Ärztliche Behandlung

Stiller Reflux: Wann ist eine Operation sinnvoll?

13535128
© PantherMedia / Marko Volkmar

Sodbrennen ist eine Volkskrankheit. Es wird geschätzt, dass bis zu 20 % der Deutschen unter Sodbrennen, also einem Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre leiden [1]. Unter stillem Reflux versteht man dabei einen Rückfluss von Magensäure ohne die charakteristischen Symptome wie Sodbrennen. Dies ist insbesondere dann gefährlich, wenn ein stiller Reflux über lange Zeit besteht und es zu einer chronischen Entzündung der Speiseröhre kommt. Das Risiko für einen Tumor der Speiseröhre steigt dadurch massiv an [2].

Eine der häufigsten Ursachen für einen Reflux ist dabei eine Schwäche des oberen Magenschließmuskels. Dadurch gelangt sauerer Magensaft in die Speiseröhre, führt dort zu einem Entzündungsreiz und verursacht die charakteristischen Beschwerden. Gelingt dann keine medikamentöse Einstellung, so kann eine Operation zur Stärkung des Magenschließmuskels sinnvoll werden.


Was sind die Voraussetzungen für eine Operation?

Wichtig ist zunächst der Nachweis eines stillen Refluxes. Da meist Sodbrennen-Symptome fehlen, ist die Diagnosestellung zunächst erschwert. Symptome, die auf einen stillen Reflux schließen lassen, sind Räusperzwang, Hustenreiz und Heiserkeit [3]. Sichern lässt sich die Diagnose dann über eine sogenannte 24-h-pH-Metrie. Dazu wird eine Messsonde in die Speiseröhre eingebracht, die dort den pH-Wert misst. Liegt ein Rückfluss von Magensäure vor, so sinkt der pH-Wert in der Speiseröhre, was durch die Sonde gemessen wird und so zur Diagnose führen kann.

Welche Stellung hat eine Operation in der Therapie von stillem Reflux?

Standardtherapie bei Reflux ist – unabhängig vom Vorliegen von Sodbrennen – zunächst eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Protonenpumpenhemmern. Diese reduzieren die Produktion von Magensäure in den Magenzellen. Die eigentliche Ursache für Sodbrennen, nämlich den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre können sie allerdings nicht verhindern.

Eine Operation soll, im Gegensatz zu einer ursächlichen Therapie, zur Stärkung des oberen Magenschließmuskels führen. Hierzu gibt es unterschiedliche Techniken:

Geläufigste Technik ist die sogenannte Fundoplicatio oder Hemifundoplicatio. Hierbei wird ein Teil der Magenmuskulatur (der Fundus) um den unteren Teil der Speiseröhre genäht, sodass zusätzlich Druck auf den oberen Magenschließmuskel ausgeübt wird [4].

Zusätzlich kann eine sogenannte Hiatoplastik durchgeführt werden, bei welcher die (zu große) Lücke im Zwerchfell verkleinert wird. So kann der obere Magenteil nicht mehr über das Zwerchfell rutschen. Dies erfolgt meist in Kombination mit einer sogenannten Gastropexie, also einer Anheftung des Magens an das Zwerchfell mithilfe von speziellen Klammern [5].

Standard ist heutzutage eine laparoskopische OP-Technik [6]. Dies bedeutet, dass die Bauchdecke nicht durch einen großen Schnitt eröffnet wird, sondern dass der Chirurg seine Instrumente über mehrere kleine Löcher in die Bauchdecke einbringt und über eine Videooptik auf das Operationsfeld blickt.

Für welche Patienten ist eine Operation sinnvoll?

Prinzipiell ist eine Operation erst sinnvoll, wenn eine Therapie durch Protonenpumpenhemmer nicht erfolgreich war oder ungewöhnlich starke Nebenwirkungen zeigte. Auch bei jungen Patienten, die unter chronischem Sodbrennen leiden und ohne OP auf eine lebenslange medikamentöse Therapie angewiesen wären, kann eine Operation erwogen werden. Bei alten Patienten steigt dagegen das OP- bzw. Narkoserisiko unverhältnismäßig stark an, sodass eine OP nur in Ausnahmefällen noch sinnvoll ist. Mit einer Erfolgsrate von 85–90 % ist eine OP effektiver als jede medikamentöse Therapie [7].

Da eine Operation auch einen Rückfluss von Gallenflüssigkeit aus dem Darm in den Magen und dann in die Speiseröhre effektiv verhindert, kann bei Patienten mit sogenanntem duodenogastralem Reflux eine OP ebenfalls Therapie erster Wahl sein. Gallenflüssigkeit wirkt noch deutlich aggressiver auf die Speiseröhre und kann dort ebenfalls Krebs auslösen [8]. Protonenpumpenhemmer sind hier meist ohne Effekt.

Außerdem ist eine operative Therapie auch bei Patienten sinnvoll, deren Beschwerden im Laufe der Jahre stark zunehmen. Hier sind meist mehrere Faktoren ursächlich, sodass eine alleinige Therapie mit Protonenpumpenhemmern nur bedingt erfolgreich ist [9].