Hausmittel

Leinöl gegen Sodbrennen

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Fragt man einen Ernährungsberater, scheint Leinöl eine Art Wundermittel gegen diverse Erkrankungen zu sein. Es soll den Cholesterinspiegel senken, Prostatakrebs, Brustkrebs und Herzinfarkten vorbeugen, die Verdauung regulieren, chronische Entzündungen lindern, den weiblichen Hormonhaushalt positiv beeinflussen und sogar die Behandlung von Diabetes unterstützen. Einige Quellen führen außerdem die Wirksamkeit von Leinöl bei akutem oder chronischem Sodbrennen an. Und tatsächlich, Studien zeigen, dass das an Omega-3-Fettsäuren reiche Öl die Magensäureproduktion hemmt und so möglicherweise tatsächlich häufig auftretendes Sodbrennen lindert[1][2].


Wie und warum hilft Leinöl gegen Sodbrennen?

Sodbrennen nennt man einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein (Sternum), der durch in die Speiseröhre (Ösophagus) aufsteigenden sauren Mageninhalt verursacht wird. Der Schmerz kann mitunter auch bis in den Oberbauch ausstrahlen. Das Zurückfließen der Magensäure in die Speiseröhre wird als Reflux bezeichnet. Weitere Symptome eines Säurereflux können morgendlicher Reizhusten, Heiserkeit, Asthmaanfälle, ein saurer Geschmack im Mund, saures Aufstoßen, das Gefühl eines Kloßes im Hals (Globusgefühl) oder sogar Erbrechen sein. Bei einigen Patienten kommt es außerdem zu Schluckstörungen. Tritt Sodbrennen regelmäßig mindestens zweimal die Woche auf, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD). Häufig wiederkehrendes Sodbrennen ist aber nicht nur unangenehm und schränkt die Lebensqualität der Betroffenen enorm ein, sondern kann auch zu einer Speisröhrenentzündung (Ösophagitis) führen, die bleibende Schäden (Erosionen) oder sogar eine Krebserkrankung zur Folge haben kann. Bei bis zu 40 % aller Patienten, die unter einer Refluxerkrankung leiden, können Erosionen festgestellt werden[3][4].

Die Ursachen für häufig auftretendes Sodbrennen sind vielfältig. Nikotin, Alkohol, fettiges Essen, zu enge Kleidung und Stress sind mögliche Auslöser. Bei vielen Patienten liegt eine Schwäche oder Verkrampfung des unteren Speiseröhrenschließmuskels (Ösophagussphinkter) vor, sodass die Magensäure aus dem Magen ungehindert zurückfließen kann. Auch Diabetespatienten leiden nicht selten unter den unangenehmen Auswirkungen des Säurereflux. Während einer Schwangerschaft tritt sogar bei 50 bis 80 % aller Patientinnen Sodbrennen auf[3][4].

Je nach Ursache wird das Symptom bzw. die Erkrankung medikamentös oder operativ behandelt. Viele Patienten versuchen sich jedoch, bevor sie einen Arzt konsultieren, mit Hausmitteln zu helfen. Leinöl gehört zu den zur Behandlung von Sodbrennen häufig empfohlenen Lebensmitteln. Tatsächlich besitzt es Eigenschaften, mit denen ein Säurereflux und dessen Auswirkungen möglicherweise gelindert werden können.

Leinöl wird aus Leinsamen hergestellt. Leinsamen sind reife Samen des Gemeinen Flachses (Linum usitatissimum). Das meistens kaltgepresste Öl ist reich an Omega-3-Fettsäuren. Dabei handelt es sich um ungesättigte Fettsäuren, die im Gegensatz zu gesättigten Fettsäuren vom Körper selbst nicht produziert werden können. Omega-3-Fettsäuren sind hauptsächlich in verschiedenen Fischsorten enthalten, kommen aber in Leinöl in wesentlich höherer Konzentration vor. In Studien konnte gezeigt werden, dass durch den regelmäßigen Verzehr einer ausreichenden Menge dieser Fettsäuren chronische Entzündungen gelindert werden können. Bei Rheumapatienten beispielsweise wurde durch den täglichen Verzehr einer geringen Menge Leinöls ein positiver Effekt erzielt. In einer indischen Studie, die an Ratten durchgeführt wurde, konnte nicht nur die Wirksamkeit von Leinöl bei Magenentzündungen (Gastritis) erwiesen werden, sondern auch die magensäureregulierende Wirkungdes Speiseöls. Leinöl könnte demnach nicht nur dazu beitragen, die Magensäureproduktion zu hemmen, sondern auch eine drohende oder bereits ausgebrochene Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) zu verhindern bzw. zu lindern[2][5].

Darüber hinaus besitzen Leinsamen und damit auch Leinöl schleimstoffbildende Eigenschaften. Die empfindliche Speiseröhrenschleimhaut wird beim Verzehr des Speiseöls durch einen schleimigen Film vor der aufsteigenden Magensäure geschützt. Dauerhaften Schäden (Erosionen) wird dadurch vorgebeugt[1].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Der hohe Anteil an Omega-3-Fettsäuren sorgt dafür, dass Leinöl besonders luftempfindlich ist und daher schnell ranzig wird. Es sollte immer im dunklen Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von 6 Wochen verbraucht werden. Da sich Leinöl erst bei -16 bis -20 °C verfestigt, ist eine Aufbahrung in der Kühltruhe ebenfalls möglich und verlängert womöglich die Haltbarkeit des Speiseöls. Sobald die Omega-3-Fettsäuren mit Sauerstoff oxidiert sind, schmeckt das Öl bitter und scharf. Der Verzehr führt dann nicht nur zu Übelkeit, sondern kann auch gesundheitsschädlich sein[6].

Ein bis drei Teelöffel Leinöl am Tag genügen völlig zur Selbstbehandlung bestehender Refluxsymptome. Ab etwa 100 g Leinöl pro Tag ist die Menge der aufgenommenen Omega-3-Fettsäuren nicht mehr gesundheitsförderlich. Omega-3-Fettsäuren kommen wesentlich seltener in Nahrungsmitteln vor als die ebenfalls ungesättigten Omega-6-Fettsäuren. Ernährungswissenschaftler empfehlen ein Verhältnis von etwa 1:5 im Verzehr beider Fettsäuren. Der Organismus kann sonst die aufgenommenen Nährstoffe nur ungenügend verarbeiten. Dazu kommt, dass Omega-3-Fettsäuren als Blutverdünner fungieren, die ebenfalls nicht in großen Mengen eingenommen werden sollten[7].

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Leinöl wirkt leicht abführend. Es vergrößert das Stuhlvolumen und unterstützt die Darmbewegung (Peristaltik), sodass Stuhl häufiger und leichter abgeht. Wird eine zu große Menge des Speiseöls verzehrt, kann es deshalb allerdings zu Durchfall kommen[8].

Eine vorliegende Refluxerkrankung, Diabetes oder eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) sollten unbedingt durch einen Arzt abgeklärt werden. Der Verzehr von Leinöl ersetzt keineswegs die notwendigen Behandlungsmaßnahmen und Medikamente. Verursacht der Säurereflux mindestens zweimal die Woche Beschwerden und Symptome, sollte daher ein Facharzt konsultiert werden.



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