkarbonat verstopfend, sodass sich beide Wirkstoffe gut ergänzen. Folglich sollte diese Kombination zu weniger Magen-Darm-Beschwerden führen [4].

Wichtig: Magnesium und Kalzium können zu einer eingeschränkten Aufnahme von Eisen führen. Hierdurch kann es zu einem Eisenmangel kommen, der sich durch vermehrte Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche und gegebenenfalls blasse Hautfarbe bemerkbar machen kann [3].

Liegt gleichzeitig eine eingeschränkte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) aufgrund einer chronischen Nierenerkrankung vor, so ist die Ausscheidung der Wirkstoffe vermindert. Das kann zu einer vermehrten Anreicherung im Körper führen. Die Folge wäre ein übermäßiger Kalzium- oder Magnesiumgehalt (Hyperkalziämie, Hypermagnesiämie). Hierdurch kann es unter Umständen zur Bildung von Nierensteinen kommen, die durch kolikartige Bauchschmerzen und gegebenenfalls blutigen Urin auffallen können [4].

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei Rennie®?

Antazida sind durch zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gekennzeichnet. Durch Bindung an bestimmte Wirkstoffe werden diese vermindert aufgenommen, wodurch es zu einer eingeschränkten Wirkung kommt. Hierzu zählen vor allem Tetrazykline, Isoniazid und Gyrasehemmer (Antibiotika) sowie Digoxin (Rhythmuskontrolle bei Herzrhythmusstörung) [4].

Alternativen zu Rennie

Weitere Medikamente aus der Gruppe der Antazida sind beispielsweise Gastrobin® (Divapharma-Knufinke), Maaloxan® (Aventis Pharma), Riopan® (Roland Arzneimittel), Talcid® (Bayer Vital). Ihnen wird im Vergleich zu Rennie® eine bessere Wirksamkeit nachgesagt [13]. Studien, die das beweisen könnten, gibt es allerdings keine.

Häufig gestellte Fragen

Die Wirkstoffe entfalten ihre Wirkung innerhalb weniger Minuten nach der Einnahme, so dass vor allem bei akuten Beschwerden die Anwendung von Rennie® sinnvoll ist. Besonders das enthaltene Calciumcarbonat sorgt für einen raschen Wirkungseintritt [3] [4].

Eine Beschwerdelinderung wird nach Anwendung von Rennie® lediglich für kurze Zeit, maximal 2 bis 4 Stunden, erreicht. Dies kann bei stark ausgeprägten Beschwerden oder langanhaltenden Symptomen zu einer unabsichtlichen Überdosierung führen. Aus diesem Grund sollten bei regelmäßigem Sodbrennen andere Medikamente angewendet werden [3] [4].

Der Hersteller Bayer empfiehlt eine maximale Einnahme von 11 Kautabletten täglich nicht zu überschreiten, da dies vermehrt zu Nebenwirkungen führen kann [12].

Sowohl Gluten als auch Laktose sind Nahrungsbestandteile, welche bei vielen Menschen aufgrund einer Unverträglichkeit oder Allergie zu schweren Magen-Darm-Beschwerden führen können. In Rennie® sind diese Stoffe nicht enthalten, sodass keine besondere Vorsicht geboten ist [12].

Rennie® eignet sich nicht für eine Langzeittherapie. Aus diesem Grund sollte bei Beschwerden, die länger als 2 Wochen anhalten, ein Arzt aufgesucht werden. Er entscheidet darüber, ob der Patient eine wirksamere Arznei benötigt (Protonenpumpeninhibitoren) [2] [12].



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