Sodbrennen und Reflux: Ursachen
Sodbrennen (Reflux) gehört mittlerweile zu den häufigsten Beschwerden in den westlichen Industrieländern. Nahezu 40 % der Bevölkerung leiden regelmäßig unter dumpfen brennenden Schmerzen im Brust- und Oberbauchraum nach dem Essen. Das Spektrum an auslösenden Faktoren beinhaltet Störungen des Speiseröhrenschließmuskels, säureanregende Lebensmittel und psychosoziale Einflüsse [1].
Der untere Speiseröhrenschließmuskels bewirkt die Aufrechterhaltung eines Ventilmechanismus, der den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verhindert. Unterstützt wird dies durch den unterschiedlichen Druckgradienten zwischen Bauch- und Brustraum, der als Druckbarriere fungiert [2][3].
Unterschiedliche Faktoren können den Spannungszustand (Tonus) des Muskels beeinflussen [4].
So bewirken beispielsweise koffein-, zucker- und fetthaltige Nahrungsmittel, Nicotin sowie Alkohol eine Entspannung des Muskels [5]. Dazu zählen auch sog. Karminativa wie Anis, Koriander, Kamillenblüten, Pfefferminze, Fenchel und Kümmel, die pflanzliche Arzneistoffe gegen Blähungen sind [5][6]. Tonusmindernd wirkt auch ein erhöhter Druck im Bauchraum (intraabdomineller Druck) der durch Schwangerschaft und Übergewicht entsteht [1]. Zusätzlich führt das Hormon Progesteron bei Schwangeren zu einer Erschlaffung des Schließmuskels [7]. Häufiges Luftschlucken, z. B. bei ständiger Nervosität [8] sowie kohlensäurehaltige Getränke, können ebenfalls den Abdichtungsdruck schwächen [4].
Bei einer verminderten Volumen-Clearance ist die Speiseröhre nicht ausreichend in der Lage, durch wellenförmige Bewegungen (peristaltische Wellen) die Säure wieder zurück in den Magen zu befördern. Von einer geringen pH-Clearance wird bei einem Mangel an bikarbonathaltigen Speichel gesprochen, welcher die überschüssige Magensäure nachträglich puffern kann [2][4]. Sodbrennen wird dadurch insgesamt begünstigt.
Des Weiteren sind übermäßige scharfe Speisen sowie saure Flüssigkeitenin der Lage, die Speiseröhrenschleimhaut auf Dauer zu irritieren. Diese verstärken somit die Refluxsymptomatik. Arzneimittel zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen, Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin, Kontrazeptiva und Antibiotika sind einige Pharmaka, welche die Speiseröhre direkt schädigen [9]
Der Verzehr von Gerichten mit hohen Fett- und Zuckergehalt bewirkt die Ausschüttung des Hormons Gastrin, das eines der Hauptstimulanzien für die Magensäurebildung darstellt [1]. Der gleiche Effekt wird durch Stress ausgelöst bzw. noch verstärkt. Unter dauerhafter Belastung wird das Stresshormon Kortisol ausgeschüttet, das auch zu einem Anstieg des Magensaftes führt [10][11]. Letztendlich begünstigt eine Übersäuerung des Magens die Entstehung von Reflux erheblich.
Entgegen dem Ernährungsmythos, dass Milch bekanntlich gegen Sodbrennen hilft, wurde belegt, dass sie sogar zu einer Übersäuerung des Magens führen kann [12]. Überdies kommt es bei einem Befall mit dem Bakterium Helicobacter pylori ebenfalls zu einem Anfluten des Gastrins mit einem starken Anstieg an Magensekret [1][13].
Sonstige Ursachen
Ein ungewöhnlich hoher Gehalt an Magensäure kann ebenfalls durch die Entwicklung verschiedener schwerwiegender Erkrankungen ausgelöst werden. Dazu zählen u. a. das sog. Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom), ein stark gastrinproduzierender Tumor, der im Magen (20 %) und im Dünndarm (89 %) auftreten kann. Häufige Durchfälle sowie saures Aufstoßen und Sodbrennen sind die Folge [1]. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt es bei einer funktionellen Störung der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) [1].
Quellenangaben
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G. Herold et al.: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2016, S. 517, S. 775, S. 464, S. 463, S. 465.
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Th. H. Schiebler, H.-W. Korf: Anatomie Histologische Entwicklungsgeschichte und mikroskopische Anatomie, Topographie. Steinkopf Verlag, 10. Auflage, 2007, S. 300 ff.
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J. H. Schneider: Motilitätsstörungen der Speiseröhre: Ein Leitfaden für Diagnostik und Therapie. Georg Thieme Verlag, 2003, S. 39.
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S. Silbernagl, F. Lang: Taschenatlas der Pathophysiologie. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013, S. 150.
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S. S. Gropper, J. L. Smith: Advanced Nutrition and Human Metabolism.Wadsworth Cengage Learning, 5. Ausgabe, 2009, S. 59.
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R. Hänsel: Phytopharmaka: Grundlagen und Praxis. Springer Verlag, 2. Auflage, 1992, S. 132.
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H. Huchzermeyer: „Schwangerschaft bei Erkrankungen des Magen-Darm-Kanals und der Bauchspeicheldrüse“, http://www.gastro-liga.de/download/Schwangerschaft-Magen-Darm-Bauchspeich-web.pdf, 26.06.2016
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„Psyche und Verdauung“, http://www.internisten-im-netz.de/de_blaehungen_725.html, 20.06.2016
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W. F. Caspary, J. Mössner, J. Stein: Therapie gastroenterologischer Krankheiten. Springer Verlag, 2005, S. 21.
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S. Silbernagel: Physiologie. Georg Thieme Verlag, 2014, S. 504, S. 541–543.
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„Reizmagen“, http://www.internisten-im-netz.de/de_ursachen_216.html, 20.06.2016
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„Calcium stimulation of gastrin and gastric acid secretion: effect of small doses of calcium carbonate“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/873325, 26.06.2016
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,,Helicobacter-Infektion’’, http://www.internisten-im-netz.de/de_was-ist-helicobacter_1055.html, 26.06.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 04.09.2017 |
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