Zu viel Magensäure beim Baby: Behandlung

199 Behandlung 02

Fast alle Babys weisen einen gastroösophagealen Reflux auf. Dabei kommt es gehäuft zum Rückfluss von Speisebrei bis in die Mundhöhle. Beim Aufstoßen von saurem Magensaft denken viele Eltern, die Ursache sei ein „Zuviel an Magensäure“. Der Reflux ist jedoch auf das begrenzte Fassungsvermögen von Magen und Speiseröhre sowie einen schwachen Verschlussmechanismus am Mageneingang zurückzuführen [1][2]. Im Normalfall geht die Problematik spätestens bis zum Erreichen des 18. Lebensmonat zurück [3]. Ohne weitere Symptome besitzt der Reflux beim Säugling keinen Krankheitswert und bedarf keiner Behandlung [2]. Kommt es zu Begleiterscheinungen, wie vermehrtem Schreien, Überstrecken des Rumpfes, Nahrungsverweigerung oder Blutspucken, ist eine Abklärung nötig [2]. Dieser Artikel wird auf die Ursachen für einen Reflux eingehen und erläutern, was dagegen getan werden kann.


Zu viel Magensäure beim Baby
Ursache 1: Falsche Ernährung
Wie kann ich das behandeln?
Muss überhaupt eine Behandlung stattfinden?
Je nach Ausmaß der Beschwerden
Ist eine Selbstbehandlung möglich?
Ja
Hausmittel

Babys erhalten idealerweise bis zum 6. Monat Muttermilch [1]. Bei Bedarf kann Ersatznahrung zum Einsatz kommen [1]. Bei erheblichen Refluxauftreten wird das Füttern spezieller Anti-Reflux-Milch oder das Andicken der Milch (z. B. mit Johannisbrotkernmehl) empfohlen. Studien konnten zeigen, dass diese Maßnahme die Anzahl der Refluxepisoden reduziert [2]. Was außerdem hilft, ist das Füttern in einer aufrechten Körperposition; diese sollte mindestens 30 Minuten nach der Nahrungsaufnahme eingehalten werden [4]. Eine Überfütterung sollte vermieden werden [4]. Häufige kleine Speisen sind für den kleinen Magen verträglicher und daher ein sinnvolles Vorgehen [2]. Regelmäßige Rülpser, zwischen und nach dem Füttern, helfen, die Luft entweichen zu lassen und minimieren so den Druck im Magen [4]. Säurehaltige Getränke sollten nicht gegeben werden. Während des Schlafens kann das Erhöhen des Kopfteils (um etwa 30 Grad) von günstig sein [2]. Ein Schlafen auf dem Bauch zeigt sich bei Reflux zwar von Vorteil. Mehrere Studien aber zeigen, dass die Bauchlagerung mit einem erhöhten Auftreten des plötzlichen Kindstods (SIDS) vergesellschaftet ist. Diese wird eindeutig nicht empfohlen [2][4].

Alternativmedizin

Asa foetida ist ein homöopathisches Mittel, das unabhängig von der Ursache, bei generellen Refluxbeschwerden eingesetzt werden kann [5]. Schüßler-Salze und Bachblüten können bereits bei Babys angewndet werden. Es ist ratsam, einen Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen, um das richtige Mittel zu finden.

Schulmedizin

Da eine Kuhmilcheiweißallergie Ursache für eine Refluxkrankheit beim Baby sein kann, ist aus schulmedizinischer Sicht ein ein- bis zweiwöchiger Therapieversuch mit kuhmilcheiweißfreier Formulamilch gerechtfertigt [2]. Hierbei handelt es sich um eine speziell für Kinder mit Kuhmilchallergie geeignete Milch. Es sollte hier immer ein ärztlicher Rat zur Seite stehen.

Ärztliche Behandlung

Im Bereich Ärztliche Behandlung sind für diese Ursache keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Anzeige:
Zu viel Magensäure beim Baby
Ursache 2: Infektion mit Helicobacter pylori
Wie kann ich das behandeln?
Muss überhaupt eine Behandlung stattfinden?
Einzelfallentscheidung
Ist eine Selbstbehandlung möglich?
Nein

Helicobacter pylori (H.p.) ist ein Bakterium, das die Schleimhaut des Magens befällt, wobei Säuglinge sehr viel seltener betroffen sind als Erwachsene. Es ist bis heute nicht eindeutig geklärt, ob das Bakterium die Säureproduktion im Magen erhöht [6][7]. Eine Testung auf Helicobacter pylori ist bei Babys nur dann angebracht, wenn zusätzlich Risikofaktoren, wie eine Blutarmut beim Kind oder Magenkrebs in der Familie, vorliegen [7].

Hausmittel

Studien zeigen, dass zahlreiche Pflanzen, wie z. B. Knoblauch, Brokkoli, Zimt und Kranbeere (Cranberry), eine keimabtötende Wirkung auf Helicobacter pylori haben [8][9]. Auch Probiotika zeigen einen schützenden Effekt [8]. Ob genannte Mittel ausreichen, einen H. p.-Befall komplett zu beseitigen, ist jedoch unklar [8]. Der Konsum der genannten Lebensmittel kann jedoch eine unterstützende Maßnahme zur Schulmedizin darstellen, wenn das Baby alt genug ist, diese zu verzehren [8].

Alternativmedizin

Im Bereich Alternativmedizin sind für diese Ursache keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Schulmedizin

Prinzipiell ist ein behandlungswürdiger H.p.-Befall bei Babys sehr selten. Bei Kindern mit nachgewiesenem H. p- Befall in Kombination mit einem Magengeschwür wird eine 14-tägige Kombinationstherapie aus drei- bzw. vier Medikamenten angewendet [7]. Sie umfasst einen Säureblocker (Protonenpumpeninhibitor, wie z. B. Lansoprazol, Omeprazol), der den Säuregehalt im Magen reduziert. Lansoprazol ist bereits in den ersten 12 Lebensmonaten zugelassen [10]. Hinzu kommen zwei bzw. drei verschiedene Antibiotika. Ist kein Geschwür vorhanden, muss individuell abgewägt werden, ob eine Therapie angebracht ist. Eine entsprechende Behandlung ist nur unter Anleitung eines Kinderarztes durchzuführen.

Ärztliche Behandlung

Im Bereich Ärztliche Behandlung sind für diese Ursache keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Zu viel Magensäure beim Baby
Ursache 3: Medikamenteneinnahme
Wie kann ich das behandeln?
Muss überhaupt eine Behandlung stattfinden?
Je nach Ausmaß der Beschwerden
Ist eine Selbstbehandlung möglich?
Nein

Falls es durch die Einnahme von Medikamenten, wie z. B. Schmerzmitteln oder Antibiotika, zu Beschwerden kommt, sollte mit dem Arzt abgeklärt werden, ob die Mittel abgesetzt oder durch andere ausgetauscht werden können.

Hausmittel

Oben genannte Allgemeinmaßnahmen können auch hier von Hilfe sein.

Alternativmedizin

Im Bereich Alternativmedizin gelten die gleichen Behandlungsempfehlungen wie bei Ursache 1 (siehe oben).

Schulmedizin

Sind refluxauslösende Medikamente nicht abzusetzen und besteht ein therapiebedürftiger Reflux, können Mittel eingesetzt werden, welche die Säureproduktion hemmen. Bei Säuglingen werden bevorzugt Protonenpumpeninhibitoren (s. o.) verwendet [2].

Ärztliche Behandlung

Im Bereich Ärztliche Behandlung sind für diese Ursache keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Behandlungsmöglichkeiten der sonstigen Ursachen

Seltene Auslöser eines Refluxes bei Babys sind Krankheiten wie ein Gastrinom, das Zollinger-Ellison-Syndrom oder eine chronische Lungen- oder Niereninsuffizienz. Säuglinge mit diesen Grunderkrankungen benötigen eine fachmännische und individuelle Betreuung. Es kann daher an dieser Stelle nicht näher auf Behandlungsmethoden eingegangen werden.