Hausmittel

Alkohol gegen Sodbrennen

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In Ratgebern und medizinischen Fachbüchern wird Alkohol als eine der häufigsten Ursachen für Sodbrennen angeführt. Und das ist kein Wunder. Ein Glas Wein zum Essen, ein Bier zum Feierabend, Alkohol ist bei vielen Menschen ein fester Bestandteil des Alltags. Aber obwohl der Kater am Morgen nach dem Alkoholexzess häufig von Übelkeit und Sodbrennen begleitet ist, hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ein Kräuterlikör nach dem Essen – der Digestif oder Verdauungsschnaps – die Verdauung anregt und Völlegefühl, Bauchschmerzen und Übelkeit vertreibt. Das Gegenteil aber ist der Fall.[1][2]


Warum hilft Alkohol bei Sodbrennen nicht?

Anisschnaps, Pflaumenschnaps, Wodka, Grappa und Cognac – bei einem Digestif handelt es sich um eine hochprozentige Spirituose (mehr als 15 Vol %), die nach dem Essen getrunken wird, um die Verdauung anzuregen. Gerade ältere Menschen, die unter Magenproblemen leiden, greifen häufig zu diesem Hausmittel. Auch hochprozentige, alkoholische Kräuterauszüge wie beispielsweise Klosterfrau Melissengeist (74 Vol %) werden mitunter als Gegenmittel bei verschiedenen Verdauungsstörungen (Dyspepsie) eingenommen, obwohl in der Packungsbeilage ausdrücklich auf Übelkeit und Sodbrennen als mögliche Nebenwirkungen hingewiesen wird. Das Gerücht, Alkohol sei ein bewährtes Mittel gegen Sodbrennen, hält sich hartnäckig.[3][4]

Tatsächlich handelt es sich bei diesem Hausmittel aber um einen der häufigsten Auslöser des unangenehmen Symptoms. Sodbrennen äußert sich meist als brennender Schmerz hinter dem Brustbein (Sternum), der bis in den Oberbauch ausstrahlen kann. Darüber hinaus kann es zu einem sauren Geschmack im Mund, saurem Aufstoßen, morgendlichem Reizhusten, Heiserkeit, dem Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben (Globusgefühl) und sogar Schluckstörungen oder Asthmaanfällen kommen. Diese Beschwerden werden durch das Zurückfließen der Magensäure bzw. des Mageninhaltes in die Speiseröhre verursacht. Einen solchen Säurerückfluss nennt man Reflux. Wenn mindestens zweimal die Woche Beschwerden auftreten, die durch einen Reflux ausgelöst werden, liegt eine gastroösophagealn Refluxerkrankung (GERD) vor. Neben Alkohol zählen Stress, Nikotin, zu enge Kleidung oder zu fettiges Essen zu den häufigsten Ursachen. Auch schwangere Frauen oder Diabetespatienten haben ein erhöhtes Sodbrennenrisiko. Bei vielen Patienten, die regelmäßig unter Sodbrennen leiden, liegt eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels (Ösophagussphinkters) vor, sodass die Magensäure ungehindert in die Speiseröhre zurückfließen kann. Eine gastroösophageales Refluxserkrankung ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Durch die ständige Übersäuerung der Speiseröhre kann es zu Entzündungen (Ösophagitis), Schädigungen der Schleimhaut (Erosionen) oder sogar Krebserkrankungen kommen.[2]

Refluxpatienten sollten daher unbedingt vollständig auf Alkohol verzichten. Gerade hochprozentige Spirituosen reizen die Magenschleimhaut, was nicht nur zu einer Entzündung (Gastritis), sondern auch zu einer erhöhten Magensäureproduktion und damit zu Sodbrennen führen kann. Darüber hinaus lässt Alkohol den Speiseröhrenschließmuskel (Ösophagussphinkter) erschlaffen. Gerade im Liegen kann dann der saure Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen. Aber nicht nur hochprozentige alkoholische Getränke können Sodbrennen auslösen, auch Wein und Bier können bei besonders empfindlichen Patienten zu Symptomen führen. Diese reizen zwar die Magenschleimhaut nicht übermäßig, schwächen aber dennoch den Speiseröhrenschließmuskel. Besonders unverträglich sind außerdem kohlensäurehaltige Spirituosen wie Sekt oder Champagner. Diese regen die Magensäureproduktion zusätzlich an. Gar nicht zu empfehlen ist jedoch der sogenannte Verdauungsschnaps, der gerade nach fettigen und üppigen Mahlzeiten getrunken wird. Solche Mahlzeiten sind ohnehin schwer verdaulich und können Refluxsymptome auslösen; durch den hochprozentigen Alkohol wird dieser Effekt noch verstärkt.[5][6]

Ist es gefährlich Alkohol bei Sodbrennen anzuwenden?

Wer nur sehr selten unter Sodbrennen leidet, setzt sich zwar durch Alkoholkonsum möglichen, unangenehmen Folgen dieser Selbstbehandlung aus, muss aber nicht mit bleibenden Schäden rechnen. Für Patienten, die an GERD erkrankt sind und immer wieder mit den Auswirkungen des Säurereflux zu kämpfen haben, können auf Dauer durch den Genuss von Alkohol allerdings ernsthafte Gesundheitsrisiken entstehen. 14–20 % der Bevölkerung der westlichen Industrieländer leiden unter GERD. Bei 40% dieser Patienten sind bei der endoskopischen Untersuchung Schädigungen der Speiseröhrenschleimhaut (Erosionen) zu erkennen. Bei wiederum 5% dieser 40% entwickelt sich ein sogenannter Barrett-Ösophagus. Dabei handelt es sich um die Vorstufe einer Speiseröhrenkrebserkrankung (Präkanzerose). Die Epithelzellen, die die Oberfläche der Schleimhaut bilden (Plattenepithel), werden durch Zellen ersetzt, die den Schleimhautzellen im Inneren des Darmes (metaplastisches Epithel) gleichen. Bleibt ein Barett-Ösophagus unbehandelt kann daraus ein bösartiger Tumor (Adenokarzinom) entstehen. Daher empfiehlt es sich für Menschen, die häufiger von Refluxsymptomen betroffen sind, auf Alkohol zu verzichten.[1][7][8]



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