Symptome

Rückenschmerzen durch Refluxkrankheit

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Als klassisches Symptom der gastroösophagealen Refluxkrankheit gilt Sodbrennen. In wenigen Fällen kann ein wiederholter Reflux auch Rückenschmerzen auslösen. Doch keine muskulären Verspannungen oder Schäden am Skelettapparat lösen die Rückenschmerzen aus, sondern die Säureschäden in der Speiseröhre; diese werden auf den Rücken projiziert. Bei wiederholtem Aufsteigen der Magensäure in die Speiseröhre drohen neben den Rückenschmerzen auch ernste gesundheitliche Konsequenzen. Es muss aber immer daran gedacht werden, dass Rückenschmerzen und die Refluxkrankheit fast ein Volksleiden sind und auch unabhängig voneinander bestehen können. Der nachfolgende Text wird die Zusammenhänge, Behandlungsmöglichkeiten und Risiken von Rückenschmerzen durch eine Refluxkrankheit genauer erläutern.


Rückenschmerzen durch Refluxkrankheit: Wie hängt das zusammen?

Die gastroösophageale Refluxkrankheit betrifft mittlerweile jeden fünften Deutschen. Gerade die modernen Lebens- und Essgewohnheiten haben für eine stetige Zunahme der Erkrankung gesorgt. Eine einseitige Ernährung, viel Stress, ein hoher Genussmittelkonsum und Übergewicht sind hierbei nur einige Ursachen. Bei der Refluxkrankheit ermöglichen krankhafte Erschlaffungen des Speiseröhrenschließmuskels der Magensäure in die Speiseröhre aufzusteigen. Normalerweise dient die Salzsäure der Nahrungsandauung und Keimabtötung im Magen. Dieser besitzt spezielle Schutzmechanismen, um nicht selbst von der Magensäure angegriffen zu werden. Durch die Schließmuskelschwäche kann der saure Magensaft die schützende Barriere überwinden [1]. Die Schleimhaut in der Speiseröhre wird gereizt, freie Nervenendigungen werden aktiviert und das schmerzhafte Gefühl wird wahrgenommen. Die meisten Betroffenen spüren den Schmerz als Sodbrennen, bei anderen äußert sich der saure Reflux als Rückenschmerz. Doch wie kommt dieser Unterschied genau zustande? Die inneren Organe sind mit vegetativen Nerven durchzogen. Das vegetative Nervensystem agiert weitestgehend unabhängig vom Bewusstsein, reguliert lebenswichtige Körperfunktionen, wie die Verdauung, und leitet aber auch Informationen von den Organen in das Gehirn. Die freien Nervenendigungen, die durch die aufgestiegene Magensäure gereizt werden, ziehen in das Rückenmark und werden dort auf eine andere Nervenzelle umgeschaltet [2]. Diese Nerzenzelle ordnet den „inneren Schmerz“ einem oberflächlichen Hautbereich zu. So kommt es, dass die meisten Betroffenen einen Reflux als Schmerz hinterm Brustbein verspüren. Bei wenigen Refluxkranken werden die Nervenendigungen aus der Speiseröhre auf eine Nervenzelle umgeschaltet, die normalerweise für das Gefühl im Rücken verantwortlich ist. Daher kann eine Refluxkrankheit auch zu Rückenschmerzen führen. Da normalerweise Organschmerzen ein seltenes Ereignis beim Menschen sind, hat das Nervensystem nie gelernt diese Schmerzen genau zu lokalisieren [4]. Durch die kompensatorische Schmerzübertragung auf einen oberflächlichen Bereich des Körpers, spricht man fachlich vom „übertragenem Schmerz“ [5].

Etwa 20 % der deutschen Bevölkerung leiden unter Sodbrennen und 31 % unter chronischen Rückenschmerzen [1][3]. Statistisch sind daher viele von einer Refluxkrankheit und Rückenschmerzen betroffen, ohne dass es einen Zusammenhang gibt. Wenn die Rückenschmerzen immer verspürt werden, wenn sauer aufgestoßen wird, ist dies ein deutlicher Hinweis auf den Zusammenhang mit der Refluxkrankheit [5].

Wie können die Beschwerden gelindert werden?

Wenn der Rückenschmerz durch eine Refluxkrankheit ausgelöst wird, gilt es diese zu bekämpfen. Physiotherapie und medizinische Massagen können den Schmerz meist nicht lindern, da keine muskuläre Verspannung, sondern eine Schmerzübertragung von der Speiseröhre auf den Rücken vorliegt [4]. Auch altbewährte Hausmittel wie Natron, Weißbrot oder Mandeln können die Magensäure in der Speiseröhre neutralisieren und kurzzeitig einer weiteren Refluxattacke vorbeugen. Dennoch bekämpfen die Hausmittel nur die Symptome der Refluxkrankheit, nicht die Erkrankung selbst. Gezielte Umstellungen der Lebens- und Essgewohnheiten haben bereits bei vielen Refluxkranken eine positive Wirkung gezeigt. Im Vordergrund steht eine Gewichtsnormalisierung bei Übergewicht. Wenn weniger Fettgewebe auf den Magen drückt, wird dieser entlastet und Refluxepisoden werden seltener. Anstatt einer einseitigen Ernährung und fettreicher Mahlzeiten sollte der Speiseplan ausgewogen gestaltet werden. Viele kleine Portionen über den Tag verteilt, anstatt der drei großen Hauptmahlzeiten beugen ebenfalls einem Reflux vor. Stress bewirkt hormonelle Veränderungen im Körper, die sich als Refluxkrankheit äußern können. Genussmittel wie Tabak, Alkohol und Kaffee sollten nur in Maßen und nach individueller Verträglichkeit konsumiert werden. Bringen die Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg, können ebenfalls alternativmedizinische Maßnahmen zum Einsatz kommen. Akupunktur, Osteopathie oder Akupressur sind hierbei zu nennen. Schulmedizinisch werden Protonenpumpenhemmer zur Bekämpfung der Refluxkrankheit verschrieben. Diese Medikamente hemmen die Säureproduktion im Magen, wodurch diese neutralisiert wurde. Nach Absetzen der Medikamente treten bei vielen Betroffenen die Beschwerden wieder auf, sodass eine Dauertherapie nötig werden kann [1].

Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?

Die Rückenschmerzen durch die Refluxkrankheit sind Ausdruck der Gewebsschädigung in der Speiseröhre durch die Magensäure. Wiederholte Refluxattacken führen zu einer Speiseröhrenentzündung. Auf Grundlage dieser Entzündung können GeschwüreBlutungen und Verengungen entstehen. Bei den Betroffenen äußert sich dies häufig mit Schluckbeschwerden und Schmerzen. Auch nächtliche Schlafstörungen durch Refluxereignisse sind auf Dauer nicht zu vernachlässigen. Über längere Zeit unbehandelt kann sich sogar ein bösartiger Speiseröhrentumor ausbilden. Rückenschmerzen lassen nicht sofort an eine Refluxkrankheit denken, dennoch sollte bei Ausschluss anderer Ursachen an diesen seltenen Zusammenhang gedacht werden, um Schlimmeres zu verhindern [1].