Sodbrennen beim Baby: Schulmedizin

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Im Allgemeinen leiden ca. 75 % der Säuglinge unter häufigem Spucken. Hierbei handelt es sich in den ersten Lebensmonaten meistens um einen natürlichen (physiologischen) Prozess. Vor allem, wenn bei Babys weder Störungen im Gedeihprozess, noch Alarmsymptome auftreten, besteht normalerweise kein Grund für eine medikamentöse Therapie. Werden allerdings eine Schwächung des Magenmundes (Kardiainsuffizienz), ein Zwerchfelldurchbruch oder mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch adäquate Diagnostik bestätigt, sollte die Anwendung von Arzneimitteln erfolgen. Vordergründig sind hierbei Medikamente gegen Übersäuerung, die sich durch eine sehr gute Prognose sowie Verträglichkeit auszeichnen. Oftmals tritt durch die Reifung der unteren Speiseröhrenmuskulatur während des ersten Lebensjahres ebenfalls spontan eine Besserung ein [1].

Die Einnahme sollte jedoch ausführlich mit einem Arzt besprochen werden, denn viele Arzneistoffe, die von Erwachsenen im Rahmen einer Selbstbehandlung angewandt werden, sind bei Kleinkindern absolut unangebracht [1].


Sodbrennen beim Baby
Ursache 1: Schwäche des Magenmundes (Kardiainsuffizienz)
Behandlung mit Schulmedizin: Das sollte man wissen!
Ist eine Behandlung mit Schulmedizin ausreichend?
Ja
Was sollte man während des Behandlungszeitraums vermeiden?
Säure-und kohlensäurehaltige Säfte, fett- und zuckerhaltige Breie, Kleidung, die den Bauch des Babys einengen könnte

In komplizierten Fällen von Sodbrennen bei Kleinkindern, hervorgerufen durch eine Schwächung des unteren Speiseröhrenmuskels, reicht die alleinige konservative Therapie meistens nicht aus. Hierbei haben sich Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (PPIs), welche die Magensäurebildung unterdrücken, durchaus bewährt [1][2][3].

Protonenpumpemhemmer (PPIs)

Verschreibungspflichtig: Nein 

Für Kinder geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung

Für Schwangere geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung

Hauptwirkung: Hemmt Magensäurebildung

Das Wirkpotenzial der PPIs beruht darauf, dass sie in der Lage sind die sog. Protonenpumpen in den Belegzellen des Magens irreversibel zu hemmen. Ohne die Arbeit dieser Pumpen ist die Salzsäurebildung nicht möglich.

Bei Kindern unter einem Jahr eignet sich vor allem der Arzneistoff Lansoprazol, der meist unter den Namen Zoton®, Agopton® und Lanzor® verschrieben wird. Omeprazol ist Mittel der Wahl bei Babys älter als zwölf Monate und mit einem Mindestgewicht von 10 kg. Es steht in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung. Beliebt sind häufig Filmtabletten wie Antramups®, Omezol-Mepha® Kapseln, Omebeta® und Omeprazol STADA® die u. a. gut löslich in Flüssigkeiten wie Joghurt, Säfte oder Wasser, aber keinesfalls in Milch sind.

Allgemein weisen PPIs einen raschen Wirkungseintritt sowie eine gute Prognose auf. Allerdings sollte in Betracht genommen werden, dass sich das Spektrum an klinischen Studien, welche die Einnahme von Säureblockern bei Kindern jünger als 6 Monaten thematisieren, eher spärlich gestaltet [3][4][5].

Folglicherweise sollte die Verschreibung von PPIs mit großer Vorsicht erfolgen. Einegründliche Umsetzung der ärztlichen Anweisung sowie regelmäßige Kontrollen sind hier unabdingbar.

Die Einnahme ist bis zu 8 Wochen möglich. Eine langfristige Anwendung wird nur bei schwerwiegenden Fällen erwogen und bedarf regelmäßiger medizinischer Kontrollen [5][6].

H2-Rezeptor-Antagonisten

Verschreibungspflichtig: Nein 

Für Kinder geeignet: Ja, ab 3 Jahre

Für Schwangere geeignet: Nur unter ärztlicher Anweisung

Hauptwirkung: Hemmung der Magensäurebildung

Weitere säureunterdrückende Medikamente stellen die H2-Rezeptor-Antagonisten dar. Sie weisen zwar eine geringere Maximalwirkung als die Protonenpumpenhemmer auf, führen allerdings rasch zu einer Linderung und eignen sich somit zur Behandlung von akutem Sodbrennen.

Sie hemmen die Magensaftbildung, indem sie die Aufnahme des körpereigenen Botenstoff Histamin in die Magenschleimhaut verhindern. Dort stimuliert das Hormon normalerweise die Magensäurebildung [7][8].

Aufgrund von möglichen Nebenwirkungen wird von dem Arzneistoff Cimetidin, der bei Erwachsenen Anwendung findet, abgeraten. Folglich wird stattdessen Ranitidin verschrieben.

Hier sollten die Therapie und Dosis ebenfalls mit einem Mediziner besprochen werden, denn schließlich existieren relativ wenig Datengrundlagen für die Behandlung von Kleinkindern mit Medikamenten aus dieser Wirkstoffklasse [1].

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Sodbrennen beim Baby
Ursache 2: Zwerchfellbruch (Hiatushernie)
Behandlung mit Schulmedizin: Das sollte man wissen!
Ist eine Behandlung mit Schulmedizin ausreichend?
Ja
Was sollte man während des Behandlungszeitraums vermeiden?
​Säure-und kohlensäurehaltige Säfte, fett- und zuckerhaltige Speisen/Breie, Kleidung, die den Bauch des Babys einengen könnte​

Bei der Behandlung von Reflux im Kleinkindalter, der sich ursächlich aufgrund einer Hiatushernie manifestiert, nehmen v. a. PPIs und (seltener) H2-Rezeptor-Antagonisten eine zentrale Rolle ein, sofern konservative Maßnahmen scheitern. Alle Informationen zu den oben genannten Medikamenten sowie Tipps zur Anwendung und Dosierung finden Sie unter der Ursache Schwäche des Magenmundes (Kardiainsuffizienz)".

Behandlung der sonstigen Ursachen

Die Mittel Erythromycin und Prokinetika (beispielsweise Metoclopramid, Domperidon) sind Arzneitstoffe, die u. a. die Eigenschaft aufweisen, die Kontraktion der unteren Speiseröhrenmuskulatur zu verstärken sowie die Magenentleerung zu beschleunigen. Sie werden jedoch nur in sehr speziellen Fällen eingesetzt, da es noch nicht genug Studiengrundlage für eine routinemäßige Anwendung bei Refluxbabys besteht. Zudem können sie starke Nebenwirkungen hervorrufen [1][9]. 

Sollte schließlich eine medikamentöse Therapie fehlschlagen und weiterhin starke Beschwerden andauern, ist es ratsam, u. a. auch chirurgische Eingriffe in Erwägung zu ziehen [1]. Daneben sollten Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch adäquate Diagnostik ebenfalls ausgeschlossen werden. Stellen diese nämlich den Grund für Sodbrennen dar, kann durch eine einfache Ernährungsumstellung verhindert werden, dass die kleinen Patienten nicht unnötig medikamentös therapiert werden.



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