Symptome

Reflux und Zungenbrennen

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Als Zungenbrennen wird ein Brennen, Jucken, Schmerzen, Kribbeln oder Stechen auf der Zunge bezeichnet. Die Betroffenen haben das Gefühl, die Zunge sei entzündet. Es können auch Geschmacksstörungen, Empfindungsstörungen und Mundtrockenheit hinzukommen [1]. Zungenbrennen kann ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. So steht Zungenbrennen häufig in direktem Zusammenhang mit Reflux. Wenn Zungenbrennen Folge eines „stillen Refluxes“ ist, fehlt allerdings das meist mit Reflux in Verbindung gebrachte Symptom Sodbrennen. Dies erschwert die Diagnose, weshalb den Betroffenen oft erst spät geholfen werden kann.


Zungenbrennen und Reflux: Wie hängt das zusammen?

Reflux ist der Rückfluss des sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre. Häufig leiden die Betroffenen dann an einem Brennen im Brustbereich, das als Sodbrennen bezeichnet wird. Allerdings wird Sodbrennen nicht immer durch einen Säurerückfluss verursacht. Auch einige Nahrungsmittel können zu Irritationen der Schleimhaut in der Speiseröhre führen und ähnliche Symptome hervorrufen. Gelangt Magensäure in die Speiseröhre, kann sie dort Schaden anrichten. Die Schleimhaut der Speiseröhre ist, anders als die Schleimhaut des Magens, nicht an eine saure Umgebung angepasst. Folge kann eine Entzündung der Schleimhaut in der Speiseröhre sein. Tritt Reflux über einen längeren Zeitraum auf, kommt es möglicherweise zu einer Umwandlung dieser Schleimhaut, sodass sie der Struktur der Schleimhaut des Dünn- und Dickdarms ähnelt. Dieses führt zu einem höheren Risiko, an Krebs zu erkranken (Adenokarzinom) [2]. Gelangt die Magensäure bis in den Mund, greift sie dort die Schleimhaut und die Zähne an und kann Zungenbrennen auslösen. Es kann zu einem Abbau des Zahnschmelzes (Zahnerosion) kommen, der im Folgenden zu einem Verlust von Zahnsubstanz führt.

Doch Zungenbrennen muss nicht zwingend eine Folge von direktem Kontakt mit dem sauren Magensaft. Gerät Magensäure mit den Schleimhäuten der unteren Speiseröhre in Kontakt, kann es zu einer reflexartigen Reizung der Schleimhäute im Hals-, Nasen- und Rachenbereich mit schmerzhaften Entzündungsreaktionen kommen. Die Schleimhäute schwellen an und sind gerötet [3].

Die individuell unterschiedlichen Beschwerden beim Reflux sind durch die von Mensch zu Mensch variierende Empfindlichkeit der Schleimhäute zu erklären. Menschen, die rauchen, viel Stress haben oder Frauen nach den Wechseljahren reagieren häufig stärker auf Reflux. Ihre Schleimhäute sind trockener und somit anfälliger [3].

Seltener gelangt die Magensäure bis in den Rachen- und Mundbereich. In diesem Fall wird von extraösophagealem oder – genauer – laryngopharyngealem Reflux gesprochen. Beim laryngopharyngealen Reflux steigen häufig lediglich die Gase der Säure auf. Dieser Vorgang wird als „stiller Reflux“ bezeichnet, denn er tritt nicht selten ohne Sodbrennen (Brennen im Brustbereich durch Reizung der Schleimhäute in der Speiseröhre) auf. Er kann deshalb nur schwer diagnostiziert werden. Die Betroffenen können u. a. an Zungenbrennen, chronischen Rachenentzündungen, chronischem Husten, Mundgeruch und ständigem Räuspern leiden [4].

Zungenbrennen kann auch andere Ursachen haben. Blutarmut durch Eisenmangel, neurologischer Erkrankungen, Allergien oder Pilzinfektionen können ähnliche Symptome hervorrufen [1].

Wie können die Beschwerden gelindert werden?

Oft kann eine Änderung der Lebensgewohnheiten zu einer Linderung der Beschwerden führen. Auf Rauchen, Alkohol sowie fettreiche und schwere Nahrung sollte weitgehend verzichtet werden. Experten empfehlen, zwei Stunden vor dem Schlafengehen keine Speisen mehr zu verzehren. Außerdem raten sie zu einer leichterhöhten Oberkörperlage während des Schlafens [5]. Sodbrennen bei Reflux wird häufig mit Protonenpumpenhemmern (PPI) behandelt. Diese verringern die Bildung der Magensäure im Magen. Bei stillem Reflux zeigt der Einsatz von Protonenpumpenhemmern hingegen oft keine Linderung der Beschwerden [4].

Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?

Unbehandelt kann Reflux neben Veränderungen in der Schleimhaut der Speiseröhre zu gutartigen Veränderungen an den Stimmbändern (z. B. Granulome) bis hin zu bösartigen Veränderungen im Rachen oder am Kehlkopf (z. B. Hypopharynxkarzinom, Larynxkarzinom) führen [6].

Bei länger anhaltendem oder regelmäßig wiederkehrendem Zungenbrennen sollte die Ursache von einem Arzt abgeklärt werden. Gegebenenfalls wird zur weiteren Diagnose eine Magenspiegelung, eine Kehlkopfspiegelung oder eine oropharyngeale pH-Metrie durchgeführt.