Schulmedizin

Antazida gegen chronisches Sodbrennen


Darreichungsform:
Suspensorien oder Tabletten
Verschreibungspflichtig:
Nein
Hauptwirkung:
Neutralisation der Magensäure
Wirkstoffklasse:
Antazida
Kann bei den Beschwerden helfen:
Ja, bei leichten Formen
Für Kinder geeignet:
Eher nicht
Für Schwangere geeignet:
Für gelegentliche Anwendung
Für Stillende geeignet:
Für gelegentliche Anwendung

Chronisches Sodbrennen ist ein weitverbreitetes Beschwerdebild. Etwa 20% der Bevölkerung der westlichen Industrieländer sind davon betroffen [3]. Die Gruppe der Antazida neutralisieren den sauren Magensaft und können so die Beschwerden und Folgen einer Refluxerkrankung lindern. Man unterscheidet im Wesentlichen Aluminium-, Magnesium- sowie Kombinationsverbindungen, deren Wirkmechanismus jedoch sehr ähnlich ist. Aufgrund der großen Anzahl der Nebenwirkungen und auchWechselwirkungen mit anderen Medikamenten werden Antazida heutzutage nur bei bestimmten medizinischen Heilanzeigen eingesetzt. Meist werden die gut verträglichen Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) der Antazida Gruppe vorgezogen [1].

Wann ist die Einnahme von Antazida bei chronischem Sodbrennen sinnvoll?

Die Therapie einer behandlungsbedürftigen Refluxerkrankung beginnt zuerst mit einer vierwöchigen PPI-Therapie, welche in den meisten Fällen zu einer starken Symptombesserung führt. Nach diesem 4-Wochen-Intervall entscheidet sich die darauffolgende Therapie anhand des Beschwerdebildes des Patienten. Zur Verhinderung eines Wiederauftretens der Symptome kann eine Langzeittherapie mit niedrig dosierten PPIs angewendet werden.

Bei gelegentlich auftretenden Refluxbeschwerden kommt eventuell eine Intervall- bzw. Bedarfstherapie („on-demand“) zum Einsatz. Hierbei werden Medikamente nur dann einmalig eingenommen, wenn Beschwerden aufkommen oder unmittelbar vor Situationen die beim Patienten erfahrungsgemäß zu Säurereflux führen. Die Anwendung von Antazida beschränkt sich vor allem auf diese letztgenannte Behandlungsform, der Bedarfstherapie. Wichtig ist es, dass Antazida auch hier nur in Einzelfällen verabreicht werden sollten, da ihre Wirkung einer PPI-Therapie deutlich unterlegen ist [2].

Wann sollte auf die Einnahme von Antazida verzichtet werden?

Generell sollten Antazida nur bei leichten Formen des Sodbrennens bei Bedarf eingenommen werden. Keinesfalls sollten sie bei einer erosiven Form der Refluxerkrankung angewandt werden, welche sich durch das Auftreten einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) auszeichnet. In diesen Fällen muss mit einer Hochdosis-PPI-Therapie ein schnelles Abheilen der Schleimhautentzündung erzielt werden [3]. Die hierfür notwendige Antazidadosis wäre inakzeptabel hoch und würde mit einem hohen Nebenwirkungsrisiko einhergehen. Ob eine erosive Refluxerkrankung vorliegt, kann mittels einer endoskopischen Speiseröhrenspiegelung festgestellt werden [2]. Beim Vorliegen von Magengeschwüren (peptische Ulcera) oder einer diagnostizierten Niereninsuffizienz sollten Antazida stark vermieden werden [1]. Auch die Anwendung bei Kindern ist kritisch und es sollten andere Lösungen gefunden werden.zu vermeiden [2]

Wie und warum helfen Antazida bei chronischem Sodbrennen?

Antazida sind basische Stoffe, welche den sauren Magensaft (Salzsäure = HCl) ausgleichen und dadurch zur Symptomlinderung bei Sodbrennen führen können. Im Gegensatz zu den Protonenpumpeninhibitoren hemmen sie nicht die Säureproduktion. Sie wirken nur auf die Folgebeschwerden. Genauer handelt es sich bei der Wirkstoffgruppe der Antazida um die basischen Salze (Hydroxide) von Magnesium (Magnesiumhydroxid, Mg(OH)2) und Aluminium (Aluminiumhydroxid, Al(OH)3). Diese Hydroxide reagieren im Magen mit der Salzsäure zu Chloridsalzen, die dann hauptsächlich mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Nur ein geringerTeil des Magnesiums und Aluminiums gelangt vom Darm in den Blutkreislauf. Die neutralisierende Wirkung ist dosisabhängig. Je mehr Antazida eingenommen werden, desto mehr Magensäure kann neutralisiert werden [1]. Generell gilt, dass die neutralisierende Wirkung von Aluminium relativ langsam, jene von Magnesium eher schnell nach der Medikamenteneinnahme eintritt. Modernere Antazida sind meist Kombinationen von Aluminium- und Magnesiumhydroxid, welche in komplexen Kristallstrukturen aufgebaut sind. Ein wesentlicher Vorteil ist eine langsamere Wirkstofffreisetzung und aus diesem Grund ein längeres Anhalten der Säureneutralisation[4]. Für starke sowie lang andauernde chronische Refluxbeschwerden sind Antazida aufgrund der notwendigen hohen Dosen nicht geeignet [1]!

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Antazida werden in Form von Suspensorien („Magengel“) oder auch als Tabletten verabreicht [1].

Es ist wichtig das Medikament erst etwa 2 Stunden nach der Mahlzeit zu sich zu nehmen, da so die längste Wirkungsdauer erzielt werden kann. In der Regel hält die Wirkung 2 bis 3 Stunden an [4]. Bei Einnahme vor dem Essen würde der leere Magen die Antazida sehr schnell entfernen und die Wirkungsdauer reduzieren [1].Generell können Antazida im Zuge einer »on-demand« Therapie bis zu viermal täglich eingenommen werden. Die Dosis sowie deren Intervalle sollten den subjektiven Refluxbeschwerden angepasst werden [4]. Bei nächtlichem Sodbrennen kann eine Dosis vor dem Schlafengehen zu einer Symptomlinderung führen.

Antazida sollten aufgrund ihres großen Wechselwirkungspotenzials mit anderen Medikamenten in einem zweistündigen Abstand zu weiteren Arzneien eingenommen werden [1]! Es ist von Vorteil aluminiumhaltige Antazida nicht zusammen mit säurehaltigen Getränken (z. B. Fruchtsaft, Wein, Brausetabletten) einzunehmen, da so die vom Darm in den Blutkreislauf gelangende Aluminiummenge reduziert werden kann [5].

Was muss bei Kindern beachtet werden?

Antazida sollten nur sehr zurückhaltend bei Kindern zur Anwendung kommen, vor allem eine Langzeittherapie sollte unbedingt vermieden werden. Diese könnte aufgrund der Aluminiumbelastung des Kindes zu verschiedenen Krankheitsbildern führen (Blutarmut, Knochenstörungen oder Nervenschädigungen) [6].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

Generell sollte eine Medikamenteneinnahme in der Schwangerschaft immer nur nach genauer Nutzen-Risiko-Abwägung durchgeführt werden [2]. Zuerst sollte versucht werden durch Allgemeinmaßnahmen eine Symptomreduktion zu erreichen. Dazu gehören: Nahrungskarenz vor dem Schlafengehen, Höherstellen des Bettendes bei nächtlichem Reflux und leicht verdauliche Speisen. Zeigt sich dadurch keine Besserung, können Antazida bei leichten Beschwerden eingenommen werden. Hier sind vorwiegend Kombinationspräparate zu empfehlen: Wirkstoffe wie Hydrotalcit oder Magaldrat. Eine mehrwöchige Einnahme sollte auf jeden Fall vermieden werden [7]!

Was sollte während der Stillzeit beachtet werden?

Für die Stillperiode gelten dieselben Empfehlungen wie für die Schwangerschaft: Erst nach dem Allgemeinmaßnahmen keine Besserung erzielen, sollten Antazida (v.A. Hydrotalcit oder Magaldrat) eingenommen werden. Wiederum gilt dies nur für eine gelegentliche Anwendung [7].

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei Antazida?

Aluminiumhaltige Antazida führen sehr häufig zu Verstopfungen (Obstipation) während magnesiumhaltige Stoffe häufig eine Stuhlerweichung hervorrufen. Kombinationspräparate zeigen wegen der ausgleichenden Nebenwirkungen eine deutlich bessere Verträglichkeit. Bei Einnahme sehr hoher Dosen von Aluminium über einen langen Zeitraum kann es selten zu Ablagerungen in Gehirn und Knochen kommen und zu Folgeerkrankungen (wie Osteomalazie oder Osteoporose) führen. Magnesium in hohen Dosen kann Muskelschwäche, Somnolenz oder Blutdruckabfall auslösen [1].

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei Antazida?

Aufgrund der durch die Antazida ausgelösten pH- Wert Erhöhung im Magen kommt es bei vielen Medikamenten zur gestörten Wirkstoffaufnahme in den Körper. Beispiele dafür sind die Medikamente ###b/b###. Aus diesem Grund sollte immer ein mindestens zweistündiger Einnahmeabstand zu anderen Pharmaka eingehalten werden [1]

Häufig gestellte Fragen

Ja, eine Überdosierung kann sich durch erweichten Stuhl oder gesteigerte Stuhlhäufigkeit äußern. Eine Therapie ist in der Regel nicht notwendig [5].

Antazida können nur kurzfristig bei Beschwerden zu einer Besserung führen (symptomatische on-demand Therapie). Als vorbeugende Behandlung haben sie keine Wirkung. Besser geeignet hierfür sind PPIs [2].

Aufgrund der Tatsache, dass Antazida ein hohes Wechselwirkungspotenzial besitzen und dadurch die Wirkung vieler anderer Medikamente erhöhen oder abschwächen können.

Bei aluminiumhaltigen Präparaten besteht bei hoher Dosierung über lange Zeit die Gefahr einer Aluminiumablagerung im Körper [1].



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