Sodbrennen durch Rauchen: Ursachen
Sodbrennen ist ein sehr häufig auftretendes Beschwerdebild, das sich durch brennende Schmerzen hinter dem Brustbein oder im Bereich des Oberbauchs kennzeichnet. Ausgelöst werden die Beschwerden durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, was als Reflux bezeichnet wird [1]. In Studien konnte mehrfach nachgewiesen werden, dass Rauchen bei der Entstehung von einem solchen Magensäurereflux eine zentrale Rolle spielt [2]. Im folgenden Artikel soll erläutert werden, wie und warum durch regelmäßiges Rauchen Sodbrennen verursacht werden kann.
Am Übergang von Speiseröhre zu Magen ist eine muskuläre Ringstruktur lokalisiert, die bei Kontraktion zu einem Verschließen der Speiseröhre führt und somit als Schließmuskel fungiert. Dieser Muskel verhindert normalerweise das Zurückfließen von Magensäure, aber auch von Speisebrei in die Speiseröhre. Wie Studien zeigen konnten, führt der Konsum von Nikotin innerhalb weniger Minuten zu einem Erschlaffen des Muskels. Diese muskuläre Fehlfunktion konnte im Rahmen der Studie bei allen Rauchern nachgewiesen werden [3]. Durch die in die Speiseröhre zurückfließende Magensäure wird die Speiseröhrenschleimhaut gereizt, was sich als brennendet Schmerz äußern kann [1].
Die Speiseröhre verfügt über einen Selbstreinigungsmechanismus. Dieser soll das Abtransportieren von Magensäure und Speiseresten gewährleisten. Ein zentraler Bestandteil dieser Selbstreinigung ist eine ausreichende Speichelproduktion. Diese ist bei Rauchern jedoch stark herabgesetzt. Die unzureichende Produktion von Speichel führt folglich zu einer verminderten Reinigung der Speiseröhrenschleimhaut. Hierdurch verbleibt Magensäure länger in der Speiseröhre und schädigt dort die Schleimhaut, was sich als Sodbrennen bemerkbar machen kann [5.] Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass bei Rauchern der Anteil an säureneutralisierende Bestandteilen im Speichel deutlich herabgesetzt ist [6]. Folglich kann die Magensäure nicht nur schlechter abtransportiert, sondern auch neutralisiert werden. Dies führt nicht nur zu Beschwerden wie Sodbrennen, sondern kann bei lang andauernder Schleimhautreizung auch zu Schleimhautentzündungen, Schleimhautdefekten oder Schleimhautverwachsungen führen [1]. Die Beschwerden können durch das einstündige Kauen von Kaugummi gelindert werden, da hierdurch die Speichelproduktion verstärkt angeregt wird. Bereits aufgetretene Schleimhautschäden können aber nicht geheilt werden [7].
Wie Studien zeigen, weisen Raucher ein deutlich erhöhtes Risiko für das Entwickeln von Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) auf [8]. Hierbei werden zwei Formen von Speiseröhrenkrebs unterschieden: Das häufiger vorkommende Plattenepithelkarzinom, das direkt durch regelmäßiges Rauchen hervorgerufen wird und das an Häufigkeit stark zunehmende Adenokarzinom. Letzteres wird durch jahrelangen Reflux ausgelöst, weshalb Rauchen indirekt die Entstehung des Adenokarzinoms begünstigt [5]. Beide Formen zeichnen sich durch ein unkontrolliertes Wachstum mit Zerstörung der Speiseröhrenschleimhaut aus. Dies macht sich unter anderem durch Sodbrennen, aber auch Schluckbeschwerden bemerkbar. Bei Ausbreitung der Krebszellen in umliegende Strukturen, liegt bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium vor. Dieses endet häufig innerhalb von 5 Jahren tödlich [1].
Sonstige Ursachen
Ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein, deer als Sodbrennen gedeutet wird, kann aber auch andere Ursachen haben. Im Zusammenhang mit regelmäßigem Rauchen kann dies beispielsweise auch einen drohenden Herzinfarkt signalisieren. Grund hierfür ist eine Durchblutungsstörung aufgrund verkalkter Herzgefäße, wie sie sehr häufig bei Rauchern vorkommen. Durch die verstopften Gefäße gelangt zu wenig Blut und damit auch zu wenig Sauerstoff zum Herzen. Dies führt zu einem Absterben einzelner Herzmuskelzellen. Abhängig vom Ausmaß dieses Muskeluntergangs können die Schmerzen gering ausgeprägt und durchaus mit Sodbrennen zu verwechseln sein. Besonders Frauen und Diabetiker zeichnen sich hierbei durch ein sehr untypisches Schmerzmuster aus, weshalb häufiger Verwechslungsgefahr mit anderen Beschwerden wie Sodbrennen besteht [1].
Quellenangaben
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H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, 2013, S. 60 ff., S. 482–483, S. 492 ff.
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A. Hallman Ed. Al. „Risk Factors on the Development of New-Onset Gastroesophageal Reflux Symptoms. A Population-Based Prospective Cohort Study: The HUNT Study”, The American Journal of gastroenterology, 2015 March; 110: 393-400
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C. Stanciu Ed. Al. “The effect of smoking on gastrooesophageal reflux” Gut, 1972 April; 13(4):318
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W. Piper: Innere Medizin. 2. Auflage, Springer Verlag, 2013, S. 337 f.
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W. Siegenthaler, H. E. Blum: Klinische Pathophysiologie, Thieme Verlag, 2001, S. 793
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P.J. Kahrilas, R.R. Gupta „The effect of cigarette smoking on salivation and esophageal acid clearance“, The Journal of Laboratory and Clinical Medicine, 1989 October; 114(4):431-8
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Deutsches Ärzteblatt: „Kaugummi gegen Sodbrennen“, http://www.aerzteblatt.de/arch... , 04.03.2016
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L. A. Anderson Ed. Al. “Risk factors for Barrett’s oesophagus and oesophageal adenocarcinoma: Results from the FINBAR study“, World Journal of Gastroenterology, 2014 March; 13(10): 1585-1594
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.12.2016 |
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