Häufig gestellte Fragen

Therapie von Refluxösophagitis: Leitlinie 2016

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Sodbrennen wird durch den Rückfluss (Reflux) von Magensäure in die Speiseröhre ausgelöst. Obwohl Sodbrennen ein sehr häufiges Leiden ist [1], sind gelegentlich auftretende Beschwerden nicht immer als Krankheit zu werten. Kommt es durch regelmäßigen Reflux jedoch zur Einschränkung der Lebensqualität oder entstehen dadurch gesundheitliche Risiken, spricht man von der gastroösophagealen Refluxkrankheit [2]. Eine Unterform dieser Erkrankung ist die Refluxösophagitis oder auch endoskopisch positive Refluxkrankheit bzw. erosive reflux disease (ERS) genannt [2]. Hierbei entsteht durch andauernde Reizung der Schleimhaut in der Speiseröhre eine Entzündung, die in einer ärztlichen Diagnostik nachgewiesen werden kann [2]. Dieser Artikel soll einen Überblick vermitteln, welche Therapiekonzepte nach der aktuellen Leitlinie bei Refluxösophagitis empfohlen werden. Obwohl die Leitlinie für diese Erkrankung zuletzt im Mai 2015 überarbeitet wurde, besitzt sie auch im Jahr 2016 noch volle Gültigkeit.


Was ist eine Leitlinie überhaupt?

Medizinische Leitlinien sind von ärztlichen Fachgesellschaften verfasste Empfehlungen, die behandelnden Ärzten oder Zahnärzten eine Orientierung zur Therapie verschiedener Erkrankungen liefern. Im Gegensatz zu Richtlinien sind Ärzte jedoch nicht verpflichtet eine Leitlinie immer konform umzusetzen. Selbstverständlich können auch Patienten nutzvolle Ratschläge aus Leitlinien erhalten. Eine Leitlinie wird von Zeit zu Zeit nach den neusten medizinischen Erkenntnissen aktualisiert. So wurde die aktuelle Leitlinie zur gastroösophagealen Refluxkrankheit zuletzt im Mai 2015 überarbeitet. Die Gültigkeit dieser Empfehlungen besteht bis zum Mai 2019. Die Leitlinie wurde unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) herausgegeben [3]. Da die Refluxösophagitis unter den Begriff der gastroösophagealen Refluxkrankheit fällt, sind die Therapieempfehlungen in dieser Leitlinie enthalten.

Welche Therapiemöglichkeiten der Refluxösophagitis werden in der aktuellen Leitlinie empfohlen?

Im Gegensatz zu einer Refluxerkrankung ohne Refluxösophagitis (NERD) ist die endoskopisch sichtbare Refluxösophagitis (ERS) normalerweise mit einem krankhaften Reflux assoziiert. Aus diesem Grund beinhaltet eine effektive Therapie den Einsatz von Medikamenten, welche die Säureproduktion im Magen hemmen. Zu diesen Präparaten zählen die Protonenpumpeninhibitoren(Wirkstoffe: Pantoprazol, Omeprazol, Lansoprazol, Esomeprazol) und die H2-Rezeptorantagonisten (Wirkstoffe: Cimetidin, Ranitidin). Da Protonenpumpeninhibitoren im Vergleich zu den H2-Blockern eine stärkere und bessere Wirksamkeit besitzen, haben sich diese als Mittel der ersten Wahl durchgesetzt. Wie schnell eine Ösophagitis unter angemessener Therapie abheilt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So benötigt eine schwere Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut mehr Zeit als vergleichbare leichtere Formen. Auch das Ausmaß der medikamentösen Säureunterdrückung spielt eine Rolle. In mehreren Studien lag die Heilungsdauer bei leichten Formen der Refluxösophagitis meist bei etwa 4 Wochen. Bei schweren Formen dauerte das Ausheilen etwa doppelt so lange. Ob innerhalb der Gruppe der Protonenpumpeninhibitoren ein Wirkstoff einen höheren Nutzen hat als ein anderer Wirkstoff, wird kontrovers diskutiert. In der Therapie der Refluxösophagitis wird jedoch ein leichter Vorteil für Esomeprazol vermutet [3].

Die Behandlung einer Refluxösophagitis erfolgt in einer für die gastroösophageale Refluxkrankheit standardisierten Dosis. Das bedeutet, dass unterschiedliche Wirkstoffe in unterschiedlicher Dosierung eingenommen werden. Die detaillierten Dosierungsempfehlungen sind der jeweiligen Packungsbeilage zu entnehmen. Außerdem sollte vor der Anwendung die Dosis mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Die Einnahme sollte eine halbe Stunde vor dem Frühstück stattfinden [2].

Bei leichten Formen der Refluxösophagitis kann bei Erreichen einer Beschwerdefreiheit nach erfolgter Therapie ein Auslassversuch erfolgen. Treten nach Weglassen des Medikaments erneut Probleme auf, kann nach Bedarf wieder damit begonnen werden. Wird aufgrund anhaltender Beschwerden bei leichter Refluxösophagitis eine Langzeittherapie notwendig, kann nach und nach eine Dosisreduktion erfolgen. So kann die kleinste Dosis ermittelt werden, die gerade noch ausreicht, die Symptome zu kontrollieren (Step-down-Therapie). Da die schwere Refluxösophagitis Ausgangspunkt für ernsthafte Komplikationen (Blutungen, Verengungen) sein kann, wird direkt eine Langzeittherapie empfohlen [3].

Wie geht es nach erfolgter Therapie weiter?

Etwa 80 % aller Betroffenen erleiden innerhalb der ersten 6–12 Wochen nach akuter Therapie ein Wiederauftreten der Beschwerden. Bei einem Großteil der Patienten scheint es sich also um einen chronischen Verlauf der Erkrankung zu handeln. Dies macht häufig eine Langzeittherapie notwendig. Insbesondere bei leichten Formen der Ösophagitis scheint sich ein Auslassversuch trotzdem zu lohnen. Denn ein Fortschreiten der Erkrankung zu höheren Stadien oder das Auftreten von Komplikationen ist selten. Bei Patienten mit komplizierter gastroösophagealer Refluxerkrankung (z. B. nach einer Blutung) wird jedoch auf lange Zeit ein Auslassversuch eher nicht empfohlen. Das Risiko für Komplikationen bei Weglassen der Medikamente wird höher eingeschätzt als das Risiko der Medikamenteneinnahme [3]