Schulmedizin

Metoclopramid gegen Refluxkrankheit


Darreichungsform:
Tabletten, Tropfen
Verschreibungspflichtig:
Ja
Hauptwirkung:
Beugt Übelkeit und Erbrechen vor
Wirkstoffklasse:
Antiemetika
Kann bei den Beschwerden helfen:
Nein
Für Kinder geeignet:
Ja, ab >1. Lebensjahr
Für Schwangere geeignet:
Ja
Für Stillende geeignet:
strenge Indikationsstellung

Etwa jeder fünfte Deutsche ist von der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD: gastrooesophageal reflux disease) betroffen. Die Patienten klagen in 75% der Fälle über Sodbrennen, ein aus der Magengegend aufsteigendes, brennendes Gefühl. Es können aber weitere Symptome, wie Luftaufstoßen, Schluckbeschwerden, Oberbauchschmerzen, Heiserkeit und Reizhusten auftreten [1]. Im Rahmen der Refluxkrankheit kommt es zu einem gesteigerten Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre, aufgrund eines nicht vollständig schließenden Speiseröhrenschließmuskels. Auch eine verzögerte Magenentleerung kann Reflux begünstigen [2]. Aufgrund der verdauungsfördernden Wirkung und rascheren Magenentleerung verabreichten Ärzte früher gelegentlich Metoclopramid. Seit 2014 darf Metoclopramid bei gastroösophagealer Refluxkrankheit jedoch nicht mehr verschrieben werden. Wann die Einnahme von Metoclopramid indiziert ist und was gegen Reflux helfen kann, wird im folgenden Text besprochen [1].

Wann ist die Einnahme von Metoclopramid sinnvoll?

Metoclopramid ist bei Erwachsenen eine Option zur Therapie von Übelkeit und Erbrechen, einschließlich der Behandlung von Migräne-induzierter Übelkeit und Erbrechen. Außerdem kann Metoclopramid Erwachsenen zur Prävention von Strahlentherapie-induzierter und verzögerter Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen verabreicht werden. Metoclopramid kommt weiterhin zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen nach Operationen zum Einsatz [3].

Wie wirkt Metoclopramid?

Metoclopramid blockiert im Verdauungstrakt Dopamin-Rezeptoren, was zu einem gesteigerten Tonus im Magen und zu einer Erschlaffung des Magenausganges führt. Der Nahrungsbrei kann somit leichter Richtung Darm weitertransportiert werden und Magenkrämpfe können vermindert werden. Durch die begünstigte Magenentleerung und verdauungsfördernde Wirkung kann Metoclopramid gegen Übelkeit und Erbrechen wirken [4].

Was hilft bei Reflux?

Das Leitsymptom der Refluxkrankheit ist Sodbrennen. Sodbrennen allein ist jedoch keine Krankheit. Auch bei Gesunden tritt gelegentlich Sodbrennen auf, insbesondere nach ausgiebiger und fettreicher Mahlzeit oder Alkoholkonsum. Um das Sodbrennen zu lindern, können einige Allgemeinmaßnahmen hilfreich sein, wie Gewichtsreduktion, eine Schlafposition mit erhöhten Oberkörper oder Meiden von enger Bekleidung, die den Bauch einschnürt. Ferner sollte auf kleine und fettarme Mahlzeiten geachtet werden. Hingegen sollten Mahlzeiten am späten Abend und auslösende Nahrungs- und Genussmittel gemieden werden. Der Verzicht auf Schokolade, Süßigkeiten, Nikotin, Alkohol, Obstsäfte, Tomaten und Pfefferminze kann Reflux vorbeugen. Bei leichten Refluxbeschwerden und gelegentlichem Sodbrennen können H2-Blocker (Hemmer der Magensäuresekretion) oder Antazida (Säureneutralisatoren) hilfreich sein [1]. Tritt Sodbrennen jedoch zwei- bis dreimal wöchentlich auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden [5]. Das Mittel der ersten Wahl bei der Refluxkrankheit sind Protonenpumpenhemmer. Die Protonenpumpenhemmer verringern die Säureproduktion im Magen. Durch die vollständige Säuresuppression gelangt kein saurer Mageninhalt in die Speiseröhre und die Beschwerden können zurückgehen [1].

Worin bestehen die langfristigen Folgen der Refluxkrankheit?

Neben einer Beeinträchtigung der Lebensqualität kann es bei der Refluxkrankheit zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko kommen. Durch die ständige Reizung, aufgrund des sauren Refluxes, kann sich die Speiseröhre entzünden (Ösophagitis). In weiterer Folge können Geschwüre, Verengungen und selten Blutungen auftreten. Durch die chronische Entzündung wird die Schleimhaut der Speiseröhre ggf. umgebauet und kann sich zu einer Krebsvorstufe (Barrett-Ösophagus) entwickeln [1]. Weitere Folgen können die Atemwege betreffen. Der Kehlkopf kann sich entzünden, Experten vermuten, dass sich längerfristig sogar Asthma bronchiale entwickeln kann. Deshalb kann bei chronischem Husten, Heiserkeit und Halsschmerzen auch eine Refluxkrankheit die Ursache sein [6].