Hausmittel

Spitzwegerichtee gegen Sodbrennen

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© PantherMedia / Liane Matrisch

Bei Magenproblemen liegt eine Behandlung mit Kuscheldecke, Wärmflasche und einer Tasse mit warmem Tee nicht fern. Handelt es sich bei den Beschwerden um das typische Sodbrennen, kann zwar fast jeder Tee angewendet werden. Es gibt jedoch einige Kräuter und Pflanzen, deren Teezubereitung besonders vorteilhaft bei der Behandlung des Sodbrennens ist. Zu dieser Gruppe der Heilpflanzen gehört der Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Im folgenden Text wird erklärt, welche Rolle Spitzwegerichtee in der Behandlung von Sodbrennen spielt, wie er wirkt und was beachtet werden sollte.


Wie und warum hilft Spitzwegerichtee bei Sodbrennen?

Der Begriff Sodbrennen beschreibt in den meisten Fällen gleichzeitig ein Symptom und die zugrundeliegende Erkrankung: Das typische Brennen hinter dem Brustbein (retrosternales Brennen) lässt sich zumeist auf eine gastroösophageale Refluxerkrankung (gastro-esophageal reflux disease, GERD, kurz oft auch Reflux genannt) zurückführen. Dabei steigt Magensäure, die normalerweise im Magen die Funktion erfüllt, die Nahrung aufzuweichen und mitverschluckte bedrohliche Bakterien unschädlich zu machen, in die Speiseröhre auf und reizt dort die Schleimhaut [1]. Diese kann sich durch den Angriff der Säure entzündlich verändern und Verletzungen davontragen (ulzeröse und erosive Ösophagitis, also Speiseröhrenentzündung). Ursächlich für den Aufstieg der Säure ist ein unzureichend schließender Muskelring (Sphinkterinsuffizienz), der normalerweise den Magen und die Speiseröhre trennt und nur die Nahrung im Schluckakt Richtung Magen passieren lassen sollte. Begünstigt wird die Muskelschlaffheit durch Alkohol und Nikotin, auch Übergewicht oder eine Schwangerschaft können das Risiko, an gastroösophagealem Reflux zu leiden, erhöhen [2].

Liegt ein Sodbrennen vor, ist meistens ein Ungleichgewicht zwischen einer zu großen Säureproduktion und einer verletzten natürlichen Barriere zur Schleimhaut nachweisbar. Hier setzt der Spitzwegerichtee an: Spitzwegerich gehört zu den sogenannten Muzilaginosa (von dem Wort „mucus“ für Schleim), da er einen großen Anteil Schleimstoffe enthält [3]. Diese Schleimstoffe bestehen aus wasserlöslichen Mehrfachzuckern (hydrophile Polysaccharide), die beim Kontakt mit Wasser zu einer geleeartigen Konsistenz aufquellen. Diese Schleimstoffe bilden einen schützenden Film über den Schleimhäuten der Speiseröhre und des Magens. So unterstützen sie die natürliche Schutzbarriere der Organe gegen die aggressive Magensäure. Über den Schutzfilm wird die Schleimhaut indirekt besser durchfeuchtet (hydriert), zusätzlich aktivieren einige der Zucker-Moleküle die Zellerneuerung. Verletzungen können so schneller verheilen. Gleichzeitig können Nahrungsstücke besser durch die Speiseröhre gleiten, ohne ihrerseits erneute (Mikro-)Verletzungen zu verursachen. Wenn bei einer Reflux-Erkrankung zu viel Magensäure produziert wird oder die körpereigene Schleimschicht beschädigt ist, kann Spitzwegerich aus diesem Grund einer entzündlichen Reaktion und Verletzung der Schleimhaut entgegenwirken.

Auch andere Inhaltsstoffe von Spitzwegerich haben in der Therapie des Sodbrennens anwendbare Wirkungen: Häufig lässt sich bei einer Magenentzündung (Gastritis) oder einer Refluxerkrankung das Bakterium Helicobacter pylori nachweisen, welches eine wichtige Rolle in der Entstehung von z.B. Magengeschwüren (Ulcus ventriculi) zu spielen scheint [4]. Die Wirkstoffgruppe der Iridoide ist im Spitzwegerich mit einem Anteil von etwa zwei Prozent zu finden und wirkt antibakteriell [5]. Auch wenn sie wahrscheinlich nicht allein eine Helicobacter-Infektion therapieren kann, ist davon auszugehen, dass sie einer Linderung der Symptome des Sodbrennens zugutekommt. Da bei einer Refluxkrankheit oft eine Entzündung der Speiseröhre vorliegt, können auch die im Spitzwegerich enthaltenen Gerbstoffe mit ihrer entzündungshemmenden Wirkung eine Besserung der Symptome begünstigen [6].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Da im Spitzwegerichtee ein vergleichsweise verdünnter Stoff vorliegt, ist eine Überdosierung eher unwahrscheinlich. Es sollte jedoch, wie bei jedem Therapeutikum, ein sinnvolles Maß gefunden werden; genaue Empfehlungen existieren nicht. Es können problemlos drei Tassen über den Tag verteilt getrunken werden, möglichst vor den Mahlzeiten, um den Magen-Darm-Trakt auf das bevorstehende Essen „vorzubereiten“ [7]. Da eine erhöhte Aufnahme von Zucker das Sodbrennen verstärken kann, sollte wenn möglich auf das Süßen des Tees verzichtet werden.

Sollte der Tee Kindern angeboten werden, ist insbesondere auf die richtige Temperatur zu achten, da Kinder schneller Verbrühungen davon tragen können und eventuell nicht gut äußern können, dass sie sich verbrannt haben.

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Bei der moderaten Einnahme von Spitzwegerichtee ist nicht von Nebenwirkungen und Risiken auszugehen. Sind Betroffene gegen Frühblüher oder Baumpollen allergisch, sollte jedoch vorsichtig ausprobiert werden, ob eine Reaktion auf den Tee erfolgt, da sich hier potenziell leichte allergische Symptome wie ein Kribbeln im Mund oder rote Flecken im Gesicht zeigen könnten.

Spitzwegerichtee sollte nicht genutzt werden, wenn gleichzeitig Medikamente mit einer geringen therapeutischen Breite eingenommen werden [8]. Das bedeutet, dass diese Medikamente schnell zu hoch oder zu niedrig dosiert sein können und nur ein schmales Dosisspektrum haben, in dem sie wirksam, aber ungefährlich sind. Zu diesen Medikamenten gehören unter anderem Digitalispräparate wie Digoxin und Digitoxin (wird bei Herzschwäche und Rhythmusstörungen eingesetzt), Theophyllin (ein Medikament gegen die Verengung der Bronchien bei Asthma und chronischer Bronchitis) und Lithium (ein Medikament, welches bei bestimmten Depressionsformen verwendet wird). Da Spitzwegerich durch die Schleimstoffe die Aufnahme (Resorption) von einigen Medikamenten durch die Schleimhaut vermindern oder verlangsamen kann, besteht die Gefahr, dass zu geringe Medikamentenspiegel im Blut aufgebaut werden. Im Zweifelsfall sollte hier der die Medikamente verschreibende Arzt zu Rate gezogen werden.

Leiden von Sodbrennen Betroffene gleichzeitig unter einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), kann es sein, dass der Arzt eine Trinkmengenbeschränkung festlegt, da das Herz nicht mehr schafft, große Mengen Flüssigkeit zu bewegen [9]. Diese Mengen liegen dann meist zwischen 0,5 und 1,5 Litern Flüssigkeit am Tag. Besteht eine solche Beschränkung sollte die Einnahme des Tees daran angepasst werden.

Viele Menschen leiden hin und wieder unter Sodbrennen, insbesondere in der Schwangerschaft ist Sodbrennen ein häufiges Problem. Bestehen die Beschwerden über eine längere Zeit, ist jedoch der gastroösophageale Reflux als eine ernstzunehmende Krankheit anzusehen. Dies ist darin begründet, dass die ständige Reizung der Speiseröhrenschleimhaut durch die Magensäure zu einer Umwandlung der oberflächlichen Schleimhautzellen führen kann. Eine solche Umwandlung birgt jedoch auch immer die Gefahr, in Krebsvorstufen oder Tumore zu entarten [10]. Deshalb sollten Betroffene, die schon lange unter Sodbrennen leiden, mit einem Facharzt sprechen, damit überprüft werden kann, ob eine Magenspiegelung anzuraten ist.



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