Schulmedizin

H2 Blocker gegen Refluxkrankheit


Darreichungsform:
Filmtabletten
Verschreibungspflichtig:
Ranitidin ist in der 75-mg-Dosierung rezeptfrei erhältlich, größere Wirkstärken (150 mg, 300 mg) und andere H2-Blocker (Cimetidin und Famotidin) sind verschreibungspflichtig. [4]
Hauptwirkung:
Leichte Hemmung der Magensäurebildung
Wirkstoffklasse:
Histaminrezeptorantagonisten
Kann bei den Beschwerden helfen:
Ja
Für Kinder geeignet:
Ranitidin, nach Nutzen/Risiko-Abwägung.
Für Schwangere geeignet:
Ja, nach Nutzen/Risiko-Abwägung [7].
Für Stillende geeignet:
Ja, nach Nutzen/Risiko-Abwägung [7].

H2-Blocker waren die ersten Hemmstoffe der Magensäuresekretion, die bei Refluxbeschwerden effektive Abhilfe schaffen konnten. Sie wurden Ende der siebziger Jahre erstmals bei Patienten mit Säurerückfluss Beschwerden eingesetzt und haben sich bis heute bewährt [5]. Cimetidin war der erste Wirkstoff aus dieser Klasse. Mit der Zeit kamen andere Arzneimittel wie Famotidin oder Ranitidin auf den Markt. Heute verordnen Ärzte H2-Blocker bei leichten und gelegentlichen Refluxbeschwerden (gastroösophageale Refluxkrankheit) ohne säurebedingte Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis) [1]. Auch eignen sich die Medikamente dieser Wirkstoffklasse zur vorbeugenden Einnahme [6].

Wann ist die Einnahme von H2-Blockern gegen Refluxkrankheit sinnvoll?

H2-Blocker wirken generell gut gegen die Refluxsymptomatik und vermindern den Säurerückfluss [3]. Eine positive Wirkung auf Geschwüre und andere Schleimhautschädigungen ist allerdings nur bei 50 Prozent der Patienten nachweisbar [3][5]. Heutzutage sind H2-Blocker aufgrund des Vorhandenseins der effektiveren Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol, Pantoprazol) nur Mittel der zweiten Wahl. Im Vergleich zu Protonenpumpenhemmern [1] bewirken sie eine schwächere Unterdrückung der Säuresekretion. Doch besonders bei Unverträglichkeiten oder starken Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern ist die Gabe von H2-Blockern eine gute Alternative. Dies gilt auch, wenn Medikamente eingenommen werden, die eine gleichzeitige Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren nicht zulassen.

Wann sollte auf die Einnahme von H2-Blocker verzichtet werden?

H2-Blocker sollten nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen H2-Blocker vorhanden ist. Speziell Ranitidin darf nicht eingenommen werden, wenn eine schwerere Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) vorliegt. Da Ranitidin auch Porphyrie-Anfälle auslösen kann, darf es bei der Stoffwechselkrankheit „Akute Porphyrie“ nicht verordnet werden.

Wie und warum helfen H2-Blocker bei Sodbrennen?

H2-Blocker wie Ranitidin, Famotidin und Cimetidin blockieren die Histaminrezeptoren vom Typ 2 der Belegzellen, auch Histamin-H2-Rezeptoren genannt. Histamin, das normalerweise von den Mastzellen des Magens abgegeben wird, hat einen verstärkenden Effekt auf die Säurefreisetzung der Belegzellen [2]. Durch die Blockade der Histamin-H2-Rezeptoren mithilfe von H2-Blockern wird diese Histaminstimulation verringert und somit weniger Magensäure produziert. Dadurch bessern sich die Refluxbeschwerden oder können ganz verschwinden. Die nächtliche (basale) Säureproduktion wird durch H2-Blocker weitgehend gehemmt. Die durch Nahrungsaufnahme stimulierte Sekretion wird jedoch nur um etwa die Hälfte gesenkt [5].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Die Filmtabletten sollten als Ganzes mit Flüssigkeit (z. B. Wasser) geschluckt und nicht zerkaut oder zerteilt werden. Die Standarddosis für Ranitidin beträgt je nach Ausprägung der Beschwerden 75 bis 300 mg pro Tag. Zur Rezidivprophylaxe werden in der Langzeittherapie 75 bis 150 mg täglich eingenommen. H2-Blocker können vor dem Schlafengehen oder nach Mahlzeiten eingenommen werden. Die Tagesdosis erfolgt in einer Einnahme oder wird auf morgens und abends aufgeteilt. Die Anwendungsdauer von H2-Blockern sollte je nach Ausprägung der Beschwerden 4 bis 8 Wochen betragen. Zur Rezidivprophylaxe kommen auch längerfristige Einnahmeperioden infrage. Eine Einnahme bei Bedarf ist ebenfalls möglich.

Was muss bei Kindern beachtet werden?

Ranitidin eignet sich in bestimmten Fällen zur Anwendung für Kinder ab 2 Jahren. Dies sollte jedoch nur in Absprache mit dem Kinderarzt geschehen. Cimetidin und Famotidin dürfen bei Kindern und Jugendlichen im Wachstumsalter nicht verabreicht werden [8].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

In bisher durchgeführten Studien zur Anwendung der H2-Blocker Ranitidin und Famotidin während der Schwangerschaft wurde kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko festgestellt [7]. Bei Cimetidin ist die wissenschaftliche Datenlage nicht eindeutig, sodass es in der Schwangerschaft gemieden werden sollte [4][10]. Der H2-Blocker Ranitidin darf in der Schwangerschaft verordnet werden, sofern Antacida (basische Substanzen zur Neutralisation der Säure) nicht helfen [7][10]. Die Anwendung von H2-Blockern bei schwangeren Frauen sollte auf ärztlichen Rat erfolgen.

Was muss während des Stillens beachtet werden?

Prinzipiell erfordert die Anwendung der H2-Blocker Ranitidin, Cimetidin und Famotidin keine Einschränkungen beim Stillen. Famotidin hat den geringsten Übergang in die Muttermilch und sollte deshalb bevorzugt werden [7][10].

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei H2-Blockern?

Gelegentliche Nebenwirkungen (1 bis 10 Behandelte von 1.000):

Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfälle oder Verstopfung, Übelkeit, Leberwertveränderungen und Hautausschlag.

Seltene Nebenwirkungen (1 bis 10 Behandelte von 10.000):

Unscharfes Sehen Verwirrtheitszustände und Halluzinationen (vor allem bei älteren Patienten nach hohen Dosen), akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberentzündung, Gelbsucht (Ikterus), Erythema multiforme (Hautausschlag), Gelenkbeschwerden (Arthralgien), Muskelschmerzen (Myalgien), Erhöhung der Nierenwerte

Weitere Informationen zu Nebenwirkungen sind im Beipackzettel des jeweiligen Medikaments zu finden [1][4][5][6].

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei H2-Blockern?

Cimetidin hemmt das Leberenzym Cytochrom P450. Durch diese Enzymgruppe werden viele Medikamente abgebaut. Daher wird bei Einnahme von H2-Blockern der Abbau einiger Medikamente verzögert, sodass sie länger im Blut verbleiben und entsprechend stärker wirken können.So wird die Wirkung von Antidiabetika (z. B. Sulfonylharnstoffe) oder Benzodiazepinen verstärkt. Auch der Abbau von Alkohol wird gehemmt, wodurch dessen Wirkung verstärkt wird. Der Konsum von Alkohol bei gleichzeitiger Einnahme von H2-Blockern sollte daher mit großer Vorsicht erfolgen [9].

Weitere Informationen zu Wechselwirkungen sind im Beipackzettel des jeweiligen Medikaments zu finden.

Häufig gestellte Fragen

Ja, eine Überdosierung sollte stets vermieden werden. Bei starker Überdosierung sollte ein Arzt konsultiert werden.

Eine weitverbreitete Nebenwirkung von H2-Blockern ist die auftretende Müdigkeit, die sich ungünstig im Straßenverkehr auswirken kann. Daher ist beim Führen von Fahrzeugen Vorsicht geboten.

H2-Blocker und Alkohol werden größtenteils durch verschiedene Enzyme abgebaut. Daher wird die Wirkung von H2-Blockern nicht durch Alkohol beeinflusst.

H2-Blocker können die Alkoholwirkung erhöhen, weil der Alkoholabbau vermindert wird. Deshalb sollten Alkoholkonsum und gleichzeitige H2-Blocker-Einnahme gemieden werden.

Keinesfalls sollte bei einer vergessenen Einnahme die doppelte Dosis eingenommen werden.

H2-Blocker eignen sich sowohl zur Vorbeugung wie auch zur Behandlung der Refluxbeschwerden.

Ein Verfallsdatum ist auf der Packung angegeben. Nach diesem Datum sollte die Arznei nicht mehr angewendet werden.