Hausmittel

Apfelessig gegen Sodbrennen

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Essig wird vor allem für die Zubereitung von Salaten und anderen Speisen verwendet. In der Naturheilkunde gilt Apfelessig jedoch zudem als ein altes Heilmittel, das bereits unsere Vorfahren sehr schätzten [1]. So setzte zum Beispiel schon Hippokrates von Kos (460-375 v. Chr.), Begründer der modernen Medizin, Essig bei unterschiedlichsten Beschwerden, wie zum Beispiel Verdauungsbeschwerden, ein [2]. Ob in seiner Reinform oder als Tablette wird sich auch heute noch bei vielen körperlichen Beschwerden eine heilsame Wirkung des Essigs versprochen. In Studien zeigt die Einnahme von Apfelessig bei Sodbrennen (sog. Pyrosis) in unterschiedlichem Maße eine Verbesserung der Symptomatik [3]. Der Wirkmechanismus ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Auf Erklärungsansätze und Behandlungstipps wird im folgenden Artikel eingegangen.


Wie und warum hilft Apfelessig bei Sodbrennen?

Sodbrennen ist das führende Symptom der gastroösophagalen Refluxkrankheit. Hierunter wird der Rückfluss (sog. Reflux) des Magensaftes aus dem Magen (sog. Gaster) in die Speiseröhre (sog. Ösophagus) verstanden. Der Magensaft besteht zu großen Teilen aus Salzsäure. Diese ist nötig
um Bestandteile der Nahrung aufzuspalten. An dem die Speiseröhre auskleidenden Gewebe hat die Säure jedoch eine reizende Wirkung, denn
anders als der Magen verfügt die Speiseröhre über keine schützende Schleimschicht. Bei häufig auftretendem Reflux kann es somit zu einer Entzündungsreaktion der Speiseröhre (sog. Ösophagitis) kommen. Diese löst einen brennenden Schmerz, das Sodbrennen, aus. Dies kann einmalig (akut) geschehen oder in ein langanhaltendes (chronisches) Geschehen übergehen. Die Ursachen sind vielfältig, die
häufigste Ursache ist jedoch ein gestörter Verschlussmechanismus am Mageneingang [4].

So wie die Magensäure besteht auch Essig zu Teilen aus Säure (etwa 5%), der sog. Essigsäure. Somit erscheint die Aussage, dass Apfelessig bei
Sodbrennen Hilfe leisten kann, zunächst paradox. Wissenschaftliche Belege für eine heilsame Wirkung des Essigs bei Sodbrennen fehlen bisher
leider. Wie so viele Hausmittel kann Apfelessig für manche eine Linderung der Refluxsymptomatik bringen, während sich bei anderen keine gewünschte Wirkung zeigt [5].

Ein Erklärungsansatz bietet die Tatsache, dass Essigsäure eine „schwächere Säure“ als Magensäure darstellt, und somit Magensäure puffern kann, d.h
„weniger sauer“ macht [1].

Ein weiteres Argument bietet die Tatsache, dass Essig die Eigenschaft besitzt, bereits im Mundraum die Speichelproduktion in den Speicheldrüsen zu stimulieren [1]. Dieser dient als Schmierfilm, welcher den Speisebrei Richtung Magen befördert. Außerdem enthält Speichel das Enzym Amylase, das zur Verdauung von Mehrfachzuckern beiträgt. Auch die Produktion von Verdauungssäften in Magen und Darm werden durch die Säurea ngeregt [1]. Eine gute Verdauung kann sich generell positiv auf das Wohlbefinden auswirken, denn bei Verdauungsbeschwerden können auch durch aufsteigende Gase (Volumenreflux), über einen Dehnungsreiz der Speiseröhre, Sodbrennen ausgelöst werden [6]. Wird die Verdauungstätigkeit des Magen-Darm-Trakts unterstützt so kann einer gestörten Magenentleerung entgegen gewirkt werden, welche Reflux bedingen kann [4].

Die Säure des Essigs besitzt zudem eine keimhemmende Wirkung. Sie kann somit durch Keime ausgelöste Fäulnis- und Gärungsprozesse im Darm verhindern. Dies führt zu weniger Gasentwicklung und folglich zu einem weniger häufigen „Aufstoßen“ [4].

Wissenschaftler aus den USA haben in einer kleinen Studie gezeigt, dass sich der „Genuss“ von Essig günstig auf den Glukosespiegel von Typ-2-Diabetikern (sog. „Altersdiabetes“) auswirkt [7]. Auch enthält er nachweislich eine Reihe von Vitaminen und Mineralien. Eine gewisse gesundheitsfördernde Wirkung kann dem Essig daher nicht abgesprochen werden. Seine Wirkung auf das Sodbrennen bleibt jedoch traditionelles Erfahrungswissen und ist wissenschaftlich bisher nicht nachweisbar.

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Apfelessig wird vor allem aus sauren Apfelsorten, wie zum Beispiel Elstar oder Boskop gewonnen. Zunächst werden die Äpfel entsaftet, der gewonnene Apfelmost wird anschließend vergoren. Beim Gärungsprozess werden Zucker und Stärke vollständig zu Alkohol abgebaut. Diesem Apfelwein werden Essigsäurebakterien zugesetzt, die den Alkohol zur Essigsäure verstoffwechseln. Da bei dem Herstellungsprozess auch die Apfelschalen gepresst werden, ist es zu empfehlen, Apfelessig aus ökologischer Erzeugung zu verwenden damit er frei von Pestiziden ist [2].

Bei chronischem Sodbrennen kann sich eine zwei- bis dreimonatige Apfelessig-Kur positiv auswirken. Hierfür wird täglich ein Teelöffel Apfelessig mit einem halben Glas Wasser zu jeder Mahlzeit zu sich genommen. Vorsorglich kann vor dem Essen ein Esslöffel Wasser mit ein paar Tropfen Apfelessig gleich nach dem Essen eingenommen werden [2]. Es wird zudem empfohlen Apfelessig bereits beim Zubereiten der Speisen als Zutat zu verwenden. Es soll dabei helfen, die Bestandteile der Nahrung leichter verdaulich zu machen [2].

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Bei Apfelessig handelt es sich um ein freiverkäufliches Lebensmittel. Nebenwirkungen und Risiken sind somit nicht bekannt. Zu beachten ist allerdings, dass größere Mengen Apfelessig durch seine Säure die Zähne angreifen kann [8]. Prinzipiell ist anzuraten vor der Selbstmedikation mit Essig einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache des Sodbrennes ausfindig zu machen. Allgemeinmaßnahmen wie Gewichtsnormalisierung, kleine fettarme Mahlzeiten, Reduktion des Alkohol-, Nikotin und Kaffeekonsums sind immer empfohlen und können Abhilfe leisten [4]. Lässt sich das Sodbrennen jedoch nicht bessern und dauern die Beschwerden länger als eine Woche an bzw. treten häufiger als ein Mal die Woche auf, sollte in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden [9]. Ständiger Reflux des Mageninhalts kann auf längere Sicht das Oberflächengewebe der Speiseröhre schädigen und zu Gewebeveränderungen (sog. Metaplasien) bis hin zu Krebserkrankungen führen [10].



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