Schulmedizin

Domperidon gegen Refluxkrankheit


Darreichungsform:
Tabletten, Tropfen
Verschreibungspflichtig:
Ja
Hauptwirkung:
Beschleunigung der Magenentleerung; Unterdrückung von Übelkeit
Wirkstoffklasse:
Dopamin-Antagonist
Kann bei den Beschwerden helfen:
Bedingt
Für Kinder geeignet:
Bedingt
Für Schwangere geeignet:
Bedingt
Für Stillende geeignet:
Bedingt

Schätzungsweise leidet etwa die Hälfte aller Erwachsenen und Kinder in westlichen Industrienationen unter der Refluxkrankheit. Die Erkrankung macht sich häufig durch Symptome wie Sodbrennen mit Schmerzen hinter dem Brustbein oder auch Übelkeit bemerkbar. Manchmal verschwinden diese Symptome nach einiger Zeit von alleine, manchmal ist jedoch eine medikamentöse Therapie nötig. Zu den Mitteln der ersten Wahl gegen die Refluxkrankheit zählen Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sowie Antihistaminika zur Unterdrückung der Säureproduktion im Magen [1][2]. Alternativ kann Domperidon gegen die Refluxkrankheit eingesetzt werden, das eine beschleunigte Magenentleerung fördert [3]. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Wirkungsgrundlagen, Einsatzgebiete, mögliche Nebenwirkungen sowie häufig gestellte Fragen zum Medikament Domperidon.

Wann ist die Einnahme von Domperidon gegen die Refluxkrankheit sinnvoll?

Die Refluxkrankheit wird auch Säurekrankheit genannt. Im Wesentlichen beruht sie auf dem krankhaften Zurückfließen von aggressiver Magensäure in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux) aufgrund einer Verschlussschwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels. Je mehr und je länger große Mengen von Speisebrei und saurem Magensaft im Magen verblieben, desto größer wird die Gefahr, dass diese auch in die Speiseröhre zurücklaufen [1]. Domperidon kann bei leichten Beschwerden wie einem Völlegefühl oder Druck im Magen im Rahmen einer Refluxkrankheit angewendet werden [3].

Wann sollte auf die Einnahme von Domperidon verzichtet werden?

Domperidon sollte nicht bei schweren Refluxbeschwerden wie schmerzhaftem, saurem Aufstoßen verwendet werden, da deutlich effektivere Therapiealternativen zur Verfügung stehen (s. häufig gestellte Fragen) [1]. Bei Vorerkrankungen des Herzens, speziell bei Herzrhythmusstörungen, sollte vorsichtshalber auf die Einnahme von Domperidon verzichtet werden, da es in sehr hohen Dosen Einfluss auf das Erregungsweiterleitungssystem des Herzens nehmen kann [4]. Domperidon wirkt beschleunigend auf das gesamte Magen-Darm-System, sodass bei vorbestehenden Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich (Engstellen, Darmausstülpungen, Krebs etc.) Vorsicht geboten ist [3].

Wie und warum hilft Domperidon gegen die Refluxkrankheit?

Domperidon gehört zur Medikamentengruppe der sogenannten Prokinetika. Diese können die Entleerung von Magen und Darm auf bislang unbekannte Weise beschleunigen [3]. Da große Speisemengen im Magen das Risiko für ein krankhaftes Hochsteigen der angedauten Nahrung begünstigen [1], kann eine beschleunigte Magenentleerung durch Domperidon beschwerdelindernd bei der Refluxkrankheit wirken. Darüber hinaus kann Domperidon auch der Klasse der Antiemetika zugeordnet werden; das heißt, es wirkt lindernd bei Übelkeit und Erbrechen [3]. Domperidon kann jedoch nicht ursächlich auf die Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels einwirken und ebenfalls nicht die problemfördernde Säureproduktion im Magen hemmen.

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Die Dosierungs- und Anwendungshinweise nach Herstellerangaben sind unbedingt einzuhalten. Handelsnamen von Domperidon sind Domidon, Motilium oder beispielsweise Domperidon Hexal. In der Regel werden für die Therapie von Verdauungsbeschwerden Einzeldosen von 10 mg bis zu dreimal täglich jeweils vor den Mahlzeiten empfohlen [3] [5]. Grundsätzlich kann es bei der Einnahme jedes Medikamentes zu unerwünschten Wirkungen oder Unverträglichkeitsreaktionen kommen. Sollten verstärkte Verdauungsbeschwerden oder etwa Hautjucken (Urtikaria) auftreten, ist von einer weiteren Einnahme unbedingt abzusehen. Gegebenenfalls muss ein Arzt konsultiert werden. Domperidon sollte nicht länger als eine Woche lang angewendet werden [5].

Was muss bei Kindern beachtet werden?

Der Einsatz von Domperidon ist bei Kindern gegen die Refluxkrankheit nicht offiziell zugelassen [5]. Manchmal wird Domperidon unter strenger ärztlicher Kontrolle jedoch außerhalb der Zulassung zur Therapie der Refluxkrankheit bei Kindern eingesetzt (off-label use). Umfassende Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass Domperidon bei Kindern nicht effektiv wirkt und zudem schwerwiegende Nebenwirkungen wie Augenkrämpfe (okulogyre Krise) auftreten können [2]. Bei Jugendlichen (ab 12 Jahren) ist der Einsatz von Domperidon offiziell zugelassen [5].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

Der Einsatz von Domperidon in der Schwangerschaft ist umstritten. Tierversuche zeigten einen fruchtschädigenden Effekt von Domperidon in sehr hohen Dosen, sodass speziell im ersten Schwangerschaftsdrittel regelmäßige Ultraschallkontrollen unter Domperidoneinnahme zu empfehlen sind [4]. Besser sollten allgemeine Maßnahmen zur Unterdrückung von möglichem Sodbrennen bei einer Refluxkrankheit eingeleitet werden. Hierzu zählt in erster Linie die Einnahme möglichst vieler kleiner Mahlzeiten über den Tag hinweg sowie eine leichte Oberkörperhochlage statt komplett flach liegender Körperpositionen [1]. Gegen Schwangerschaftsübelkeit (Nausea gravidarum) ist Metoclopramid (MCP) dem Einsatz von Domperidon vorzuziehen [4].

Was muss während des Stillens beachtet werden?

Ebenso wie in der Schwangerschaft ist der Einsatz von Domperidon in der Stillzeit nur unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle zu empfehlen. Domperidon kann die Hirnanhangsdrüse so beeinflussen, dass die Milchproduktion verstärkt wird [4].

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei Domperidon?

Domperidon kann speziell bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern in das zentrale Nervensystem übertreten, da die Blut-Hirn-Schranke noch nicht voll ausgereift ist. Bei Kindern wurden Nebenwirkungen auf das im Gehirn gesteuerte Bewegungssystem mit möglichen Krämpfen beschrieben [2]. Bei Jugendlichen und Erwachsenen wurden Nebenwirkungen jedoch sehr selten beobachtet [3].

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei Domperidon?

Der zeitgleiche Einsatz von Domperidon und Ketoconazol (Anti-Pilz-Mittel) oder Antibiotika vom Makrolid-Typ (Erythromycin, Clarithromycin etc.) kann die Wirkung von Domperidon verstärken und in der Folge das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen. Des Weiteren kann die Einnahme von Domperidon zusammen mit Ketoconazol zu einer verzögerten Erregungsleitung am Herzen führen (long QT syndrome) [2].

Die gemachten Angaben sind gewissenhaft recherchiert, können jedoch einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Häufig gestellte Fragen

Empfohlene maximale Tagesdosen sind einzuhalten. Bei Einnahme von mehr als 30 mg pro Tag erhöht sich das Risiko für Nebenwirkungen im zentralen Nervensystem sowie am Erregungsleitungssystem des Herzens.

Bei der nächsten Einnahme ist einfach die reguläre Dosierung ein (i. d. R. 10 mg) einzunehmen. Auf keinen Fall sollte vor der nächsten Mahlzeit die doppelte Menge Domperidon eingenommen werden.

Im Allgemeinen hat Domperidon im Rahmen der Dosierungsempfehlungen kaum Nebenwirkungen. Domperidon beinträchtig in der Regel weder die Aufmerksamkeit noch die Verkehrstüchtigkeit. Es kann aber theoretisch immer zu unerwarteten Unverträglichkeitsreaktionen kommen, welche das Wohlbefinden deutlich beeinträchtigen können.

Mittel der ersten Wahl gegen die Refluxkrankheit sind Protonenpumpenhemmer (PPI) sowie Antihistaminika, welche die Säureproduktion im Magen drosseln. Ebenfalls können Antazida zur Neutralisierung der Magensäure besser gegen Reflux helfen als Domperidon.

Domperidon sollte in der Originalverpackung an einem trockenen, dunklen und kühlen Ort aufbewahrt werden.

Arzneimittel sind generell maximal bis zum angegebenen Haltbarkeitsdatum zu verwenden. Danach kann sich der Wirkstoff chemisch verändern und möglicherweise an Wirkstärke verlieren.