Sodbrennen und Durchfall: Ursachen
Das Auftreten von Sodbrennen und Durchfall in einem gemeinsamen Beschwerdekomplex stellt keineswegs eine Seltenheit dar. Als Auslöser dieser funktionellen Verdauungsstörungen fallen hierbei eine fehlerhafte Ernährung, psychosoziale Belastungsfaktoren, die Einnahme von Medikamenten sowie seltene Krankheitsbilder ins Gewicht.
Üppige und süße Gerichte führen zu einer Steigerung von Gastrin, welches ein zentrales Hormon in der Stimulation der Magensäurebildung darstellt. Der Genuss von Schokolade, Kaffee, schwarzen Tee und Fastfood schüttet dieses vermehrt aus. Infolgedessen wird die Säurebildung im Magen angeregt [1][2]. Ein dauerhafter Überschuss an Magensaft kann den Rückfluss dessen in die Speiseröhre steigern, was die Entstehung von Sodbrennen begünstigt. Darüber hinaus kann sich Magensäure auch im Dünndarm, der sich dem Magen anschließt, zunehmend anreichern. Das sonst alkalische Milieu in diesem Bereich nimmt vermehrt einen sauren Charakter an. An dieser Stelle befinden sich bestimmte Enzyme, die für die Zerlegung großer Kohlenhydrat- und Fettmoleküle von essenzieller Bedeutung sind. Die Präsenz der Säure deaktiviert jedoch diese Enzyme [2].
Als Ergebnis gelangen die unaufgespaltenen Nahrungsbestandteile in den Dickdarm. Die Fettsäure - und Zuckerketten sind wasserziehend und bewirken, dass die Stuhlbeschaffenheit eine vermehrt flüssige Konsistenz annimmt, mit Durchfall als Folge [3].
Ursächlich für ein Überschuss an Magensäure kann auch eine weitverbreitete Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori sein. Es bildet gewisse Entzündungssubstanzen, welche die Gastrinproduktion erheblich ankurbeln [4][5].
Zur Therapie von Sodbrennen finden v. a. frei erhältliche Arzneistoffe wie Protonenpumpeninhibitoren (PPIs), H2- Antagonisten und Antazida zur Unterdrückung der Magenübersäuerung Einsatz. Die Langzeitanwendung solcher Pharmaka hat allerdings Folgen. Durchfall und Magen-Darmverstimmungen gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen dieser Medikamente [6]. Das Magensekret stellt einen wichtigen Teil der Immunabwehr dar. Es besteht aus stark ätzender Salzsäure, die neben einer Verdauungsfunktion auch schädliche Krankheitserreger abtötet [1]. Bei effektiver Hemmung der Magensäure gelingt es den Keimen, ungehindert in den Verdauungstrakt zu gelangen, was zu häufigem Durchfall führen kann.
Zudem ruft ein Mangel an Magensaft durch die Einnahme von PPIs auch einen niedrigen Vitamin-B12-Spiegel hervor, wodurch wiederum Symptome wie Durchfall entstehen können [7][8]. Daneben kann Sodbrennen und saures Aufstoßen paradoxerweise ebenfalls im Rahmen einer starken Untersäuerung (Hypoazidität) entstehen [9][10].
Stress und Anspannung dominieren mittlerweile den Alltag, was sich des Öfteren in Magen-Darmstörungen wie das Reizmagensyndrom äußert. Es wird durch zahlreiche Symptome wie ständig saures Aufstoßen und Stuhlunregelmäßigkeiten charakterisiert [11]. Bei Dauerbelastung wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet, das gleichzeitig die Magensäurebildung stimuliert [1][12][13].
Sonstige Ursachen
Seltene Krankheiten können ebenfalls zu einer starken Bildung an Magensekret mit den bereits beschriebenen Folgen führen, indem sie eine Einleitung des Gastrins in den Körper bewirken. Zu den Erkrankungen zählen das Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom), ein Magen-Darmtumor, und eine gestörte Nebenschilddrüsenfunktion (Hyperparathyreoidismus) [3].
Quellenangaben
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Stefan Silbernagel: Physiologie. Georg Thieme Verlag, 2014, S. 435, S. 541–543.
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Florian Horn: Biochemie des Menschen, das Lehrbuch für das Medizinstudium. Georg Thieme Verlag, 2002, S. 462.
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Gerd Herold et al.: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2016, S. 517, S. 775, S. 464, S. 463, S. 465.
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Wolfgang Piper: Innere Medizin. Springer Verlag, 2. Auflage, 2013, S. 352.
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„Helicobacter-Infektion, Was ist Helicobacter?“, http://www.internisten-im-netz.de/de_was-ist-helicobacter_1055.html, 26.06.2016
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Thomas Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2008, S. 167–168, S. 178–179, S. 171.
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„Vitamin-B12-Mangel durch Säureblocker möglich“, http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56894, 26.06.2016
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„Pernicious anemia“, https://www.nlm.nih.gov/medlineplus/ency/article/000569.htm, 26.06.2016
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„Übersäuerung des Magens (Hyperazidität) | Ursachen & Behandlung“, http://www.saeure-basen-ratgeber.de/faq/uebersaeuerung-des-magens-hyperaziditaet-ursachen-behandlung/, 26.06.2016
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„Nicht nur Magensäure kann Völlegefühl verursachen", http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_807_nicht-nur-magens-ure-kann-v-llegef-hl-verursachen.html, 26.06.2016
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„Reizmagen - Was ist ein Reizmagen?", http://www.internisten-im-netz.de/de_was-ist-ein-reizmagen_247.html, 26.06.2016
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Jesko Priewe, Daniel Tümmers: Kompendium Vorklinik-GK1. Springer Verlag, 2007, S. 1004.
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Philipp Christen, Rolf Jaussi, Roger Benoit: Biochemie und Molekularbiologie – eine Einführung in 40 Lehreinheiten. Springer Verlag, 2016, S. 353.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2017 |
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