Schulmedizin
Mittel gegen Sodbrennen (ohne Nebenwirkungen): Welche helfen am besten?
Es gibt sehr viele verschiedene Mittel gegen Sodbrennen. Diese Wirkstoffe sind im Allgemeinen gut verträglich und nebenwirkungsarm. Dazu gehören unter anderem sogenannte Protonenpumpeninhibitoren und Histamin-H2-Antagonisten.
Im folgenden Artikel soll ein kurzer Überblick dieser beiden Arzneimittel zur Anwendung bei Sodbrennen gegeben werden
Protonenpumpeninhibitoren
Überblick
Protonenpumpeninhibitoren sind nicht nur das effektivste Mittel gegen Sodbrennen, sondern auch andern Medikamenten in Bezug auf mögliche Nebenwirkungen überlegen. Aus diesem Grund werden sie als Mittel erster Wahl zur Langzeittherapie und Prophylaxe bei Sodbrennen im Erwachsenen- und Kindesalter eingesetzt.
Wirkstoffe
- Omeprazol
- Pantoprazol
- Esomeprazol
- Lansoprazol
Wirkungsweise
Im Magen sind sogenannte Parietalzellen lokalisiert, welche Magensäure produzieren. In ihnen befinden sich Protonenpumpen (H+/K+ ATPase), die Protonen (H+-Ionen) in das Innere des Magens befördern. Dort verbinden sich H+-Ionen mit Chlorid-Ionen und bilden Salzsäure (HCl). Diese macht den Hauptbestandteil der Magensäure aus und ist für das saure Milieu im Magen ursächlich. Protonenpumpeninhibitoren unterbinden dauerhaft den Transport der Protonen in den Magen hinein. Dadurch wird die Säureproduktion vermindert. Folglich wird die schleimhautreizende Wirkung der Magensäure, welche beim Aufstoßen jenes schmerzhafte Druckgefühl hinter dem Brustbein verursacht, reduziert. Darüber hinaus können somit Komplikationen wie Schleimhautentzündungen oder Schleimhautdefekte verhindert werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Das Nebenwirkungsrisiko ist bei Protonenpumpeninhibitoren gering. In seltenen Fällen treten Magen-Darm-Beschwerden, wie Völlegefühl, Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall auf [1].
Bei einer Langzeittherapie besteht das Risiko einer bakteriellen Fehlbesiedlung oder Infektion im Magen-Darm-Trakt. Dies konnte in Studien bereits nach einer Therapiedauer von einem Monat nachgewiesen werden. Ursächlich ist der schützende Effekt der Magensäure, welcher unter Therapie vermindert ist. Je saurer der Magen ist, desto schwieriger ist das Überleben für Krankheitserreger wie Bakterien. Im Rahmen der Magensäurehemmung können sich jene Organismen folglich leichter im Magen ansiedeln und Infektionen auslösen [2].
Zu beachten
Protonenpumpeninhibitoren weisen ein großes Interaktionspotential mit anderen Medikamenten auf. Hierdurch kann deren Wirkung sowohl abgeschwächt oder auch verstärkt werden. Dies kann gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen, weshalb die kombinierte Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren und anderen Arzneimitteln immer in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen sollte [1].
Histamin-H2-Antagonisten
Überblick
Seit der Einführung der Protonenpumpeninhibitoren spielen Histamin-H2-Antagonisten nur noch eine untergeordnete Rolle in der Therapie von Sodbrennen. In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Protonenpumpeninhibitoren im Vergleich zu Histamin-H2-Antagonisten bezüglich des Therapieerfolgs deutlich überlegen sind [3]. Folglich stellen Histamin-H2-Antagonisten nur das Mittel zweiter Wahl dar und werden beispielsweise bei einer Unverträglichkeit gegenüber Protonenpumpeninhibitoren angewandt.
Wirkstoffe
- Ranitidin
- Famotidin
- Roxatidin
- Nizatidin
- Cimetidin (aufgrund von schwerwiegenden Nebenwirkungen obsolet!)
Wirkungsweise
Durch Bindung des Botenstoffes Histamin an einen Rezeptor (H2-Rezeptor) werden die Parietalzellen im Magen zur Säureproduktion angeregt. Histamin-H2-Antagonisten hemmen diesen Rezeptor und vermindern somit die Magensäureproduktion. Da Histamin der stärkste Stimulator ist, kann durch Einnahme eines Histamin-H2-Antagonisten die Magensäureproduktion um bis zu 90% eingeschränkt werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Die Histamin-H2-Antagonisten werden in der Regel sehr gut vertragen. Eine typische Nebenwirkung vieler Anti-Histaminika ist Müdigkeit. Aus diesem Grund wird empfohlen das Mittel abends, eine Stunde vor dem Schlafengehen, einzunehmen. Weitere seltene Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Schwindel, Verstopfung oder Durchfall sein.
Bei einer langfristigen Behandlung mit Histamin-H2-Antagonisten kann es zu einem Wirkungsverlust kommen. Neben Histamin, führt zu einem geringen Anteil auch der Botenstoff Gastrin zu einer Stimulation der Magensäureproduktion. Im Rahmen einer Blockierung des Histamins kommt es gegenregulatorisch zu einer Überproduktion von Gastrin und somit zu einer erneuten Steigerung der Magensäureproduktion.
Zu beachten
Der Wirkstoff Cimetidin wurde lange Zeit als Histamin-H2-Antagonist eingesetzt. Jedoch wurden hierbei starke Nebenwirkungen beobachtet, welche sich in Form von hormonellen Störungen äußerten. Beispielsweise trat Milchfluss aus den Brustdrüsen der Frau (Galaktorrhö) auf, sowie die Vergrößerung der Brustdrüsen beim Mann (Gynäkomastie). Aus diesem Grund wird von einer Therapie mit diesem Wirkstoff heutzutage abgeraten [1].
Quellenangaben
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M. Freissmuth, S. Offeremanns, S. Böhm: Pharmakologie & Toxikologie. Springer-Verlag, 2012, S. 494 ff.
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B. Hegar, E. I. Hutpea, N. Advani, Y. Vandenplas: “A double-blind placebo-controlled randomized trial on probiotics in small bowel bacterial overgrowth in children treated with omeprazole“, Jornal de Pediatria, 2013; 89(4): 381-387, http://ac.els-cdn.com/S0021755713000922/1-s2.0-S0021755713000922-main.pdf?_tid=77812c08-c7ec-11e5-9ac4-00000aab0f6b&acdnat=1454225593_5ecd767e2054abbf98c6a7a0b3b31a41
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Ying-Shi Zhang, Qing Li, Bo-Sai He, Ran Liu, Zuo-Jing Li, „Proton pump inhibitors therapy vs H2 receptor antagonists therapy for upper gastrointestinal bleeding after endoscopy: A meta-analysis“, World Journal of Gastroenterology, 2015 May 28; 21(20): 6341-635,http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4445112/pdf/WJG-21-6341.pdf
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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