Hausmittel

Kamillentee gegen Sodbrennen

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© PantherMedia / alexraths

Eine warme Tasse Tee gehört für viele Menschen intuitiv zum Therapieprogramm bei Magenbeschwerden. Gerade der Kamillentee ist dafür bekannt, dass er Bauchschmerzen lindern kann und auch für Kinder gut verträglich ist. Dass Kamillentee auch bei spezifischen Krankheitssymptomen, wie dem Sodbrennen, einen positiven Effekt erzielen kann, konnten einige Untersuchungen wissenschaftlich nachweisen und erklären. Demzufolge gibt es verschiedene Gründe, aus welchen Kamillentee bei Sodbrennen etwas Linderung verschaffen kann. Im folgenden Text wird erläutert, warum Kamillentee bei Sodbrennen hilft und was es bei der Anwendung zu beachten gilt.


Wie und warum hilft Kamillentee bei Sodbrennen?

Das charakteristische Brennen hinter dem Brustbein (Sodbrennen, retrosternaler Schmerz) ist in den meisten Fällen auf eine gastroösophageale Refluxkrankheit (gastro-esophageal reflux disease, GERD) zurückzuführen. Dabei schließt der Muskelring zwischen Speiseröhre (Ösophagus) und Magen nicht korrekt und es steigt ätzende Magensäure in die Speiseröhre auf [1]. Da die Schleimhaut dort nicht an den sauren pH-Wert gewöhnt ist, wird diese stark gereizt und entzündet sich (erosive oder ulzeröse Ösophagitis). Teilweise können so sogar tiefe Verletzungen entstehen (Erosionen). An dieser Stelle greift die Kamille aus dem Tee ein: Die in den Kamillenblüten enthaltenen ätherischen Öle haben eineentzündungshemmende Wirkung (Antiinflammation). Verantwortlich dafür sind unter anderem die Stoffe Bisabolol, Chamazulen, Matricin und verschiedene Flavonoide (Luteolin, Apigenin) [2]. Zusätzlich hemmen die Inhaltsstoffe der Kamille die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen (Prostaglandine und Leukotriene).

Eine gastroösophageale Refluxkrankheit tritt häufig zusammen mit einer Magenentzündung (Gastritis) oder sogar Magengeschwüren (Ulcera) auf, da all diese Erkrankungen auf eine vermehrte Säureproduktion bzw. eine verringerte Schutzfunktion der Magenschleimhaut zurückzuführen sind. Diese Entwicklung wird durch die Bakterien Helicobacter pylori beschleunigt, die bei vielen Betroffenen in einer Magenspiegelung nachgewiesen werden können [3]. Da Kamilledurch die Inhaltsstoffe Bisabolol, Spiroether und verschiedene Schleimstoffe antibakteriell wirkt, kann die Einnahme von Kamillentee einen positiven Effekt bei bakterieller Besiedlung des Magens haben [4]. Zusätzlich legen sich dieSchleimstoffe, die bis zu zehn Prozent der Kamillenwirkstoffe ausmachen, auf die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen, so dass ein Schutzfilm gegen die Magensäure aufgebaut wird.

Gesteuert wird die Magensäureproduktion unter anderem durch das Verdauungshormon Pepsin. Ein Stoff aus der Kamille, das Bisabolol, reduziert die Aktivität dieses Pepsins im Magen und hemmt somit die Produktion der aggressiven Magensäure.

Ein weiterer Effekt von Kamillentee ergibt sich durch die Flüssigkeitszufuhr: Durch das Trinken von säurearmen Getränken wird die Magensäure verdünnt und wirkt so nicht mehr so schädlich an den Schleimhäuten.

Die Lage des Übergangs von der Speiseröhre zum Magen beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, an Sodbrennen zu leiden. So wird zum Beispiel das Sodbrennen begünstigt, wenn der Druck im Bauch (intraabdomineller Druck) erhöht ist [1]. Dies ist beispielsweise bei übergewichtigen (adipösen) Personen und auch bei Schwangeren der Fall, weshalb diese Personen häufiger unter Sodbrennen leiden. Auch häufige Blähungen (Meteorismus) erhöhen den Druck im Bauch. Da Kamille entkrampfend und somit blähungsmindernd wirkt, kann Kamillentee auch in diesem Fall angewendet werden, um die Krämpfe und das Sodbrennen zu lindern.

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Heilpraktiker raten dazu, bei Magenbeschwerden etwa drei bis vier Tassen Kamillentee über den Tag verteilt zu trinken. Dies sollte im besten Fall auf nüchternen Magen (also vor den Mahlzeiten) geschehen, die letzte Tasse soll vor dem Zubettgehen getrunken werden [5].

Sollen Kinder den Tee erhalten, ist darauf zu achten, dass der Tee nicht zu heiß serviert wird. Kinder haben häufig eine geringere Toleranz für Wärme und können eventuell nicht verständlich machen, dass sie sich den Mund verbrannt haben.

Da Zucker einen eher Sodbrennen-fördernden Effekt hat, sollte wenn möglich der Tee ungesüßt eingenommen werden [7]. Wird dies jedoch geschmacklich nicht toleriert, kann der Tee leicht gesüßt werden. In diesem Fall muss jedoch zusätzlich der negative Effekt des Zuckers auf die Zahngesundheit und das Körpergewicht berücksichtigt werden.

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Auch wenn die meisten Menschen Kamille problemlos vertragen, gibt es einige Personen, die auf bestimmte Stoffe in der Kamille allergisch reagieren [2]. Dies äußert sich dann meist nach Einnahme des Tees in einem Kribbeln bzw. Brennen in der Mundregion oder roten Flecken auf der Haut. Menschen, die gegen Kamille allergisch reagieren, zeigen häufig außerdem weitere sogenannte Kreuz-Allergien, beispielsweise gegen Birken- und Beifußpollen, Sellerie oder Karotten.

Zeigen sich Allergiesymptome, sollte die Einnahme sofort unterbrochen werden. Kommt es zu Atembeschwerden oder Kreislaufproblemen, muss unmittelbar eine Rettungsstelle aufgesucht werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Kamillenblüten selber gesammelt wurden: Die Hundskamille, die der echten Kamille sehr ähnlich sieht, enthält sehr viel mehr von dem allergieauslösenden Stoff Anthecotulid – eine Verwechslung ist schnell möglich und kann dann für Allergiker gefährlich werden [2].

Personen, die unter einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) leiden, sollten mit ihrem Arzt klären, wie viel Flüssigkeit am gesamten Tag getrunken werden sollte. Eine zu große Flüssigkeitszufuhr kann in solchen Fällen das Herz zu stark belasten. Richtwerte liegen dann meist zwischen 0,5 und 1,5 Litern Flüssigkeit am Tag [6].

Eine gastroösophageale Refluxkrankheit ist eine ernstzunehmende Erkrankung, da die Speiseröhrenschleimhaut nicht für die aggressive Magensäure ausgelegt ist. Wird diese regelmäßig durch die Magensäure gereizt, können Zellveränderungen stattfinden, die sich in fortgeschrittenen Stadien zu Krebsvorläufern und Tumorleiden entwickeln können [8]. Deshalb sollte bei den meisten Personen, die seit längerem unter Sodbrennen leiden, wenigstens einmal eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Dabei kann nachgesehen werden, ob bereits eine Zellumwandlung (Metaplasie) stattgefunden hat und zudem getestet werden, ob eventuell eine bakterielle Infektion Grund für eine Magenentzündung mit vermehrter Magensäureproduktion ist. Verändern sich die Symptome auch nach mehreren Wochen der Kamillenteeeinnahme nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.



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