Schulmedizin
Tabletten gegen zu viel Magensäure: Welche helfen am besten?
Zu viel Magensäure kann zu einem Reflux führen, bei dem es zum Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre kommt. Dies geschieht in den meisten Fällen, wenn der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht vollständig abdichtet. Auch bei Gesunden tritt gelegentlich Reflux auf, insbesondere nach einer fettreichen Mahlzeit oder Weinkonsum [1]. Häufig helfen die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten und der Verzicht auf einige Lebensmittel, wie Schokolade, Knoblauch, Tomaten oder Pfefferminze. Auch eine Gewichtsnormalisierung und ein zusätzliches Kissen unter dem Oberkörper in der Nacht können den Reflux reduzieren. Wenn solche Maßnahmen nicht ausreichen, können Tabletten gegen zu viel Magensäure sinnvoll sein [2]. Im Folgenden werden verschiedene Medikamentengruppen vorgestellt, die gegen zu viel Magensäure helfen können.
Antazida
Bei gelegentlichen Beschwerden ohne Speiseröhrenentzündung können sogenannte Antazida hilfreich sein. Antazida sind basische Verbindungen, oft Aluminium- oder Magnesiumverbindungen, welche die Salzsäure im Magensaft binden. Sie neutralisieren dadurch die Magensäure und wirken lokal. Auch der Speisebrei bindet einen Teil der Magensäure. Deshalb wird geraten, das Antazidum zwischen den Mahlzeiten einzunehmen. Eine Einnahme direkt vor dem Schlafengehen kann nächtliche Beschwerden reduzieren. Antazida wirken relativ schnell, jedoch nur für einige Stunden. Vorsicht ist geboten, wenn weitere Medikamente eingenommen werden müssen: Damit es zu keinen Wechselwirkungen kommt, sollte die Einnahme anderer Medikamente frühestens zwei Stunden nach dem Antazidum erfolgen [3][4].
Histamin-Rezeptor-Antagonisten
H2-Blocker, wie Cimetidin, Famotidin und Ranitidin, blockieren die Histamin-Wirkung im Magen. Sie hemmen dadurch die Produktion und Freisetzung der Magensäure. Es wird empfohlen, die H2-Blocker morgens und abends unabhängig von den Mahlzeiten einzunehmen [4]. Die Magensäureproduktion kann durch H2-Blocker jedoch nur um 60–70 % reduziert werden. Außerdem lässt die Wirkung dieser Medikamente nach etwa zwei Wochen nach. Deshalb sollten H2-Blocker nur bei leichten Refluxbeschwerden und nicht auf Dauer eingenommen werden [3][5].
Protonenpumpenhemmer
Die Magensäure wird in den Belegzellen der Magenschleimhaut produziert und über sogenannte Protonenpumpen in den Magen freigesetzt. Protonenpumpenhemmer, wie Omeprazol, Esomeprazol oder Pantoprazol, hemmen diese Protonenpumpen. Dadurch kann die Säuresekretion bis zu 100 % gehemmt werden. Protonenpumpenhemmer sind deshalb das Mittel der Wahl bei starken Refluxbeschwerden und einer Speiseröhrenentzündung [1]. Die Wirkung tritt etwas verzögert ein; dafür hält sie bis zu einem Tag an. Die Einnahme erfolgt meist einmal täglich vor dem Frühstück. Bestenfalls werden die Tabletten eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten und ohne die Tabletten zu zerkleinern eingenommen. Protonenpumpenhemmer sollten nicht abrupt abgesetzt werden, da die Beschwerden dadurch verstärkt werden können [6]. H2-Blocker vermindern die Wirksamkeit von Protonenpumpenhemmern und sollten deshalb nicht gleichzeitig mit ihnen eingenommen werden [5]. Bei Bedarf kann ein Protonenpumpenhemmer mit einem Antazidum kombiniert werden [3].
Zu beachten
Da bei einer chronischen Refluxkrankheit die Gefahr von Speiseröhrenkrebs steigt, sollten die Betroffenen regelmäßig einen Arzt aufsuchen. Anhand einer Spiegelung kann dieser erkennen, ob die Schleimhaut in der Speiseröhre bereits durch die Magensäure angegriffen wurde [7].
Quellenangaben
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Gerd Herold: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2014, S. 432–435.
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„Reflux: Vor- und Nachteile verschiedener Medikamente“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=42797, 27.01.2016
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Verena Arzbach: „Neues gegen Sodbrennen“, http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=5495, 27.01.2016
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„Sodbrennen: Medikamente zur richtigen Zeit einnehmen“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=53339, 27.01.2016
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Karl Heinz Graefe et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, 2011, S. 545–547.
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Maria Pues: „Sauer macht nicht immer lustig“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=53488, 27.01.2016
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„Reflux endoskopisch abklären lassen“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=61642, 27.01.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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