Ursachen
Sodbrennen durch Sperma?
Vor allem in Internetforen finden sich immer wieder Berichte von Frauen und Männern, die nach dem Verschlucken von Sperma über Sodbrennen klagen. Das männliche Ejakulat besteht größtenteils aus einer alkalischen (basischen), fruktosehaltigen Flüssigkeit und sollte daher aus medizinischer Sicht keine Refluxsymptome hervorrufen [1]. Lediglich eine Spermaallergie, die allerdings nur sehr selten vorkommt, könnte die genannten Beschwerden auslösen [2]. In der Regel spielen aber vor allem psychische Faktoren eine Rolle, wenn es zu Sodbrennen nach dem Geschlechts- oder Oralverkehr kommt.
Kann Sperma Sodbrennen auslösen?
Aus medizinischer Sicht besteht kein Zusammenhang zwischen Sperma und Sodbrennen. Das männliche Ejakulat besteht aus verschiedenen Bestandteilen. Die Samenbläschen produzieren eine fruktosehaltige basische Flüssigkeit, welche die fruchtbaren Spermien vor dem sauren Scheidenmilieu schützt. Dazu kommt das dünne, milchige Prostatasekret, das den charakteristischen kastanienblütenähnlichen Geruch des Samenergusses erzeugt und die Beweglichkeit der Spermien fördert. Der pH-Wert des Spermas eines gesunden Mannes sollte zwischen 7,0 und 8,0 liegen, also im neutralen bis leicht basischen Bereich [1].
Sodbrennen entsteht, wenn saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Diesen Vorgang nennt man Reflux. Bei diesem Symptom handelt es sich um einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein, der bis in den Oberbauch ausstrahlen kann. Ein Reflux kann entstehen, wenn die Magenschleimhäute besonders gereizt sind und daher mehr Magensäure produziert wird. Auch wenn der untere Speiseröhrenschließmuskel erschlafft ist, kann Mageninhalt ungehindert in die Speiseröhre gelangen [3]. In männlichem Ejakulat sind allerdings weder reizende Bestandteile enthalten noch solche, welche die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigen könnten [1].
In sehr seltenen Fällen kann eine Spermaallergie die Symptome verursachen. Dabei handelt es sich um eine Kontaktallergie, die bei ungeschütztem vaginalem Verkehr mit abschließendem Samenerguss zu Rötungen, Schwellungen, Juckreiz, Ausfluss und Schmerzen führen kann. In besonders schweren Fällen kann es außerdem zu Durchfall, Erbrechen und Atemnot kommen. Einigen Patientinnen droht beim Kontakt mit männlichem Ejakulat sogar ein anaphylaktischer Schock. Wird das Ejakulat geschluckt, ist es durchaus möglich, dass dies einen Reflux zur Folge hat. Spermaallergien sind allerdings sehr selten. Bis 2003 waren nur 50 Fälle dokumentiert [2].
Stress und psychosomatische Auslöser
Die meisten Patientinnen, die sich mit Verdacht auf eine Spermaallergie beim Arzt vorstellen, leiden an einer psychosomatischen Erkrankung. Das bedeutet, dass sich bestimmte seelische Belastungssituationen, Stress, Ängste oder psychische Erkrankungen organisch niederschlagen. Die Betroffenen leiden dann unter Krankheitssymptomen, obwohl sich keine körperliche Ursache dafür feststellen lässt. Auf ähnlichem Wege kann es auch zu Sodbrennen nach dem Schlucken von Sperma kommen. Auch wenn das männliche Ejakulat keine magenreizenden Bestandteile enthält, können Konflikte in der Partnerschaft, traumatische Ereignisse, Stress oder Ängste im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen schlagen. Je nachdem, wie regelmäßig die Beschwerden auftreten und wie sehr die Situation die Patientin oder den Patienten belastet, können ein Gespräch mit dem Partner, gezielte Entspannungsübungen oder ein Besuch beim Therapeuten dazu beitragen, die Symptome zu lindern. Betroffene sollten sich dabei vor Augen führen, dass das Schlucken von Sperma eine sexuelle Spielart ist, die immer nur dann praktiziert werden sollte, wenn beide Partner damit einverstanden sind [2].
Sollten die Symptome mindestens zweimal die Woche auftreten, ist in jedem Fall ein Arztbesuch angeraten. Der schädigende Einfluss der Magensäure auf die Speiseröhrenschleimhäute kann zu Erosionen, Zellveränderungen und im schlimmsten Fall zu einer Krebserkrankung führen [3].
Quellenangaben
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J. C. Behrends, A. Kurtz, C. Pedain et al.: Physiologie. Thieme, 2010, S. 433.
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W. Harth, U. Gieler: Psychosomatische Dermatologie. Springer, 2006, S. 160 f.
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T. Lüscher, J. Steffel (Hrsg.): Magen-Darm-Trakt. Springer, 2014, S.48 ff.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 01.06.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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