Sodbrennen und Durchfall: Schulmedizin
Sodbrennen und Durchfall können unabhängig voneinander auftreten. Manchmal können die beiden Beschwerden jedoch auch auf denselben Auslöser zurückgeführt werden. Je nach Schwere der Symptomatik können unterschiedliche Therapieformen angewendet werden. Wenn Hausmittel und Allgemeinmaßnahmen nicht helfen, die Symptome zu lindern, können schulmedizinische Medikamente zum Einsatz kommen. Im folgenden Artikel werden diese je nach Ursache der Beschwerden erläutert. In den meisten Fällen zeigen sie eine gute Wirkung. Eine Operation ist bei den Ursachen für Sodbrennen und Durchfall sehr selten nötig.
Der Magen produziert stetig Säure. Bei Nahrungsaufnahme wird die Säureproduktion zusätzlich stimuliert; daher treten Beschwerden eines Magensäureüberschusses gehäuft in Zusammenhang mit dem Essen auf. Bestimmte Nahrungs- und Genussmittel sind bekannt dafür, die Säureproduktion besonders stark zu stimulieren und sollten daher vermieden werden (siehe oben). Eine Operation wird nur in Fällen einer organischen Ursache, wie z. B. einem säurestimulierenden Tumor (Gastrinom), durchgeführt. Folgende Medikamente helfen, den Säuregehalt im Magen zu reduzieren:
Protonenpumpeninhibitoren = PPIs (Omeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Rabeprazol, Esomeprazol)
Verschreibungspflichtig: Je nach Dosierung und Mittel
Für Kinder geeignet: Ja, jedoch erst ab dem vollendeten 1. Lebensjahr [1]
Für Schwangere geeignet: Nur in Ausnahmefällen und nach ärztlicher Absprache
Hauptwirkung: Reduktion der Magensäureproduktion
PPIs setzen direkt an den säureproduzierenden Zellen des Magens an und hemmen deren Funktion. Der Magensäuregehalt wird so sehr effektiv reduziert. Sie sind wegen ihrer starken Wirkung das Mittel der Wahl bei säurebedingten Erkrankungen [2]. Sie werden je nach Bedarf über mehrere Tage bis Wochen eingesetzt [2]. Sie weisen eine verzögerte Wirkung auf, die auch nach dem Absetzen noch mehrere Tage anhält [3]. Da PPIs den Abbau anderer Medikamente im Körper verzögern können, sollte die Einnahme immer mit dem behandelten Arzt besprochen werden [3].
Histamin H2-Rezeptor-Antagonisten (Cimetidin, Ranitidin, Famotidin, Nizatidin)
Verschreibungspflichtig: Je nach Dosierung
Für Kinder geeignet: Ja, jedoch erst ab dem 2. Lebensjahr [1]
Für Schwangere geeignet: Nur bei strenger Indikationsstellung
Hauptwirkung: Reduktion der Magensäureproduktion
H2-Rezeptor Antagonisten hemmen so wie PPIs die Säureproduktion der Magenzellen; sie weisen einen schnelleren Wirkungseintritt auf und wirken nur bis zu 12 Stunden [3]. So wie PPIs können auch H2-Rezeptor-Antagonisten die Aufnahme anderer Medikamente beeinflussen; deren Einnahme sollte daher in einem Abstand von 2 Stunden zu der Einnahme anderer Medikamente erfolgen [3]. Sie sind nicht für eine Langzeittherapie geeignet, da ihre Wirkung nach wenigen Wochen deutlich abnimmt [4].
Antazida (z. B. Magaldrat, Sucralfat, Algedrat)
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Nein
Für Schwangere geeignet: Ja [3]
Hauptwirkung: Neutralisierung von Magensäure [3]
Antazida setzen nicht an den magensäureproduzierenden Zellen an, sondern reagieren direkt mit der bereits freigesetzten Salzsäure im Mageninneren. Durch diese Reaktion kommt es zur Neutralisation der Säure. Antazida sind weniger wirksam als oben genannte Medikamente und werden vor allem bei gelegentlichem Sodbrennen etwa ein bis zwei Stunden nach dem Essen eingenommen [2][3]. Ihre Wirkung setzt bereits nach wenigen Minuten ein und hält zwei bis drei Stunden an. Die Dosierung variiert je nach verwendetem Wirkstoff.
Ein Mangel an Magensäure wird in der Regel nicht mittels schulmedizinischer Medikamenten therapiert. Um die Magensäure anzuregen, ist es hilfreich, Bitterstoffe zu sich zu nehmen. Des Weiteren existieren Ergänzungsmittel wie Salzsäure-Kapseln, die in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden können. Eine Operation kommt nur dann in Frage, wenn eine organische Ursache wie z. B. ein Tumor vorliegt.
Symptome von Stress sollten nicht (ausschließlich) mit Hilfe von Medikamenten therapiert werden. Es ist wichtig, die Stressauslöser zu erkennen und sie dementsprechend zu modulieren.
Behandlung der sonstigen Ursachen
Seltenere Ursachen wie ein Magen-Darm-Tumor dürfen nicht nur symptomatisch behandelt werden, sondern brauchen eine gezielte Therapie (je nach Tumorart und -größe eine Operation, Chemo- und/oder Strahlentherapie). Eine symptomatische Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus) wird in der Regel operativ behandelt.
Quellenangaben
-
„Gastro-ösophagealer Reflux im Kindesalter“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-071l_S1_Gastro-ösophagealer_Reflux_Kindesalter_GÖR_2015-03.pdf, 21.11.2016
-
W. Piper: Innere Medizin. Springer Verlag, 2007, S. 339.
-
E. Beubler: Kompendium der Pharmakologie: Gebräuchliche Arzneimittel in der Praxis. Springer Verlag, 2011, S. 95 ff.
-
„Ratgeber für Patienten: Was Sie schon immer über Reflux/Sodbrennen wissen wollten und sollten“, http://www.gastro-liga.de/download/Reflux_Sodbrennen_Web.pdf, 21.11.2016
Ordnen Sie sich mit Ihrer Beschwerde genauer ein:
Wichtiger Hinweis
Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Informationen sowie Kommentare und Diskussionsbeiträge können und dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen und/oder einer eigenständigen Auswahl und Anwendung oder Absetzung von Arzneimitteln, sonstigen Gesundheitsprodukten oder Behandlungsmethoden verwendet werden. Viele Symptome und Beschwerden können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Für eine sichere Diagnose und Behandlung muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Inhalte sind sorgfältig erarbeitet und werden in regelmäßigen Abständen auf ihre Richtigkeit überprüft und aktualisiert. Jedoch unterliegen die Erkenntnisse in der Medizin einem ständigen Wandel. Wir übernehmen daher keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Inhalte auf den Webseiten.
Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2017 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
Die DeGiN-Redaktion
Redaktions- und Lektoratsleitung: | Lorenz Graubner, Lisa Wunsch |
Lektoren: | Dr. rer. nat. Antje Kronenberg, Cand. med. Lil Meyer-Arndt, Cand. med. Viktoria Palm, Heike Marie Westhofen (Heilpraktikerin), Claudia Sarkady (Fachlektorat) |
Art Director: | Oleg Shmykov B.A. |