Ursachen
Sodbrennen durch Schokolade
Ob zu Weihnachten, zu Ostern oder zwischendurch: Ein Stück Schokolade oder eine Praline isst jeder gern einmal. Wenn das Genusserlebnis jedoch mit Schmerzen einhergeht, schränkt dies die Freude erheblich ein. Nicht wenige Menschen reagieren auf Schokolade mit Sodbrennen. Durch Magensäure, die in die Speiseröhre aufsteigt, entsteht ein Brennen hinter dem Brustbein. Zucker und Fett in der Schokolade lassen den Muskelring zwischen Speiseröhre und Magen erschlaffen und die Magensäure kann in die Speiseröhre gelangen. Vermittelt wird die Muskelreaktion über verschiedene Botenstoffe des Verdauungssystems. Der folgende Text erklärt, welche Mechanismen zu Sodbrennen nach dem Verzehr von Schokolade führen und was die Beschwerden lindern kann.
Sodbrennen von Schokolade: Wie hängt das zusammen?
Sodbrennen ist die Folge, wenn aggressive Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt und dort das Gewebe verletzt. Ein Muskelring, der Ösophagussphinkter, trennt die Speiseröhre vom Magen und lässt nur kontrolliert während des Schluckens Essenportionen in den Magen gelangen. Ist die Spannung im Sphinkter jedoch reduziert, kann es geschehen, dass Mageninhalt gemischt mit Magensäure „rückwärts“ in die Speiseröhre fließt. Dies führt zu Schmerzen hinter dem Brustbein und zu einer Reizung des Speiseröhrengewebes [1].
In Schokolade sind sowohl Zucker als auch Fette enthalten. Beide führen zu einer verminderten Ruhespannung des Ösophagussphinkters [2]. Gleichzeitig erhöht sich die Öffnungswahrscheinlichkeit des Sphinkters, sodass Magensäure aufsteigen kann [3].
Zusätzlich wird durch die Zuckeraufnahme der Botenstoff Glucagon-like Peptid-1 (GLP-1) produziert. Dieses Verdauungshormon ist für eine gesteigerte Insulinausschüttung verantwortlich, damit der Zucker zur Energiegewinnung in die Zellen gelangen kann. Außerdem führt es zu einer Entspannung der Magen-Darm-Muskulatur [4]. Dadurch wird das Essen nicht mehr aktiv über die Peristaltik, also über die Bewegung der Darmmuskulatur, vorangeschoben. Die Folge ist eine verlangsamte Magenentleerung. Wenn der Speisebrei länger im Magen verbleibt, erhöht dies den Druck auf den Speiseröhrensphinkter und es kann leichter zu Sodbrennen kommen.
Schließlich lässt sich auch ein Langzeiteffekt von Schokolade auf das Sodbrennen beobachten: Eine dauerhaft hochkalorische Ernährung führt zu einer Gewichtszunahme und damit oft zu einer Zunahme des Bauchumfangs. Dadurch steigt der Druck auf den Magen ebenfalls. Menschen mit einem erhöhten Bauchumfang leiden deshalb häufiger an Sodbrennen [5]. Zusätzlich erhöht eine fett- und zuckerreiche Ernährung die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes mellitus zu erkranken. Diabetespatienten haben ein erhöhtes Risiko, eine Magenlähmung (Gastroparese) und damit durch die verzögerte Magenentleerung ein Sodbrennen zu entwickeln [6].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Tritt Sodbrennen nur nach dem Verzehr von Schokolade auf, ist es naheliegend, darauf zu verzichten oder den Konsum einzuschränken. Möchte der Betroffene der Schokolade nicht ganz entsagen, ist Zartbitterschokolade möglicherweise eine Alternative: Sie enthält weniger Fett und Zucker [7]. Andere Süßigkeiten können eventuell die Lust auf Schokolade vermindern und so für selteneres Sodbrennen sorgen.
Hat der Schokoladenverzehr einmal Sodbrennen ausgelöst, kann dieses durch verschiedene Hausmittel gelindert werden. Zu diesen Mitteln gehören verschiedene Kräutertees, beispielsweise mit Kamille oder Spitzwegerich, ein Glas Milch oder ein Stück Weißbrot [8]. Helfen diese Mittel nicht ausreichend, sind in der Apotheke Medikamente gegen Sodbrennen erhältlich. Dabei sind die magensäurereduzierenden Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol) am effektivsten [9].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Treten die Sodbrennen-Attacken nur nach dem Genuss von Schokolade auf, ist von keinem ernsthaften gesundheitlichen Risiko auszugehen. Kommt es jedoch immer häufiger zu Sodbrennen-Episoden, auch nach dem Verzehr anderer Lebensmittel oder spontan, sollte dies ernst genommen werden. Es kann sich dann um eine Refluxkrankheit handeln, welche die Speiseröhre nachhaltig schädigt. Die Magensäure reizt die Schleimhaut der Speiseröhre und kann zu Verletzungen und Gewebeveränderungen führen [1]. Diese Veränderungen können sich sogar zu Krebsvorstufen und Tumoren weiterentwickeln. Deshalb sollte bei häufigem Sodbrennen der Hausarzt oder ein Gastroenterologe aufgesucht werden.
Quellenangaben
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G. Herold: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2011, S. 422, S. 421.
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H. Messmann: Klinische Gastroenterologie. Georg Thieme Verlag, 2011, S. 161.
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H. P. Peters et al.: “The effect of a sports drink on gastroesophageal reflux during a run-bike-run test”, International Journal of Sports Medicine, 21 (1)/2000, S. 65–70.
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X. Qin et al.: “GLP-1 reduces intestinal lymph flow, triglyceride absorption, and apolipoprotein production in rats”, Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol, 288 (5)/2005, S. G943–949.
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H. B. El-Serag et al.: "Anthropometric correlates of intragastric pressure", Scandinavian Journal of Gastroenterology, 41 (8)/2006, S. 887–891.
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J. F. Erckenbrecht, S. Jonas: Viszeralmedizin: Interdisziplinäres Facharztwissen Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Springer-Verlag, 2015, S. 157.
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M. Iatroudakis: Kakao: Die wundersame Heilkraft der Kakaobohne, CreateSpace Independent Publishing Platform, 2014, S. 53.
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J. Flügge: Die biologische Behandlung von Sodbrennen und Reflux. Books on Demand, 2007, S. 75.
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U. Dutta, D. Armstrong: “Novel pharmaceutical approaches to reflux disease”, Gastroenterology Clinics of North America, 42 (1)/2013, S. 93–117.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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