Reflux beim Kind: Ursachen
Einer von 500 Säuglingen leidet unter wiederkehrendem Reflux. In der Regel klingen die Symptome im Laufe der ersten Jahre allerdings ab. Nur eines von etwa 2000 Kleinkindern klagt im zweiten Lebensjahr noch über Beschwerden. Die häufigsten Ursachen sind wachstumsbedingt. Speiseröhre und Magen stehen in einem ungünstigen Winkel zueinander oder aber der untere Speiseröhrenschließmuskel ist nicht ganz ausgereift. Außerdem können chronische Lungenerkrankungen wie beispielsweise Asthma, eine Kuhmilchallergie oder eine Zwerchfellhernie Refluxsymptome auslösen. Angeborene Fehlbildungen der Speiseröhre, Lähmungen oder Medikamente sind nur selten Ursachen einer im Kindesalter auftretenden gastroösophagealen Refluxerkrankung (GÖRK) [1][2][3].
Der untere Schließmuskel der Speiseröhre ist dafür zuständig, den Nahrungsbrei im Magen zu halten. Er öffnet sich während des Essens und schließt sich, sobald die Nahrung ihn passiert hat. Eine Muskelschwäche oder spontane Entspannung des Speiseröhrenschließmuskels kann dafür sorgen, dass die halb verdauten Speisen erneut in den Ösophagus aufsteigen. Dabei werden die typischen Refluxsymptome verursacht. Bei kleinen Kindern geschieht eine solche spontane Entspannung des Schließmuskels wesentlich häufiger als bei Erwachsenen. Die Symptome legen häufig sich im Laufe der ersten Lebensjahre. Darüber hinaus stehen Magen und Speiseröhre bei Neugeborenen in einem sehr flachen Winkel zueinander, sodass der Magenbrei leicht wieder aufsteigen kann. Auch diese anatomische Gegebenheit verschwindet beim Heranwachsen. Wachstumsbedingte Refluxsymtpome sind in der Regel ungefährlich. Die Erkrankung verläuft meist ohne Komplikationen und erfordert nur selten medikamentöse Behandlung [2][3].
Eine Kuhmilchallergie liegt dann vor, wenn ein bestimmtes, in der Milch enthaltenes Protein nicht abgebaut werden kann. Kinderärzte vermuten, dass bis zu 40 % aller Kinder, die unter einer gastroösophagealen Refluxerkrankung leiden, allergisch auf dieses Fremdeiweiß reagieren. Deshalb sollte bei wiederholten Anzeichen eines Säurereflux unbedingt abgeklärt werden, ob diese Art der Unverträglichkeit vorliegt. Verschiedene den Verdauungstrakt betreffende Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall gehören ebenfalls zum Beschwerdebild dieser Allergie. Wurde die Diagnose durch einen Arzt bestätigt, sollten Eltern darauf achten, ihr Kind kuhmilchfrei zu ernähren. So kann das wiederholte Auftreten des Säurereflux eingedämmt werden. Werden die notwendigen Ernährungsvorschriften nicht eingehalten, kann es im schlimmsten Fall zu bösartigen Schleimhautveränderungen der Speiseröhre kommen [2][3][4].
Die Häufigkeit von Asthma im Kindesalter nimmt im europäischen Raum seit den 70er Jahren zu. Etwa 15 % der Heranwachsenden leidet an dieser chronischen Erkrankung. Seltener dagegen ist die angeborene Erbkrankheit Mukoviszidose (Zystische Fibrose) Kinder mit chronischen Lungenerkrankungen gelten als Risikopatienten für eine gastroösophageale Refluxerkrankung. Atmet das Kind forciert und heftig aus, verringert sich der Druck im Brustkorb. Mageninhalt fließt dann in die Speiseröhre und verursacht die typischen Refluxsymptome. Die ersten Hinweise auf eine Lungenkrankheit zeigen sich bereits im Säuglingsalter. Leidet ein Kind unter Atemproblemen, sollte dringend ein Arzt konsultiert werden. Die Behandlung der vorliegenden Grunderkrankung lindert meist das kindliche Sodbrennen. Umgekehrt kann ein gastroösophagealer Reflux Asthmasymptome eventuell verstärken [2][3][5][6].
Wenn die Begrenzung zwischen Brust- und Bauchraum, das Zwerchfell, beschädigt oder unvollständig ausgebildet ist, spricht man von einer Zwerchfellhernie. Diese kann angeboren oder erworben sein. Eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels, sodass der Mageninhalt ungehindert in die Speiseröhre zurückfließen kann, kann von einer solchen Hernie verursacht werden. Wird der Defekt nicht bereits während der Schwangerschaft auf dem Ultraschallbild erkannt, fällt er häufig durch Atemstörungen des Kindes auf. Liegt eine Zwerchfellhernie vor, muss diese umgehend chirurgisch versorgt werden. Eine Selbstbehandlung ist nicht möglich [2][3][7].
Sonstige Ursachen
Weiterhin können angeborene Fehlbildungen der Speiseröhre, neurologische Defekte, Lähmungen oder Medikamente Ursachen von Reflux bei Kindern sein. Die Häufigkeit der verschiedenen Krankheitsauslöser lässt sich schwer bestimmen. Die Dunkelziffer der Erkrankten, gerade bei Säuglingen, die ihre Symptome nicht artikulieren können,fällt sehr hoch aus.. Nur sehr selten liegen schwerwiegende Grunderkrankungen vor. In der Regel verschwindet der kindliche Reflux in den ersten Lebensjahren. Dennoch sollte ein Arzt konsultiert werden, wenn das Kind Anzeichen von Sodbrennen aufweist, um schwerwiegende Ursachen auszuschließen [1][2][3].
Quellenangaben
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„Gastroösophagelaer Reflux“, http://www2.medizin.uni-greifswald.de/ki_chir/allg-kinderchirurgie/erkrankungen-behandlungen/g/gastrooesophagealer-reflux/, 09.11.2015
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„Was verursacht die Refluxkrankheit?“, http://www.refluxkinder.de/reflux/ursachen.html, 09.11.2015
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Berthold Koletzko (Hrsg.), „Kinder- und Jugendmedizin“, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 2013, S. 421f.
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Verena Ruß, „Wenn aus Spucken mehr wird“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=34835, 09.11.2015
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„Patienten mit hartnäckigem Asthma macht bisweilen eine Therapie gegen Reflux das Leben leichter“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/asthma/article/298205/patienten-hartnaeckigem-asthma-macht-bisweilen-therapie-reflux-leben-leichter.html, 09.11.2015
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„Wie häufig ist Asthma bei Kindern“, http://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/asthma-bei-kindern/wie-haeufig-ist-asthma-bei-kindern/, 09.11.2015
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„Fetale Zwerchfellhernie“, http://www.medizin.uni-halle.de/index.php?id=3218, 09.11.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 20.01.2017 |
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