Sodbrennen beim Kind: Schulmedizin
Kinder und Säuglinge sind häufig von einem gastroösophagealem Reflux betroffen, auch wenn dieser nicht immer zu den Symptomen des Sodbrennens führt. Auch wenn die Beschwerden mit zunehmenden Alter häufig abnehmen, kann manchmal eine Behandlung notwendig werden [1]. Der Entstehung von Sodbrennen bei Kindern liegen verschiedene Ursachen zugrunde, die sich möglicherweise in ihrer medikamentösen Behandlung unterscheiden. Doch im Vergleich zu Erwachsenen ist die Verabreichung von Tabletten bei Kindern oft beschränkt. Meist liegt das an fehlenden Erfahrungen zu Risiken und Nebenwirkungen in dieser Altersgruppe oder erhöhter Anfälligkeit für bestimmte unerwünschte Wirkungen. Dieser Artikel soll einen Überblick vermitteln, welche Medikamente bei Sodbrennen bei Kindern geeignet sind und worauf geachtet werden sollte.
Ein gastroösophagealer Reflux ist im Kindesalter ohne das Auftreten von Symptomen nicht als Krankheit zu betrachten [1]. Eine Therapie wird deshalb erst bei Beschwerden oder Komplikationen empfohlen. Die Verabreichung folgender Medikamente kann zwar nicht die Koordination des Speiseröhrenschließmuskels verbessern. Die Therapie verringert allerdings die Auswirkung des sauren Refluxes auf die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre, sodass Sodbrennen reduziert wird.
Generell sollte bei Kindern vor Beginn einer medikamentösen Behandlung immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Säuglinge und Kinder können nämlich aufgrund ihres noch ausstehenden Wachstums und unausgebildeter Stoffwechselvorgänge häufig anfälliger für Nebenwirkungen sein. Außerdem ist stets die Packungsbeilage auf Anwendungsbeschränkungen für Kinder bestimmter Altersklassen zu studieren.
Omeprazol (Protonenpumpeninhibitoren)
Verschreibungspflichtig: Nein
Für Kinder geeignet: Eingeschränkt
Für Schwangere geeignet: Ja
Hauptwirkung: Hemmung der Säureausschüttung im Magen
Omeprazol ist ein Wirkstoff, der zur Gruppe der Protonenpumpeninhibitoren gehört [3]. Weitere Vertreter sind Pantoprazol, Esomeprazol oder Lansoprazol. Sowohl Omeprazol als auch Pantoprazol sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und sind gängige Medikamente bei Erwachsenen mit Sodbrennen. Bei Kindern sind jedoch nicht alle Wirkstoffe der Protonenpumpeninhibitoren zugelassen. Nach jahrelanger Anwendung von Omeprazol in der Kinderheilkunde liegen zu diesem Wirkstoff allerdings ausreichende Erfahrungen vor. Omeprazol ist deshalb ab dem 1. Lebensjahr zur Behandlung der Refluxerkrankung zugelassen [4]. Generell bestehen zu Omeprazol die meisten Erkenntnisse zur Therapie im Kindesalter, sodass dies Mittel der 1. Wahl ist. Empfohlen wird eine Dosierung von 0,7 bis 1,4 mg pro kg Körpergewicht pro Tag in ein bis zwei Gaben täglich. Genaue Hinweise sind hierbei der Packungsbeilage zu entnehmen. Esomeprazol ist hingegen erst ab dem 12. Lebensjahr zugelassen [5].
Bei Erwachsenen mit Verdacht auf Reflux wird versuchsweise ein Protonenpumpenhemmer verabreicht, um das Ansprechen der Therapie zu überprüfen. Dies wird bei Kindern unter 12 Jahren nicht empfohlen [3]. Eine Gabe von Medikamenten sollte also erst bei gesicherter Diagnose erfolgen.
Weitere Medikamente
Protonenpumpeninhibitoren sind die wichtigsten Medikamente in der Behandlung des Sodbrennens bei Kindern. Trotzdem gibt es einige weitere Medikamente, die zur Anwendung kommen können, allerdings nur in der Therapie der zweiten Wahl. Dazu zählen die H2-Blocker, zu denen auch Ranitidin gehört. Ranitidin ist in der Kinderheilkunde ab dem 2. Jahr zugelassen [5] und wirkt durch ähnlichen Mechanismus wie die Protonenpumpenhemmer. Die Wirksamkeit von H2-Blockern ist aber deutlich schwächer, sodass sie bei Kindern nicht primär eingesetzt werden sollten [3].
Antazida als Medikamente, die direkt die Magensäure neutralisieren, werden bei Kindern nur sehr zurückhaltend eingesetzt und nicht in der primären Therapie empfohlen [5].
Bei Übergewicht und ungesunder Ernährung als Ursache für Sodbrennen bei Kindern sollte generell eine Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten erfolgen. Durch ausgewogene Ernährung und körperliche Betätigung sollte als wichtigstes Ziel die Gewichtsabnahme angestrebt werden. Medikamente sollten nur begleitend und unterstützend verabreicht werden.
Alle Informationen zu Protonenpumpeninhibitoren und weiteren Medikamenten sowie Tipps zur Anwendung und Dosierung finden Sie oben bei der Ursache „Fehlende Koordination des Speiseröhrenschließmuskels“.
Behandlung der sonstigen Ursachen
Weitere Ursachen für Sodbrennen bei Kindern, wie zum Beispiel ein Speiseröhrenbruch oder eine Störung der Speiseröhrenbeweglichkeit, können heutzutage zum Teil operativ versorgt werden.
Quellenangaben
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G. Marx, P. Müller: „Die gastrooesophageale Refluxkrankheit im Säuglings- und Kindesalter“, PAEDIATRICA, Vol. 16 No. 2, 2005, S.12 ff.
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G. Herold: Innere Medizin 2016. Verlag Gerd Herold, 2015, S. 439 ff.
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H. Koop et al.: „S2k Leitlinie 021/013 Gastroösophageale Refluxkrankheit“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-013l_S2k_Refluxkrankheit_2014-05.pdf, 27.11.2016
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„Omeprazol in der Kinderheilkunde“, http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs001120050020,27.11.2016
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„Gastro-ösophagealer Reflux im Kindesalter – AWMF“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-071l_S1_Gastro-%C3%B6sophagealer_Reflux_Kindesalter_G%C3%96R_2015-03.pdf, 27.11.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 07.09.2017 |
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