Behandlung
Übersäuerung des Magens: Was kann man tun?
Viele Menschen leiden an einer Übersäuerung des Magens. Diese kann sich durch ein unangenehmes Brennen oder sogar Schmerzen in der Magengegend bemerkbar machen. Die Übersäuerung des Magens geht mit einer Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts einher. Dieser Text beschreibt Möglichkeiten, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen, um die Symptome zu lindern und Komplikationen wie eine Magenschleimhautentzündung zu vermeiden.
Was sollte allgemein beachtet werden?
Die wichtigste Maßnahme, um das Säure-Basen-Gleichgewicht wiederherzustellen, ist die richtige Ernährung. Diese sollte zu 80 Prozent aus basischen Lebensmitteln bestehen. Damit stehen dem Körper genügend Basen zur Verfügung, mit denen überschüssige Säuren neutralisiert werden können. Salate, Gemüse, Obst, Kräuter und Kartoffeln sind wichtige Basenquellen und sollten so oft wie möglich auf dem Speiseplan stehen. Statt kohlensäurehaltige Getränke sollten stilles Wasser und grüner Tee getrunken werden. Auf Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie auf Fisch und Meeresfrüchte sollte aufgrund der Säurebildung verzichtet werden [1]. Es ist angeraten, die Lebensmittel schonend zuzubereiten. Gedünstete oder gedämpfte Speisen sind für den Magen bekömmlicher als gebratene Mahlzeiten [2]. Scharf gewürzte Speisen agieren als Säurelocker und regen die Magensäureproduktion an. Daher sollten Speisen eher mild genossen werden. Alkohol und Nikotin sollten vermieden werden. Alkohol, vor allem höherprozentiger, reizt die Schleimhaut zusätzlich. Nikotin verlangsamt die Wundheilung und lässt kleine Entzündungen langsamer regenerieren. Weiterhin ist es wichtig, eine stressfreie Atmosphäre beim Essen zu schaffen, langsam zu essen und gründlich zu kauen, um möglichst wenig Luft zu schlucken. Fünf bis sechs kleine Mahlzeiten eignen sich besser als drei große, wobei die letzte Mahlzeit einige Stunden vor dem Schlafen verzehrt werden sollte. Enge Kleidung sollte vermieden werden. Eine Schlafposition mit leicht erhöhtem Oberkörper ist empfehlenswert, um nächtliche Säureattacken zu verhindern. Hinlegen oder Bücken direkt nach dem Essen sollen unbedingt gemieden werden. Ein Verdauungsspaziergang ist besser geeignet als ein Mittagsschläfchen [11].
Welche Hausmittel eignen sich zur Behandlung?
Heilerde
Ein natürliches Mittel gegen Sodbrennen und säurebedingte Magenschmerzen ist Heilerde, die es als Pulver oder in Kapselform zum Einnehmen gibt. Durch ihren hohen Mineralstoffgehalt besitzt sie die Fähigkeit, Magensäure nach und nach zu binden und behutsam zu neutralisieren. Wichtig ist, immer die erforderliche Menge einzunehmen, da sonst die gewünschte Wirkung unter Umständen ausbleibt [3].
Der Saft roher Kartoffeln
Roher Kartoffelsaft hat sich bei Sodbrennen, saurem Aufstoßen und Magenbeschwerden als Säurebindner und Krampflöser bewährt. Er enthält zudem viele Schleimstoffe, die einen Schutzfilm auf den Wänden von Magen und Darm bilden. Kartoffelsaft gibt es gebrauchsfertig im Reformhaus. Er kann aber auch selbst frisch hergestellt werden. Am besten sollte vor jeder Hauptmahlzeit ein kleines Gläschen davon getrunken werden [3].
Kamille
Der Klassiker unter den pflanzlichen Stoffen ist die Kamille, deren Blüten verwendet werden. Ihr Wirkprofil umfasst antientzündliche, entkrampfende sowie schleimhautschützende und reizmildernde Eigenschaften. Eingesetzt wird sie in Form von Tee, Tinkturen oder Fertigarznei [12].
Welche alternativmedizinischen Produkte eignen sich zur Behandlung?
Homöopathie
Zur homöopathischen Behandlung eignen sich unter anderem Acidum hydrofluoricum, Anacardium oder Phosphorus. Dreimal täglich sollten entweder 5 Globuli, 5 bis 20 Tropfen oder eine Tablette genommen werden [4].
Schüßler-Salze
Dem Neutralisieren von Magensäure kommt eine große Bedeutung zu. Die Schüßler-Salze Nr. 9 (Natrium phosphoricum) und Nr. 10 (Natrium sulfuricum) können beide negative Säurefaktoren neutralisieren. Daher empfiehlt es sich, als Einstieg in eine Selbstbehandlung auf jeden Fall diese beiden Mittel zu verwenden. Die Entsäuerungskur mit diesen beiden Salzen sollte über mindestens 8 bis 12 Wochen erfolgen. Sind die Beschwerden sehr ausgeprägt oder der Körper über lange Zeit stark übersäuert gewesen, kann die Behandlungszeit auf 6 Monate ausgedehnt werden [5].
Bachblüten
Bachblüten sind zur alleinigen Behandlung einer Übersäuerung ungeeignet. Die Bachblüten Crowea können aber zur Unterstützung zusätzlich eingenommen werden [13].
Welche schulmedizinischen Produkte eignen sich zur Behandlung?
Therapie mittels Antazida = Säurebindner
Antazida sind Arzneimittel, die als basische Substanzen die Säure des Magensaftes neutralisieren und somit eine Linderung der Beschwerden erreichen können. Damit wird die aggressive Eigenschaft des Magensaftes vermindert [6]. Der säureneutralisierende Effekt der Antazida kann bei einer Übersäuerung des Magens nach Fehlern in der Diät, zu viel Alkohol und bei leichten Formen der Speiseröhrenentzündung durch Reflux angewandt werden [7][8].
Therapie mittels Protonenpumpeninhibitoren (PPI) = Säureblocker
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) stellen die effektivste Therapie gegen die Übersäuerung des Magens dar. PPI führen zu einer unwiderruflichen Hemmung eines Transportkanals in den Belegzellen des Magens, welche die Salzsäure produzieren. PPI wirken als Vorstufe, werden erst im Dünndarm aufgenommen und wirken über das Blut auf die Belegzellen. Die Tabletten sind mit einem Säureschutzüberzug versehen, damit sie nicht schon im Magen verdaut werden. Daher ist es sehr wichtig, dass die Tabletten als Ganzes eingenommen werden, da der Säureschutz ansonsten nicht gegeben ist. Sie sind am effektivsten, wenn sie 30 Minuten vor einer größeren Mahlzeit eingenommen werden, denn sie wirken nur auf aktive Belegzellen. Außerdem ist der stärkste Aktivitätsreiz für die Kanäle die Aufnahme von Nahrung. Insgesamt darf innerhalb von 24 Stunden nicht mehr als 1 Tablette eingenommen werden. Die PPI-Therapie sollte unter ärztlicher Beobachtung mit einer hohen Dosis begonnen werden, die nach Erreichen einer Linderung der Beschwerden reduziert werden kann. Der Beginn mit einer niedrigen Dosierung wird nicht empfohlen. Bleibt die Beschwerdekontrolle erhalten, kann ein Absetzen probiert werden. Treten die Symptome jedoch wieder auf, ist eine niedrig dosierte Dauertherapie mit PPI mit der für die Beschwerdekontrolle erforderlichen Minimaldosis sinnvoll. Es gibt keine Hinweise auf Risiken, die mit einer Langzeitbehandlung einhergehen [8][9].
Welche ärztlichen Behandlungen eignen sich zur Behandlung?
Akupunktur
Die Standardtherapie gegen die Übersäuerung des Magens mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) führt bei einigen Menschen nicht zu dem gewünschten Effekt. Dann kann Akupunktur möglicherweise helfen. Die Akupunkturbehandlung sollte zweimal wöchentlich durchgeführt werden. Insgesamt sind rund 10 Sitzungen von jeweils ungefähr 20 Minuten notwendig. Durch diese Therapie kann eine Abnahme der Beschwerden erreicht werden. Akupunktur verringert die Magensäurefreisetzung, reduziert den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre und normalisiert die Anspannung des Speiseröhrenverschlussmuskels. Außerdem kann Akupunktur die Magenschmerzen verringern [10].
Osteopathie
Durch Osteopathie kann eine positive Beeinflussung der Magensäureproduktion erreicht werden. Damit wird einer Übersäuerung des Magens entgegengewirkt. Dies erfolgt mit bestimmten Druck-, Dehnungs- und Atemtechniken [14].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Eine Übersäuerung des Magens kann zu Entzündungen von Magen und Speiseröhre durch Reflux führen. Diese Entzündungen können narbige Engstellen, Schleimhautdefekte, Krebsvorstufen und sogar Schleimhautkrebs verursachen. Bessern sich die Beschwerden mit den genannten Therapiemöglichkeiten nicht, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um eine genaue Diagnostik durchzuführen und weitere Therapieoption zu besprechen. Dies ist sehr wichtig, um Komplikationen und Folgen möglichst zu vermeiden. Bestehen starke Magenschmerzen oder tritt Bluterbrechen auf, muss unbedingt zügig ein Arzt konsultiert werden, da dies auf schwerwiegendere Komplikationen hindeuten kann.
Quellenangaben
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Maria Lohmann: Der Basen-Doktor: Basische Ernährung: gezielte Hilfe bei den häufigsten Beschwerden. Georg Thieme Verlag, 2013, S. 20–22.
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Sophie Faber, Christiane Marzi, Ernst-Albert Meyer: Das TRIAS-Handbuch richtig selbst behandeln. Georg Thieme Verlag, 2007, S. 243.
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Reinhardt Hess: Reizarm genießen. Gräfe und Unzer, 2006, S. 12–13.
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„Sodbrennen“, http://lexikon-der-homoeopathie.de/krankheiten/sodbrennen.htm, 25.02.2016
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Karoline Dichtl: Schüssler-Salze und Homöopathie erfolgreich kombinieren. Georg Thieme Verlag, 2011, S. 58.
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„Rennie“, http://www.rennie.de, 25.02.2016
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Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Lutz Hein: Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 241–242.
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Helmut Messmann: Klinische Gastroenterologie. Das Buch für Fort- und Weiterbildung plus DVD mit über 1.000 Befunden. Georg Thieme Verlag, 2011, S. 167.
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„Antra“, http://www.antra.de, 25.02.2016
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“Akupunktur bei behandlungsresistentem Sodbrennen“, http://www.sodbrennen-welt.de/news/200710-Akupunktur-bei-behandlungsresistentem-Sodbrennen.htm, 26.02.2016
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Christian Löser: Unter- und Mangelernährung: Klinik – moderne Therapiestrategien – Budgetrelevanz. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 360.
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Siegfrid Bäumler: Heilpflanzenpraxis heute: Rezepturen und Anwendung. Elsevier Verlag, 2013, Band 2. S. 81.
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„Bachblüten hilft dem Magen“, http://www.apotheke-mayr.com/Gesundheit/Alternative-Medizin/Bachblueten/Bachblueten-hilft-dem-Magen, 29.02.2016
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„Osteopathische Fallstudie“, http://www.artikelmagazin.com/osteopathische-fallstudie-bei-magenschmerzen-und-sodbrennen/, 29.02.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 22.06.2016 |
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